30jähriger Krieg 1618 - 1632, erste Hälfte

Mittwoch, 24. August 2016

Bild links: Aus der Schlacht bei Wimpfen

Vorbemerkung:

Unsere erste Schlacht mit Tercios. Die Spanier haben diesen Schlachthaufen im 16. Jahrhundert erfunden, der mit etwa 3000 Mann wesentlich beweglicher und eleganter zu handhaben ist als die alten Schweizer Gevierte zu 10 000. Dem Tercio liegt der geniale Grundgedanke zugrunde, Gewehrschützen und Pikenträger zusammenwirken zu lassen. Das haben zwar auch schon die Landsknechte vermocht, aber eher in Ansätzen, deren Arkebusiere sind eher Begleitschutz als Bestandteil des Gewalthaufens.

 

Beim Tercio bilden Schützen und Spießer immer eine Gemeinschaft, und jetzt, im 17. Jahrhundert, ist man vor allem in Deutschland auch schon dazu übergegangen, die Tercios etwas flacher zu gestalten; Hintergrund ist die Überlegung, daß die letzten Reihen aller Wahrscheinlichkeit nach im Verlauf einer Schlacht nicht zum Einsatz kommen.

Ein Tercio ist im wesentlichen ein Viereck von Pikenieren, in deren Mitte sich die Kompanie-Fahnen („Fähnlein“) befinden, damit jeder Mann seine Einheit leicht wiederfinden kann, wenn er einmal zurückbleiben mußte oder im allgemeinen Getümmel die Orientierung verloren hat. Rings herum stehen Schützen, und zwar die treffsichereren und durchschlagskräftigeren Musketen an den Ecken, die kleineren und ungenaueren Arkebusen an den Außenseiten. Im Laufe des 16. Jahrhunderts ist viel ausprobiert und experimentiert worden, um die ideale Mischung von Piken zu Gewehren zu finden, und jetzt, im 30-jährigen Krieg setzt man sie 1:1 ein. Die Arkebusen haben ein leichtes Übergewicht über die Musketen, aber nachdem leichtere Musketen (für die man keine Stützgaben mehr braucht) entwickelt worden sind, verschwinden die Arkebusen bald, aber noch nicht völlig. In der klassischen Tercio-Form finden sich an allen vier Ecken Musketen-„Bastionen“, mangels Masse können aber auch schon einmal die hinteren entfallen. Zwischen den Tercios herrscht Platz, und mit den Gewehren schützt man sich gegenseitig. Bei einem Angriff gegen eine der Ecken (besonders gern von Kürassieren ausgeübt) passen sich die Musketen-Formationen den Gegebenheiten an. Wird die Lage brenzlig, ziehen sie sich, ebenso wie die Arkebusiere, hinter die Pikenreihen zurück.

 

Bild links: Das bayerische Tercio, vorn außen die Musketiere, in der ersten Reihe die Arkebusiere, dahinter die Pikeniere mit dem Fahnenblock.

 

 

 

Unsere „kleinen Tercios“
Wir befinden uns in der Endphase der Schlacht bei Wimpfen, als der badische Markgraf sammelt, was noch laufen kann, und damit gegen die verbündeten Spanier und Franzosen Front bezieht. Wir geben ihm Kavallerie und 2 Kanonen (obwohl beides nicht gerade historisch exakt), damit er eine Chance hat.

Mit unserem kleinen Maßstab kann man natürlich kein Tercio 1:1 aufbauen, also versuchen wir, dem Anschein gerecht zu werden. Wir haben drei Klein-Tervcios zusammengestellt: 2 (die Spanier in Grün und die Bayern in Braun) mit dreizehn, bzw. vierzehn, Einheiten und die verfeindeten Badener mit 16 Einheiten in Blaugrau (s. Photos). Die zwei kleineren greifen den größeren an. Dabei behalten die Bayern ihre tiefere Staffelung (hier: drei Reihen) bei; die Musketiere bilden an den Rändern eine Linie. Die Bayern und Spanier konzentrieren ihre Musketiere jeweils an die Außenseite.

