30jähriger Krieg 1618 - 1648, zweite Hälfte

Bild oben: Fig. 1. Wallenstein. Fig. 2. Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen. 1631. Fig. 3. König Gustaf Adolf. Fig. 4. Offizier. Aus den dreißiger Jahren des Jahrhunderts. Fig. 5. Höherer Offizier. 1632. Fig. 6. Musketier mit Gabel (Zielgestell), die dann bald aufgegeben wurde. Fig. 7. Lanzenreiter, noch mit Visierhelm. 1635. Fig. 8. Kürassier. 1640. Fig. 9. Hauptmann. 1640. (Fig. 10. Holländischer Schützen-Hauptmann, mit Binde und Pieke. 1648.

Bild oben: Große Geschützrohre vor dem Museum

Bild oben: spanischer Reiter, zusammengesetzt aus Spießen und eine Holzstange

 

Einstimmung 

 

1630 ist Gustav Adolph mit seinen schwedischen und verbündeten Truppen in Deutschland gelandet, er gewinnt ein paar Gefechte in den ostdeutschen Fürstentümern, die sich noch nicht ganz entschieden haben, ob sie dem Kaiser die Treue halten wollen oder nicht, 1631 besiegt er bei Breitenfeld (in Sachsen) den schon sehr betagten katholischen Oberbefehlshaber Tilly und im Frühjahr 1632 gleich noch einmal bei Rain am Lech (in bayerisch Schwaben), wonach dieser seinen Verletzungen erliegt. Der Kaiser braucht einen neuen Feldherrn und reaktiviert Wallenstein, den er 1630 nach allerlei Intrigen gegen denselben entlassen mußte. Wallenstein ist aus einem ganz anderen Holz geschnitzt als Tilly und führt Gustav Adolph erst einmal sozusagen wie einen Tanzbären am Nasenring herum. Der Schwede glaubt, Wallenstein erwarte ihn in Sachsen und zieht in aller Ruhe durch das wichtigste katholische Fürstentum, Bayern. Doch Wallenstein marschiert ebenfalls in den Süden, nach Franken, genauer gesagt vor Fürth (bei Nürnberg), in das Gustav Adolph einige Zeit zuvor einzogen ist und die Stadt auf seine Seite gezogen hat (die Unterwerfung erfolgt nach Nürnberger Aussagen nicht ganz freiwillig). Der Schwede erkennt, daß Wallenstein seine Pläne, durch Bayern bis nach Österreich zu ziehen, wo der Kaiser in Wien sitzt, durchschaut hat.  Er kehrt hastig nach Nürnberg zurück und lagert mit seinem Heer darin. Aber Wallenstein denkt nicht daran, zu einer Feldschlacht aufzumarschieren, im Gegenteil, er schließt einen Belagerungsring um die Stadt und zwingt den Schwedenkönig so sechs Wochen lang zur Untätigkeit. Mehrere Versuche werden unternommen, das zahlenmäßig unterlegene schwedische Heer zu verstärken, und erst als beiden Seiten etwa gleich stark sind, wagt Gustav Adolph den Ausbruch …

 

        Was hat uns an dieser Schlacht gereizt? Zum einen geht sie zwischen Breitenfeld und Lützen immer etwas unter, zum anderen aber führt sie beispielhaft vor, daß dem großen Gustav Adolph, von verschiedener Seite als der „neue Alexander (der Große)“ bezeichnet (selbst Clausewitz hat sich nicht entblödet, ihn derart zu bejubeln), doch erhebliche strategische Fehler unterlaufen sind. Eigenartig ist es schon, daß noch heute, fast vierhundert Jahre nach dem kurzen Auftreten des Schwedenkönigs in Deutschland die einen alles beschönigen, was er getan hat (ja, auch auf diesem Gebiet gibt es „Gutmenschen“) und sich nur wenige um Objektivität bemühen. Gleichzeitig wird Wallenstein in diesen Kreisen als der Böse schlechthin geschmäht. Ganz ehrlich, uns gefällt letzterer besser, weil phantasiereicher und gewitzter.

