30jähriger Krieg 1618 - 1632, erste Hälfte

Samstag, 28. Mai 2016

Bild links: Arkebusier Infanterie


DREISSIGJÄHRIGER KRIEG I. Teil

Wimpfen 1622

--- Schlachtbericht

 

Der Dreißigjährige Krieg beginnt mit der Erhebung der Böhmen, die Kurfürst Friedrich von der Pfalz ihre Königskrone antragen. In der Schlacht am Weißen Berg wird er vernichtend geschlagen und flieht zurück in seine Heimat Pfalz (entspricht heute grob dem Südteil von Rheinland-Pfalz und dem Nordwestteil von Bayern), um von hier aus den Kampf fortzusetzen. Die protestantischen Fürsten in Deutschland rüsten dagegen, zusammen machen ihre drei Armeen etwa 70 000 Mann aus. Die siegreichen Katholiken treffen mit weit geringeren Kräften ein, und bei Mingolsheim erleidet Tilly, der Führer der Truppen der katholischen Partei, der Liga, am 27. April eine Niederlage durch den protestantischen Heerführer Mansfeld. Zunächst wollen Mansfeld und der Markgraf von Baden-Durlach, der Befehlshaber der zweiten protestantischen Armee, Tilly endgültig schlagen, aber Anfang Mai kommt die dritte protestantische Armee, die des Christian von Halberstadt, vom Norden herangezogen, und Christian eilt ihm entgegen. Markgraf Georg Friedrich aber will Tilly und versucht, ihn bei Wimpfen zu stellen. Tilly hat etwa 15 000 Mann bei sich, der Badener 13 000 (nach anderen Berichten 20 000). Beide Seiten rechnen insgeheim damit, daß Mansfeld kehrtmacht und sich ebenfalls gegen Tilly wendet. Die ligistischen oder katholischen Truppen haben die jüngste Niederlage noch nicht ganz verdaut, und die protestantische Armee besteht zu einem Gutteil aus frisch ausgehobener Landwehr. So erklärt sich wenigstens zum Teil, warum es in der Schlacht lange unentschieden hin und her geht.

 

Bild links: berittene Arkebusiere


Schlachtbeginn

Am Morgen des 6. Mai eröffnet die badische Artillerie das Feuer, sie soll vor allem die Ligistischen aus dem Dornath-Wald aufschrecken, was ihr auch gelingt. Tillys Infanterie tritt heraus und marschiert auf die Anhöhe vor der badischen Schlachtlinie. Derweil gerät die badische Reiterei am rechten Flügel ebenfalls unter Kanonen-Beschuß, und katholische Reiter-Geschwader setzen sich gegen sie in Bewegung (das heißt, reiten im Trab an). Als an ihren Absichten keine Zweifel mehr bestehen können, reitet die Kavallerie der Franzosen und der Sachsen vom rechten Flügel ihnen entgegen. Das ligistische Artilleriefeuer treibt sie aber in ihre Ausgangsstellung zurück. Ebenso erfolgreich sind die katholischen Geschütze auch am linken Flügel der Badener, wo zwei von deren Kanonen unter dem Schutz von zwei Schweizer Söldner-Kompanien stehen (1. und 2. Bündner Freifähnlein) nebst dem Gros der protestantischen Kavallerie. Zuerst wird die Reiterei hinter den dortigen Wartberg (auch: Rosenberg) zurückgeführt, dann müssen die Schweizer die beiden Kanonen hinter die Höhe zurückziehen.

 

Danach greift dort die bayerische Reiterei an, und es kommt zu Zusammenstößen mit den gegnerischen Kürassieren. Die Angriffe scheinen alle abgewehrt worden zu sein, ohne daß die Badener jedoch den Bayern nachgesetzt hätten. Dann geraten die protestantischen Reiter doch in Bedrängnis, und die Bayern können nur durch das rasche Eingreifen des vom Zentrum herbeieilenden Regiments Herzog Bernhard von Weimar abgewehrt werden. Man schlägt sich noch eine ganze Weile ergebnislos an den Flügeln, während die jeweiligen Zentren weitgehend unbehelligt bleiben. Gegen zehn Uhr kommt es an den Flügeln zum Stillstand, nur die Artillerie beider Seiten setzt den Beschuß fort, ohne allzu viel Schaden anzurichten (das Dilemma jener Zeit, die Kanonen schießen zu hoch); lediglich die Batterie in den Schanzen vor dem Dornather Wald kann einige Treffer verbuchen. Gegen Mittag erlahmt auch das Geschützfeuer. Beide Heerführer scheinen den rechten Moment für den Angriff der Infanterie-Tercios noch nicht für gekommen zu halten.

