30jähriger Krieg 1618 - 1632, erste Hälfte

Schlachtbericht


Donnerstag, 12. Januar 2017

Bild links: Pikeniere und Arkebusiere, von beiden Seiten verwendet.

 

 

Einführung

 

Der dreißigjährige Krieg läßt sich recht schleppend an, die böhmischen Generalstände erklären sich für unabhängig, es kommt aber noch zu keinen Kampfhandlungen, weil es am Gegner mangelt. Der neue Kaiser, Ferdinand II. hat kein Geld, bis ihm endlich Spanien (300 000 Dukaten sofort, weitere 300 000 in sechs Monatsraten zu je 50 000) und der Vatikan unter die Arme greifen. Derweil erhalten die protestantischen Rebellen viel Zulauf (von Savoyen, dessen Herzog sich Hoffnung macht, auf den böhmischen Thron zu gelangen, die mit Spanien im Krieg liegenden Niederlande und Venedig, später noch Siebenbürgen) und marschieren sogar bis vor Wien. Savoyen und vor allem die Geldsäcke in Holland schicken viel Unterstützung.  Die böhmische Armee wächst schließlich auf 15 000 Mann zu Fuß und 5000 Reiter an.

Karl Bonaventure de Longueval, Graf von Bucquoy, der katholische Oberbefehlshaber, sitzt mit 30 000 Mann im böhmischen Winterquartier und kann nichts machen, weil kein Geld vorhanden ist. Dann endlich, 1619, kann eine kaiserliche Armee ordentlich ausgerüstet werden und zur Offensive antreten. Der böhmische Oberbefehlshaber ist Ernst Graf von Mansfeld, eine schillernde Persönlichkeit, mehr Glücksritter als Stratege, der neben einigen wenigen Siegen vor allem Niederlagen vorzuweisen hat. Mansfeld und Bucquoy umkreisen einander mit ihren Truppen, und bei Sablat (auch Zablat) treffen sie dann endlich aufeinander. Von Mansfeld befindet sich gerade auf dem Weg nach Budweis, das von protestantischen Truppen belagert wird, aber Bucquoy schneidet ihm den Weg ab. Zwischen den Dörfern Groß- und Klein- Sablat kommt es zur Schlacht.

 

 

Bild links: Berittene Arkebusiere

 

 

Vor-Schlacht

 

Von Mansfeld verschanzt sich in Sablat (er führt 300 Bagagewagen mit sich, die sich gut dafür eignen, rasch Sperren zu errichten) und hofft inständig, daß Verstärkungen noch rechtzeitig eintreffen, die drei Kompanien unter dem Grafen von Solms sind am nächsten. Ihm stehen 8 Fähnlein Fußsoldaten und 4 Kornette Kürassiere zur Verfügung (Fähnlein wie Kornett dürften über je 250 Mann verfügt haben). Derweil nimmt von Bucquoy das nicht weit entfernte Dorf Nettolitz (Netolice) ein und brennt es nieder, ein damals durchausübliches Vorgehen, um den Gegner aus der Reserve zu locken. Von Mansfeld bricht auch tatsächlich auf, bricht dann aber ab, weil seine Kräfte seit der Einnahme des belagerten Pilsen (November 1618) ohnehin viel zu zersplittert sind. Mansfeld hält die Stadt bis April 1621 besetzt und preßt sie finanziell aus, um mit diesen Geldern seine Armee zu finanzieren. Von Mansfeld zieht sich ins Dorf zurück. Dort wartet er einfach ab, weil er sich zu schwach fühlt, den Kaiserlichen in offener Schlacht gegenüberzutreten. Wie damals üblich sind größere Teile seiner Streitmacht als Garnison auf eroberte, besetzte und sonstige umliegende Ort verteilt. Bei einer anstehenden Schlacht werden sie zusammengerufen und erscheinen, so rasch sie können (oder auch so langsam sie können und manchmal gar nicht).

 

Bild links: Gepanzerte Kürassiere

Schlacht

 

Bucquoy läßt Sablat mit seinen Kanonen beschießen (die Protestanten verfügen hier nur über 1 leichtes Geschütz und können sich nicht gegen den feindlichen Beschuß wehren). Dann schicken die Katholiken ihr Regiment schwerer Kürassiere zum Angriff, das Albrecht von Wallenstein (eigentlich von Waldstein, ein böhmischer Edelmann, der aber zum Kaiser hält, in dessen Dienste er 1604 als Fähnrich getreten ist) in der spanischen Wallonie und im ebenfalls spanischen Flandern (beide das heutige Belgien) angeworben hat und aus eigener Tasche finanziert. Der spätere kaiserliche Generalissimus hat nicht an der Schlacht von Sablat teilgenommen - er lag krank in Passau danieder und ist seinen Reitern später nachgefolgt -, diese stehen unter dem Befehl des Stellvertreters, Obristleutnant Pierre de la Motte. Mansfeld schickt seine eigene Reiterei dem Feind entgegen, sie jagen die berittenen Arkebusiere auseinander, aber sie halten dem Ansturm der gepanzerten Kürassiere nicht stand. Von Mansfeld kann sie nicht zusammenhalten, sie ergreifen die Flucht. In diesem Moment trifft der spanische Offizier Mered mit seinen Männern einen (oder mehrere) Munitionswagen, die in die Luft fliegen und die allgemeine Verwirrung auf protestantischer Seite nur noch vergrößern. Mered und die Seinen schießen auf von Mansfeld, den sie nicht erkennen (sie hätten ihn sonst vermutlich gefangengenommen, um für ihn ein hübsches Lösegeld zu erzielen), verfehlen ihn aber, nur zwei Dragoner neben ihm brechen zusammen.