 

        Übrigens ist die Alte Veste nicht die erste Niederlage, die Gustav Adolph erleiden muß. 1626-29 führt er zum zweiten Mal Krieg gegen Polen-Litauen – Schweden will die ganze Ostsee unter seine Herrschaft bringen -, und hier läuft für den „neuen Alexander“ nicht alles nach Wunsch. Die Belagerung von Danzig geht schief, in der Schlacht bei Honigfelde (1629) erleidet er eine schwere Niederlage, und auch bei Dirschau (1627) läuft es für Polen besser.

 


Schlachtordnung – Schweden

 

Laut „Wikipedia“ versammeln die Schweden 45 430 Mann, davon 30 011 Fußsoldaten in 37 Regimentern mit 306 Kompanien; hinzu kommen 15 419 Reiter in 39 Regimentern mit ca. 263 Schwadronen. Für die Kaiserlichen werden 40 000 Mann aufgeführt, ohne weitere Unterteilung. Und so geht es auch in den Quellen weiter, wir finden so manches über die Schweden und nur wenig über die Armee Wallensteins. Und nie alles, deswegen sind die folgenden Listen aus einem Dutzend Quellen zusammengestoppelt, das aber nach bestem Wissen und Gewissen.

 

Große Schwierigkeiten tun sich auf, weil nicht alle in der Stadt befindlichen schwedischen Verbände an den Angriffen auf die katholischen Verschanzungen teilnehmen (Schwerpunkt: Alte Veste). So weit es sich feststellen ließ, haben wir die Teilnehmer mit einem LF, Z oder RF versehen.

 

 

Infanterie (IR= Infanterie-Regiment; Komp. = Kompanie; Reg-Ari = Regiments-Artillerie: LF = Linker Flügel, Z = Zentrum, RF = Rechter Flügel)

 

LF - IR Erik Hand „Östgöta“ (l6 Komp.) mit IR Carl Hard „Vestgötä“ (8 Komp.), mit IR Carl Hard (8 Komp.), mit IR Oxenstiernas Dalarna-Regiment (5 Komp.) Brigade mit Reg-Ari

 

LF - IR Hans Georg aus dem Winckel (l6 Komp.) „gamla Bla“, das „alte blaue“, Brigade mit Reg-Ari

 

LF - IR Graf Nils Brahe (l2 Komp.) Brigade mit Reg-Ari, „gula“, das „gelbe Regiment“

 

Z - IR Oberst Alexander Hamilton (l2 Komp.) keine Piken

 

Z - IR Oberst William Ballentine (l2 Komp.) keine Piken

 

Z - IR Oberst Caspar Graf von Eberstein (l2 Komp.) Brigade

 

LF - IR Bürt (l2 Komp.) „weißes Regiment“, Brigade mit Reg-Ari

 

Z - IR Spens (ll Komp.) keine Piken

 

Z - IR Oberst Dietrich von dem Werder (l0 Komp.) grünes Regiment, keine Piken

 

RF - IR Oberst Friedrich von Rosen (l0 Komp.) Brigade, „blaues Regiment“

 

Z - IR Landgraf Georg von Hessen-Darmstadt (9 Komp.) keine Piken

 

RF - IR Oberst Joachim Mitzlaff (8 Komp.) Brigade

 

Z - IR Johan Jacob Graf von Thurn (8 Komp.) keine Piken, „schwarzes Regiment“

 

Z - IR Pfuehl (8 Komp.) Brigade mit Reg-Ari, „grünes Regiment“ Pfuehl trug aber selbst kein Grün, weil er nur vorübergehend das Regiment führte.