Bild links: Croaten

Mittagsruhe

Tilly zieht die vom Kampf ermatteten Reiter seines rechten Flügels in den Dornather Wald zurück, die anderen Truppen suchen ihre Ausgangs-Stellungen auf, um dort Mittag zu machen. – Anders der Markgraf, er hat während der morgendlichen Gefechte die Schwachstellen seines Aufmarsches erkannt und gruppiert nun seine Truppen um. Drei Fähnlein des am nächsten stehenden Regiments Helmstatt (auch Helmstadt) werden nach Ober-Eisesheim verlegt. Die fünf Regimenter des Zentrums behalten ansonsten ihre Stellung am Biberach-Ober-Eisesheim-Weg bei, treten aber vor ihn und rücken ein Stück in den Talgrund hinab. An seinen offenen linken Flügel baut er die sogenannten Spitzwagen auf und stellt die Schweizer nebst den Geschützen und die vier französischen Schwadronen vom rechten Flügel dahinter. Gleichzeitig läßt er die gesamte Kavallerie des linken Flügels zum rechten umziehen, um es dann rechts vom Fußvolk zu platzieren. Die beladen Proviantwagen schickt der Markgraf fort, sie sollen über den Fluß zurück, aus den anderen formt er hinter der Infanterie eine Wagenburg; selbige sichert er zusätzlich durch „spanische Reiter“ und Kanonen.

 

 

Wiederaufnahme des Kampfes

 

Gegen 13 Uhr entdeckt man in nördlicher Richtung Staubwolken und vermutet auf Badener Seite, daß der Verbündete Mansfeld mit seiner Armee anrückt (möglicherweise sind diese heranrückenden Truppen auch der Grund dafür, warum Tilly während der Umgruppierungen und Umbauten beim Gegner so passiv geblieben ist; er hätte durch einen bloßen Beschuß das größte Chaos bei den Protestanten auslösen können). – Tilly wird nun aktiv und läßt seine Truppen wieder Aufstellung nehmen. Er verstärkt die Kavallerie an seinem linken Flügel, wohin ja auch viele Reiter-Geschwader des Gegners verlegt worden sind. Die verbündeten Spanier unter Cordoba rücken ebenfalls ins Tal und wollen den linken Flügel des Gegners umgehen. Nun rückt auch die „Staubwolke“ ins Blickfeld. Es handelt sich bei ihnen jedoch nicht um protestantische Verbündete, sondern um „16 Cornets Croaten“ („Cornet“ entspricht einer Schwadron und ist die kleinste selbständig agierende Kavallerie-Einheit; auch sind hier mit „Croaten“ nicht selbige, sondern vielmehr Ungarn und Polen (eher Kosaken) gemeint). Die werden sofort bei den Spaniern eingegliedert.

 

Bild links: Spanier

 

Der Schlacht zweiter Teil wird wieder durch ein Kavallerie-Gefecht bei Ober-Eisesheim eröffnet, und erneut wogt der Kampf hin und her. Die Fußsoldaten des Regiments Helmstett, die hierher verlegt worden sind, greifen in den Kampf ein, bis bayerische Infanterie herannaht. Diese kann zwar den Ort nicht einnehmen, aber die Schützen davon abhalten, gegen die katholische Reiterei zu schießen. Im Lauf der Kämpfe fällt Herzog Magnus von Württemberg, und seine Reiter beginnen erschrocken zu fliehen. Auch andernorts lösen sich einzelne „schlechte Elemente“ und setzen sich in Richtung Heilbronn ab. Die Masse der badischen Kavallerie aber hält sich wacker bei Ober-Eisesheim und setzt den Kampf bis zum frühen Abend fort.


Heftiges Artillerie-Feuer entwickelt sich auf beiden Seiten entlang der ganzen Front, ohne jedoch größeren Schaden anzurichten. Nun rückt die ligistische Infanterie bis in den Talgrund, und der Markgraf schickt auch sein Fußvolk dorthin. Beim ersten Aufeinanderprall weichen die Katholischen auf ganzer Linie zurück. Deren linker Infanterie-Flügel wird sogar bis zum Wald zurückgedrängt, und erst hier gelingt es Tilly, seine Regimenter zum Stehen zu bringen. Eine Stunde lang tobt der Fußvolk-Kampf unentschieden. Der Markgraf ist es zufrieden.

 

Bild links: Kürassiere

Doch auf seinem linken Flügel hat er nicht so viel Glück. Die spanische Reiterei bedrängt heftig die Schweizer und Franzosen, und dem spanischen Fußvolk ist es derweil gelungen, über Biberach die Flanke der Badener zu umgehen. Die Wagenburg sieht sich in ihrem Rücken bedroht, und der Markgraf setzt das Regiment Bernhard von Weimar ein, das beim Vormarsch ins Tal als Reserve zurückbehalten worden ist. Die Sachsen-Weimarer können die Spanier aus dem Böllinger Hof vertreiben, in dem sie sich gesammelt haben. Bis zum Ende der Schlacht geben sie das Gemäuer nicht wieder her. Die Spanier wenden sich nun gegen die schwere Batterie, die von den Schweizer Freifähnlein geschützt wird. Die Geschütze reißen Lücken in die Reihen der Angreifer, und die französischen Reiter fahren zwischen sie, aber die Spanier lassen sich nicht aufhalten.


