30jähriger Krieg 1632 - 1648, zweite Hälfte


26. Juni 2017

Karte oben: La battaglia di Tornavento/Franco Maria Boschetto

 

Einführung

 

Gemeinhin glaubt man, daß der Dreißigjährige Krieg allein auf deutschem Boden stattgefunden habe, auf den wechselseitig Feinde aus ganz Europa einmarschiert sind. Doch es gibt noch einige weitere Orte, wie Polen, Norditalien und die Pyrenäen-Region zwischen Spanien und Frankreich. Für die beiden letzteren Staaten war ja ohnehin noch nicht mit dem Westfälischen Frieden Schluß, sondern erst ein Dutzend Jahre später.

 

Wir befassen uns heute mit einer norditalienischen Schlacht, der von Tornavento. Der Ort gehört zur Lombardei und unterstand dem spanischen Herzog von Mailand. Das katholische Frankreich hat bis in die dreißiger Jahre hinein alle Hände voll damit zu tun gehabt, seine eigenen Protestanten – die Hugenotten – unter seine Knute zu zwingen. Ab Mitte der 30er Jahre mischt es dann im Dreißigjährigen Krieg mit, zunächst nur hinter vorgehaltener Hand (wir haben es mit Kardinal Richelieu zu tun, der recht lebensecht in den „Drei Musketiere“-Verfilmungen dargestellt wird), aber bald auch mit eigenen Truppen. Eingedenk der Kriege in Oberitalien ein Jahrhundert zuvor will man sich von Seiten Frankreichs wieder eine Machtbasis im Nachbarland verschaffen. Richelieu überredet den Herzog von Savoyen, seinen Nachbarn, das spanische Herzogtum Mailand anzugreifen. Allein ist der Savoyarde dafür zu schwach, aber gemeinsam müßten sie es schaffen.

 

Bild links: Französische Infanterie

Im Mai vereinigen sich die verbündeten Armeen nahe der Stadt Asti (noch auf savoyardischem Gebiet), marschienen zwei Wochen hin und her, bis sie den Po überschreiten, den Ort Oleggio erobern und dort auf weitere Truppenzuwächse warten, die aus dem Norden heranrücken. Der französische Oberbefehlshaber Créqui überquert derweil mit 7000 Mann als Provokation den Fluß Trecino nur 40 Kilometer von Mailand entfernt. Die Spanier reagieren zuverlässig und schicken ihm Truppen entgegen. Da Créqui keine Artillerie mit sich führt, wird ihm die Situation zu heikel, und er zieht sich lieber wieder zur Hauptarmee zurück. Am 21. Juni überquert der Franzose erneut den Trecino, während seine Verbündeten noch ein Stück entfernt auf der anderen Seite des Flusses heranrücken. Er stellt seine Truppen so auf, daß sie die Furt von Oleggio schützen, und will hier, bei Tornavento denSpaniern eine Schlacht liefern. Diese lassen nicht lange auf sich warten und beschließen, die Franzosen sofort anzugreifen, bevor die Savoyarden eingetroffen sind. Den Vorabend der Schlacht verbringen die Franzosen damit, sich bei Tornavento zu verschanzen, die Savoyarden damit, eine Holzbrücke zu bauen, und die Spanier damit, ihre Einheiten und Formationen für den kommenden Morgen zu ordnen.

Bild links: Spanische Infanterie

Schlachtaufstellung

 

Franzosen

 

Sie liegen in ihren Stellungen. Der rechte Flügel steht zwischen einem Kanal und dem Ort; er setzt sich zusammen aus den Infanterie-Regimentern Pierregourde und de Florinville, einer Schwadron ungepanzerter Kürassiere und einer Schwadron gepanzerter Kürassiere. Im Zentrum unter dem Marschall de Créqui stehen verschanzt rings um Tornavento die drei Infanterie-Regimenter Sault, Henrichemont und Roquefeuille und sechs Schwadronen ungepanzerter Kürassiere. Bleibt der linke Flügel mit dem Lyonaiser Infanterie-Regiment, 3 Schwadronen ungepanzerter Kürassiere, drei Schwadronen (zusammen 150 Mann) berittener Arkebusiere und 300 Dragonern. Über die Anzahl der französischen Geschütze ist nichts bekannt.

 

Savoyarden

 

Deren Vorhut, die allein an der Schlacht teilgenommen hat, umfaßt 500 Reiter, 2500 Fußsoldaten (die Infanterie-Regimenter Count Marolles und Du Cheynex) und 10 Geschütze. Der Rest der Armee Savoyens steht bei Oleggio und bewacht das Lager und die nicht nach vorn gebrachte Artillerie oder plündert das Umland.

 

Spanier

 

Die spanische Armee steht unter dem Befehl des Marques (Marquis) de Léganez und verfügt über vier spanische Tercios (Lombardia, Caracena, Mortara und Fijo del mar de Napoles), über zwei italienische Tercios (Carlo della Gatta und Giulio Cesare Borromeo) und drei deutsche Regimenter (Gaspare Visconti, Prince Borso di Modena and Gilles de Haes). An Kavallerie verfügt man über 30 mailändische Schwadronen, 11 aus dem Königreich Neapel, 1 deutsches Kürassier-Regiment mit 7 Kornets Reitern und zwei Leibgarde Schwadronen des Gubernators (Gouverneurs) von Mailand. Hinzu kommen einige Kompanien Dragoner und eine Artillerie-Batterie mit 5 Geschützen. Ingesamt verfügen die Spanier über 10000 Mann Infanterie und 4000 Reitern und Dragonern.

 

Schlußbemerkung

 

Die Quellenlage sucht mal wieder ihresgleichen. Doch aus diesem Meer des Unwissens ragt wie ein Leuchtturm die Seite http://www.reocities.com/aow1617/aow.html hervor, die sich in englischer, französischer und natürlich spanischer Sprache mit den spanischen Gefechtsformationen der Tercios befaßt und auch einige „Tercio-Schlachten“ unter die Lupe nimmt.

 

http://www.reocities.com/aow1617/TornaventoUK.html

die überaus informativen Schlachtkarten