 

Z - IR Wolfgang Heinrich Graf von Isenburg (8 Komp.) keine Piken

 

Z - IR Grünes Leibregiment des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar (8 Komp.) mit IR Wildenstein (9 Komp.) und IR Hastfahr (7 Komp.) zu einer Brigade

 

Z - IR Georg-Friedrich Graf von Erpach (8 Komp.) keine Piken

 

RF - IR Oberst Wilhelm von Waldstein (8 Komp.), keine Piken

 

RF - IR Oberst Johan Ruthwen (8 Komp.) keine Piken

 

LF - IR General Baner (8 Komp.) keine Piken, nur Musketen, leichte Schützen

 

Z - IR Mackay/Monroe Infantry Regiment (7 Komp.) bestehend aus Schotten, keine Piken

 

Z - IR Monroe (4 Komp.) betehend aus Deutschen, keine Piken

 

Z – Oberst John Henderson (5 Komp.) abgestiegene Dragoner als leichte Schützen

 

Z - IR Leibregiment des Herzog Wilhelm (aus Sachsen-Weimar) (l2 Komp.) unter Oberstleutnant Georg-Friedrich von Brandenstein, „rotes“, Brigade mit Reg-Ari

 

Z - IR Giersdorf (aus Sachsen-Weimar)(8 Komp.) IR Damian Vitzthum von Eckstedt (6 Komp.) Brigade

 

Z - IR Hans von der Pforte (aus Sachsen) (5 Komp.) Brigade

 

Die Folgenden sind Infanterie-Verbände ohne weitere Nennung in der Schlacht:

 

4 unabhängige finnische Infanterie-Kompanien

 

IR Mischefals (4 Komp.)

 

IR Chemnitz (4 Komp.)

 

IR Heiden (2 Komp.)

 

IR Pfalzgraf von Lautereck (l Komp.)

 

 

Bild oben: eichtes Geschütz, das von zwei Mann übers Schlachtfeld bewegt werden konnte

Bild oben: Musketen mit Stützgabeln

Bild oben: Mörser

Karte

 

Kavallerie (KR = Kürassier-Regiment; Schw. = Schwadron)

 

Kavallerie-Verstärkungen I: Folgende zwei Kürassier-Regimenter steigen ab, um der Infanterie am LF zu Hilfe zu eilen (Gustav Adolph mangelt es an Infanterie-Verstärkungen):

 

KR Goltstein (8 Schw.)

KR Oberst Wolf Dietrich Truchseß von Wezhausen (8 Schw.)

 

Kavallerie-Verstärkungen II: Folgende Kürassier-Regimenter kommen dem LF (diesmal beritten) zu Hilfe, nachdem die kaiserliche Kavallerie den abgestiegenen Schweden in die Flanke gefahren ist.

 

KR Westgota (8 Schw.)

KR Smaland (8 Schw.)

KR Uppland (4 Schw.)

KR Ostgota (4 Schw.)

KR Södermanland (4 Schw.)

KR Stalhandskes Finnar (4 Schw.)

KR Nödings Finnar (4 Schw.)

KR Franz von Dalwick (aus Hessen) (8 Schw.)

KR Karl von Dalwick (aus Hessen) (8 Schw.)

 

Folgende Kavallerie-Verbände werden aufgeführt, treten bei den Kämpfen aber nicht in größerem Maße in Erscheinung:

 

KR Pfalzgraf Christian (l2 Schw.)

KR Herzog Bernhard (l2 Schw.)

KR Baudissin (l2 Schw.)

KR Totten (l2 Schw.)

KR Degenfelt (l2 Schw.)

KR Wrangel (8 Schw.)

KR Herzog Ernst (8 Schw.)

KR Ohm (8 Schw.)

KR General Baner (8 Schw.)

KR Bullach (8 Schw.)

KR Sperreuter (8 Schw.)

KR Wedell (8 Schw.)

KR Rollinger (7 Schw.)

KR Cratzenstein (6 Schw.)

KR Faltmarskal (6 Schw.)

KR Langraf Johan (5 Schw.)

KR Courwilles (5 Schw.)

KR Termo (5 Schw.)

KR Kurland (4 Schw.)

KR General Streiff (4 Schw.)

KR Beckermann (4 Schw.)

KR Herzog Wilhelm (aus Sachsen-Weimar) (l2 Schw.)

KR Anhalt (aus Sachsen) (l0 Schw.)

KR Hoffkirchen (aus Sachsen)(9 Schw.)

KR Landgraf Gardie (aus Hessen) (2 Schw.)