Der Markgraf erfährt, wie es an seinem linken Flügel steht, gibt alle Vorteile im Zentrum auf und führt seine Fußtruppen in die Wagenburg zurück. Doch bevor er sich dort einrichten kann, trifft irgendwann zwischen 17 und 18 Uhr ein Schuß einen Munitionswagen in der Wagenburg und bringt ihn zur Explosion. Chaos und Verwirrung brechen aus, überall ergreift man die Flucht. Auch die badischen Reiter bei Ober-Eisesheim stocken, und die Bayern werfen sie im erneuten Ansturm. Der Troß verstopft die Brücke, die französischen Reiter am linken Flügel schließen sich ihm an. In der Wagenburg brechen immer neue Explosionen aus und töten hunderte Menschen. Lediglich die Artillerie kämpft noch und bringt den nachrückenden Katholischen weiterhin große Verluste bei. Von der protestantischen Reiterei ist nichts mehr zu sehen, und der Markgraf sammelt, was er von seiner Infanterie noch zum Stehen bringen kann, hinter der Wagenburg. Hier entwickelt sich dann das letzte Gefecht dieser Schlacht. Die badischen Geschütze schweigen, um nicht die eigenen Leute zu gefährden, aber da donnern am linken Flügel die Kanonen. Die Spanier haben die Schweizer, die Spitzwagen und das Regiment Weimar überwunden, und der Tercio Neapel ist in die Stellungen der schweren Batterie eingedrungen. Rasch werden die Geschütze gegen die Badener gedreht und beschießen die Verteidiger der Wagenburg lebhaft. Dort kommt es zur allgemeinen Verwirrung. Während einzelne Kompanien standhalten, lassen andere alles stehen und liegen, um ihre Haut zu retten. Ab 18 Uhr befindet sich die badische Armee, bis auf einige Widerstandsnester auf der Flucht, um 19 Uhr verläßt auch der Markgraf die Stätte (einige Augenzeugen wollen ihn bereits um 17 Uhr mit Kavallerie-Bedeckung davonreiten gesehen haben), und um 20 Uhr ist Tilly Herr des Schlachtfeldes.

 

Bild links: Artillerie

Nachhall

 

Die erste der drei deutschen protestantischen Armeen ist zerschlagen, und Tilly macht sich bald auf den Weg, seine beiden anderen Widersacher, Mansfeld und Christian von Halberstadt zu vernichten, was ihm in mehreren Schlachten auch gelingt. Danach ist die protestantische Partei im Deutschen Reich erledigt, und der Kaiser könnte triumphieren, wenn nicht der dänische König sich zum Schutzpatron seiner Glaubensbrüder aufspielte und in Niedersachsen einmarschierte. Damit beginnt dann die nächste Runde des großen europäischen Krieges. Friedrich V. von der Pfalz, der Winterkönig, ist nach der Niederlage von Wimpfen des Krieges müde und zieht sich zurück. Auch die protestantische Internationale leidet unter den Folgen von Wimpfen. Holland und England (der englische König ist Friedrichs Schwiegervater und unterstützt ihn mit Geld und Soldaten. Die Holländer sind der große Geldgeber aller protestantischen Kräfte.) ist die deutsche Hauptfigur weggebrochen) Frankreich schlägt sich gerade mit seinen eigenen „Protestanten“, den Hugenotten, herum, bevor es dann die deutsche protestantische Seite unterstützt, und die Schweden schlagen sich wieder mal mit den Polen; bis sie eingreifen können, vergehen noch Jahre. Also bleibt alles am dänischen König hängen, sein Reich ist damals jedoch eine Großmacht. Der Markgraf von Baden-Durlach, ob er nun vorzeitig die Flucht ergriffen oder bis fast zum Schluß bei den Seinen ausgeharrt hat, muß sich ebenfalls von der Bühne zurückziehen. Er versucht noch einmal, eine Armee zusammenzustellen, bekommt aber nicht einmal 10 000 Mann zusammen und überläßt die schließlich Mansfeld.

 

Aufmarsch der Badener

 

Am linken Flügel steht auf dem Biberacher Wartberg der Großteil der Kavallerie nebst zwei Geschützen. – Entlang des Weges von Biberach nach Obereisesbach geht die Infanterie in Stellung, von links nach rechts: geworbene Schweizer (das 3. Bündner Freifähnlein, das 1. und 2. schützen die Artillerie), das Regiment Magnus von Württemberg, das Regiment Markgraf Karl von Baden, Regiment Herzog von Weimar, das Regiment Goltstein und schließlich das Regiment Helmstatt (auch das „weiße“ genannt). – Den rechten Flügel bilden 4 Schwadronen französischer Reiterei und 4 Schwadronen Reiterei des Regiments Herzog Wilhelm von Sachsen.