 

Den Badenern stehen zum Ausgleich zwei Geschütze und 8 Einheiten Kürassiere gegenüber. Die Kürassiere benutzen die Karakole-Taktik: Sie reiten gegen den Feind an, feuern ihre Pistole(n) ab und hauen dann mit gezogenem Schwert auf ihn ein. Historisch gesehen haben sie mehrmals auf den Gegner geschossen, indem sie nach dem Feuern außen herum nach hinten geritten sind, sich dort wieder in den Verband eingefügt und nachgeladen haben, bis sie mit dem Feuern wieder an der Reihe gewesen sind. Dieser Vorgang ist mehrfach wiederholt worden. Allein mit Piken ist den Kürassieren nicht beizukommen.

 

Bild links: Der spanische Tercio, flacher gestaffelt als der verbündete bayerische Tercio

 

Regeln
Ein Tercio lebt vom Zusammenhalt seiner Schützen und Pikeniere.

Deswegen:

+1 Kampfpunkt (KP) für jede Einheit, die sich im Verband ihres Tercios befindet. Innerhalb des Verbandes bedeutet für Schützen, höchstens eine Basenbreite von selbigem entfernt (Musketenreihen gelten als „innerhalb“, sobald die erste, also nächste Einheit höchstens eine Basenbreite vom Rest des Verbandes entfernt ist; die Musketenlinie darf natürlich nicht unterbrochen sein). Pikenträger müssen immer im Block bleiben.

 

+1 KP für jede Pikenier-Einheit, die von einer anderen Pikenier-Einheit gedeckt ist (das heißt, die hinter der ersten Einheit steht und sie mit einer ganzen Basenseite berührt). Beide Pikeniere kämpfen dann gemeinsam gegen denselben Feind (meint, der Hintermann darf nicht zur selben Zeit in einen anderen Kampf verwickelt sein).

 

Fahneneinheiten zählen als Pikeniere.

 

Kürassiere haben beim Feuern wie im Nahkampf 4 KP.

Ansonsten wie üblich:

 

- Arkebusiere 3 KP
- Musketiere/Pikeniere 4 KP
- Artillerie 4 KP

 

Tercio:
- Sinkt ein Tercio unter 8 Einheiten, löst es sich auf.
- Verliert ein Tercio seine Fahnen-Einheit(en), löst es sich auf.

 

Bild links: Der badensische Tercio, in die Breite gezogen, weil er ja gegen zwei feindliche Tercios bestehen will.

 

Bewegungspunkte pro Runde:

- Kürassiere sind in der Frühzeit des 30-jährigen Krieges alle teilweise gepanzert (die kaiserliche Armee führt sogar noch voll/dreiviertel gepanzerte Verbände) und deswegen schwere Reiterei. Sie erhalten lediglich 12 BP.

- Musketiere/Pikeniere 8 BP

- Tercio, da als Gesamtheit sehr schwerfällig 6 BP.

- Artillerie kann gedreht (neu ausgerichtet), aber nicht bewegt werden.

Schußweite:
-´Musketiere/Arkebusiere: 10 cm
- Artillerie: 40 cm
- Achtung, um das allgemeine Chaos auf badensicher Seite wiederzuspiegeln, muß die Artillerie vor jedem Feuern würfeln, nur bei einer 5 oder 6 darf sie schießen.

 

Sonderregeln:
- Mehrere Schützen-Einheiten dürfen auf denselben Gegner feuern (pro weiterer Einheit – maximal 2 – erhält die gegnerische Einheit –1 KP)
- Wenn zwischen zwei Gegnern nur eine Basenbreite Platz frei ist, dürfen sie nach dem Feuern zum Nahkampf vorrücken und sich schlagen.

 

Verlust-Tabelle

 

Minus 1 Punkt beim Gefechtsergebnis = ohne Auswirkung
Minus 2-3 Punkte                         = minus 1 KP
Minus 4-5                                    = minus 2 KP
Minus 6-7                                    = minus 3 KP
Minus 8-9                                    = minus 4 KP

 

Wir schieben pro KP-Verlust ein Papp-Plättchen zwischen die Figuren einer Einheit. Sobald z.B. ein Musketier 4 KP verloren hat, ist er automatisch eliminiert und wird vom Schlachtfeld genommen.

 

Und wie stets gilt, dies sind nur Vorschläge.

 

Bild oben: Schlachtgetümmel. Rechts rücken die bayerischen und spanischen Piken zum Nahkampf gegen die Badener Spießer vor. Die Schützen haben sich bereits nach hinten verzogen. Links ist eines der Geschütze zu erkennen, während gleichzeitig die Kürassiere gegen die bayerischen Musketiere anreiten (an den Rändern reiten zwei Einheiten zurück).