KR Rothstein (aus Hessen) (8 Schw.)

KR Franz von Dalwick (aus Hessen) (8 Schw.)

KR Karl von Dalwick (aus Hessen) (8 Schw.)

KR Georg Ysslar (aus Braunschweig) (unbekannt)

KR Hollach (unbekannt)

1 unabhängige freie Kavallerie-Schwadron.

 

 

Artillerie:

 

Am linken Flügel 8x mittleres Geschütz

Pro Reg-Ari ein leichtes Geschütz

Bedenke, daß die Schweden angreifen und nur ihre leichten Kanonen mitführen können.

 

Schlachtordnung Kaiserliche

 

Verschanzte Infanterie

 

Sternen-Redoubte, Obrist Johann Freiherr von Beck, Regiment mit Reg-Ari, Heckenschützen

 

Alte Veste, Obrist Andrés de Contreras, Regiment mit Reg-Ari, mit Heckenschützen

 

IR Obrist Giovanni Battista Chesa, Regiment, mit Heckenschhützen

 

IR Alt-Aldringen (Johann Aldringen), Regiment, mit Heckenschützen

 

IR Obristleutnant Ernst Roland Freiherr de Suys, Regiment

 

Obrist Frederigo Duca di Savelli, Regiment

 

4 Batterien mittlere Geschütze, je vier 12-24-Pfünder

 

3 Battterien leichte Geschütze, je sechs 4-8-Pfünder

 

 

Infanterie-Verstärkungen

 

IR Obrist Don Franceso Grana, Marchese di Caretto, Regiment

 

IR Obrist Philipp Friedrich Breuner, Regiment

 

IR Feldmarschall Rudolf Freiherr von Tiefenbach, unter Leitung von Obristleutnant

 

Konrad von Böhm, Regiment

 

IR Obrist Sigmund Adam von Traun zu Abensberg, unter Leitung von Obristleutnant Rudolf Graf von Thun, Regiment

 

IR Obrist Vespasian Freiherr von Paar, Regiment

 

IR Rudolf Hieronymus Eusebius Reichsgraf von Colloredo-Waldsee, unter Leitung von Obristleutnant Philipp Hussman von Namedi, Regiment

 

IR General Otto Heinrich Graf von Fugger-Kirchberg, Regiment

 

IR Obrist Hannibal Burggraf zu Dohna, unter Leitung von Obristleutnant Andreas Matthias Kehraus

 

IR Obrist Philipp Graf von Mansfeld, Regiment

 

IR Obrist Berthold Graf von Waldstein, Regiment

 

IR Obr Johann Franz von Barwitz, Freiherr von Fernemont, Regiment

 

IR Alt-Trcka (Adam Erdmann Graf Trcka von Lipa), unter Leitung von Obristleutnant Adrian von Enckevoort, Regiment

 

IR Alt-Sachsen, unter Leitung von Obristleutnant Bernhard Hemmerle, Regiment

 

Heckenschützen, Plänkler oder Scharmützler, das sind Musketiere, die von ihren Regimentern vor die eigenen Reihen geschickt werden und sich dort am Boden verbergen, um auf den Gegner zu schießen.

 

KAVALLERIE

 

KR Obr Adam Philipp Graf von Cronberg, das Regiment ritt Rappen und trug geschwärzte Rüsungen und einen weißen Totenschädel am Helm, 10 Schwa.

 

Regiment berittener Arkebusiere Obrist Jakob Graf von Fugger-Babenhausen, 8 Schw.

 

KR Würzburg, Inhaber unbekannt (der eigentliche war zuvor gefallen) 8 Schw.

 

KR Obrist Winand von Eynatten, unter Leitung von Obristwachtmeister Jan van Werth, 5 Schw.

 

KR Obrist Giacomo Conde de Strozzi, 8 Schw.

 

KR Obrist Don Pietro Aldobrandini, 8 Schw.

 

 

 

© by Konstanze Winkler; alle Photos geschossen im überaus empfehlenswerten Bayerischen Arneenuseum zu Ingolstadt