 

Die protestantischen Reiter fliehen, kehren aus einer anderen Richtung als der, in welcher sie ausgeritten sind, nach Sablat zurück und werden von der dortigen eigenen Infanterie für einen einen feindlichen Angriff gehalten und beschossen. Nach Augenzeigenberichten erleiden die Reiter dabei noch stärkere Verluste als in der Schlacht oder in der Explosion. Sie zerstreuen sich in alle vier Winde und suchen in den umliegenden Städten und Städtchen unterzukommen … werden aber nicht eingelassen. Böhmische Quellen vermerken spitzzüngig, daß diese „Deutschen Dragoner“ große Taperkeit bewiesen, wenn es darum ging, wehrlose Dörfer zu überfallen, diese aber sehr vermissen ließen, wenn sie einem richtigen Feind gegenüberstehen.

 

 

Bild links: Zur Auflockerung für die Infanterie beider Seiten

Der Großteil der Mansfeld’schen Fußsoldaten haben sich inzwischen in einem größeren Garten verschanzt (vorher aber versucht, die dortigen Brände zu löschen), und gegen sie reiten nun die Kürassiere des Regiments Dampierre (vermutlich nehmen 200 von ihnen an der Schlacht teil; Dampierre ist das älteste Kürassierregiment der österreichischen Armee) an, werden aber abgewiesen. Dampiere weilt zu dieser Zeit in Böhmen, es ist aber unklar, ob er persönlich vor Sablat anwesend ist. Von Bucquoy will kein Risiko eingehen und schließt die protestantische Infanterie ein. Immer wieder flackern Brände wieder auf, der Rauch treibt die Protestanten im Garten in schlimmen Durst. Drei Kompanien versuchen auszubrechen und in einen nahen Wald zu gelangen. Sie werden von den Kürassieren niedergehauen. Am Abend erscheint ein Parlamentär und bietet die Ergebung der Soldaten an. Gegen eine Ablöse von einem Monatssold (heute: „Bearbeitungsgebühr“) wird ihnen Pardon gewährt, und man fordert sie auf, sich den kaiserlichen Truppen anzuschließen. Viele tun das freiwillig, andere erst nach gutem Zureden (Androhung von Folter oder Kerkerhaft). Am Abend ist die ganze Schlacht vorüber.

 

Was ist aus Ernst von Mansfeld geworden? Der hat sich rechtzeitig abgesetzt, kaum 150 Mann fliehen mit ihm, mehr ist von seiner Armee nicht mehr übriggeblieben. Obwohl ihm ein solches Schicksal – der Totalverlust seiner Armee – nicht unbekannt ist, nimmt er es dieses Mal besonders schwer und bietet sogar dem Kaiser seine Dienste an (der ihn aber nicht gebrauchen kann).

 

 

Bild links: Mittlere Kürassiere (aber nicht den Gewehrschützen und den Hutträger verwenden)

 

Nachhall

 

Gegenüber anderen Schlachten des Dreißigjährigen Krieges wirken die Anzahl der Beteiligten, der Verwundeten und der Gefallenen hier recht mäßig. Dennoch ist Sablat von allergrößter Bedeutung. Mit der Sache der böhmischen Aufständischen geht es von nun an bergab. Der Präsident der Ständeversammlung, von Thurn, muß die (ohnehin sinnlose) Belagerung von Wien abbrechen, Georg Friederich Hohenlohe, der Budweis belagert, stellt dieses Bemühen ebenfalls rasch ein, und den Kaiserlichen fällt der Sekretär des Herzogs von Savoyen in die Hände; und bei ihm finden sie verschiedene verräterische Unterlagen des Fürsten (in ihrem Ausmaß so schwerwiegend wie die E-Mails von Hilary Clinton). Darunter ein Verzeichnis aller finanziellen Zuwendungen Savoyens an die Böhmen. Der Herzog stellt weitere Zahlungen augenblicklich ein und tut überhaupt so, als hätte er mit allem nicht das Geringste zu tun. Die holländischen Kaufleute frieren ihre Zahlungen ebenfalls erst einmal ein (aber nur an die Böhmen, echte Kapitalisten finanzieren eben keine gescheiterten Unternehmungen). Nicht lange danach kommt es zur Schlacht am Weißen Berg, nach der die böhmische protestantische Sache endgültig gescheitert ist.

 

Der folgende Link zeigt Zeichnungen von Fritz Vikari, die dieser nach dem dem Stich von Hogenberg von der Sablater Schlacht angefertigt hat, der unseren 1, Teil ziert.

 

http://fritzvicari.deviantart.com/art/Bucquoy-strikes-back-Battle-of-Slabat-June-1619-357291329

 

Böhmische Quellen (aber nur die) erwähnen kroatische und ungarische leichte Reiterei, die an der Schlacht von Sablat teilgenommen haben sollen (auf katholischer Seite). Nun haben sich gewiß solche Truppen in Böhmen aufgehalten und auch die Bevölkerung drangsaliert, für Sablat lassen sie sich aber nicht unbedingt nachweisen. Gut möglich, daß man dieselben mit den berittenen Arkebusieren verwechselt hat, vielleicht waren sie aber doch mit dabei. Wir wollen das den jeweiligen Spielern überlassen. Wie wir überhaupt bei diesem Schlachtbericht einiges konstruieren oder schlußfolgern mußten. Wenn die Quellenlage nicht eindeutig ist und schon wieder einige dabei sind, die von 20 000 Gefallenen allein auf protestantischer Seite sprechen, dann muß man eben gelegentlich improvisieren.