30jähriger Krieg 1632 - 1648, zweite Hälfte


Bild oben: Soldaten plündern einen Hof; Bild eines unbekannten Meisters, vermutlich für ein Zigarettenbilder-Album.

 

VORBEMERKUNG

 

Über den Dreißigjährigen Krieg und seine verschiedenen Phasen haben wir uns auf dieser Seite schon mehrfach verbreitet, deswegen können wir es diesmal alles etwas straffer handhaben. Heute gibt es also die üblichen beiden ersten Teile in einem, und zu den Weihnachtstagen dann die nachgestellte Schlacht nebst einem Geleit.

 

EINSTIMMUNG und SCHLACHTAUFSTELLUNG

 

Eigentlich geht es ja um Hameln, das von den Schweden und seinen deutschen protestantischen Verbündeten (hier Braunschweig, Lüneburg und Hessen-Kassel) belagert wird. Die Schweden sind vor ein paar Jahren zwar als „Befreier“ ins Heilige Römische Reich deutscher Nation gekommen, werben hier aber viele Protestanten an, um diese die Kämpfe gegen die katholischen Kaiserlichen ausfechten zu lassen. Dank vieler Freiwilliger finden sich die Schweden in der komfortablen Lage wieder, fast immer in Überzahl kämpfen zu können; zumal der Kaiser wenige Jahre zuvor mehr als die Hälfte seiner Regimenter aufgelöst und entlassen hat. Zu jener Zeit bestand die Masse einer Wehrmacht aus Söldnern, und die haben einen Haufen Geld gekostet. Das wollte man sich natürlich lieber sparen, wenn es für diese Truppen nichts mehr zu tun gab. Und der Krieg scheint ja Ende der 20er Jahre ausgefochten zu sein. Die Dänen als bislang letzte große Schutzmacht der Protestanten sind heftig aufs Haupt geschlagen und in ihre Heimat eher zurückgeflüchtet als -marschiert. Aber dann kommen die Schweden und machen sich zunächst in Ostdeutschland, dann auch im Norden breit; schließlich geht es ihnen vornehmlich darum, die Ostsee zu „ihrem“ Meer zu machen. Im Norden und Osten des Reiches sitzen die meisten der protestantischen Mittel- und Kleinfürste, die sofort den Schweden zuströmen; die Großen unter den Evangelischen – Sachsen und Brandenburg – halten sich noch vornehm zurück.

 

Bild links: Geschützbatterie, gemeinfreier Stich

 

So läßt dann der schwedische König Gustav Adolph systematisch Landstrich um Landstrich besetzen, bei den lachhaft winzigen kaiserlichen Garnisonen der Festungen und befestigten Orten fast schon ein Durchmarsch (der dann aber dennoch von den oft unkritischen Bewunderern Gustav Adolphs unter den Geschichtsgelehrten als beispielslose Siegesserie dargestellt wird).

 

Doch nun ins Jahr 1633. Inzwischen stehen dem Kaiser wieder Armeen zur Verfügung, er hat sogar seinen gestürzten ehemaligen Generalissimus Wallenstein aus der Verbannung zurückgeholt, und man kann daran gehen, die Schweden zurückzudrängen. Vor allem für Norddeutschland droht bereits die Gefahr, der katholischen Kirche endgültig verlorenzugehen. Hameln ist vor Zeiten von den Dänen besetzt worden, Feldmarschall Tilly holt die Stadt dann wieder heim ins Reich. Die katholischen Gebiete in Niederdeutschland (in etwa Norddeutschland) sind in den Schwedenjahren arg zusammengeschrumpft, und nun droht auch noch Hameln verlorenzugehen. Die Kaiserlichen ziehen ein Heer (aus drei kleineren Armeen, bzw. Korps) zusammen und marschieren zum Entsatz der Stadt heran. Die Protestanten ziehen ihnen entgegen und bei dem kleinen Ort Oldendorf (seit Anfang des 20. Jahrhunderts Hessisch-Oldendorf, weil er auf niedersächsischem Gebiet liegt, verwaltungstechnisch aber zu Hessen-Nassau gehört, und auch, um ihn besser von anderen Gemeinden zu unterscheiden, die ebenfalls den Namen Oldendorf tragen) stoßen beide Seiten aufeinander.

 

Die Schweden und ihre Verbündeten setzen 12 000 Reiter und 5000 Infanteristen in Marsch, die Kaiserlichen kommen mit 8000 Reitern und 4000 Fußsoldaten.

 

Bild oben: Schlacht bei Hessisch Oldendorf 1633 Merian-Kupferstich 1644

 

Bild links: Schwere Reiterei (alle Seiten)

SCHLACHTBERICHT

 

Insgesamt 8000 Mann Infanterie und 4000 Reiter befinden sich in der kaiserlichen Armee (andere Quellen nennen andere Zahlen, doch die Mehrheit hält sich an 12 000 Mann Gesamtstärke). Zu dieser Armee gehört auch Gottfried Huyn von Geleen, Kommandeur in Westfalen, sowie Ferdinand Lorenz von Wartenberg, der Sohn des bayerischen Kurfürsten. Sie überqueren die Weser bei Minden und bewegen sich auf Oldendorf zu. Die Belagerer von Hameln unter dem Herzog Georg von Lüneburg ziehen dem Heer entgegen, um Oldendorf vor den Kaiserlichen zu besetzen. Die Protestanten besetzen die Stadt mit einer starken Besatzung und stellen dann ihre Truppen auf. Der General Melander (mit den Hessen) steht zwischen der Stadt und dem Dorf Barksen, der General Kniephausen bei dem Dorf selber, und der Herzog kommandiert das Zentrum.

 

Nach der üblichen Kanonade beginnen die Kaiserlichen die Schlacht mit einem Angriff auf das Gehölz, an welches sich der rechte Flügel des Herzogs von Lüneburg lehnt und das von einer Infanterie-Brigade (bei den Schweden heißt ein Regiment so, keinesfalls identisch mit den späteren Infanterie-Brigaden) unter dem schwedischen General Kagg (oder Kagge) verteidigt wird. Zur Deckung der auf den Wald vorgehenden kaiserlichen Infanterie stellt Merode den Obersten d’Asche mit seiner Reiterei auf eine freie Anhöhe bei dem Dorf Segelhorst.

 

Bild links: Schwere Reiterei (alle Seiten)

 

Alle Versuche der Musketiere, in den Wald einzudringen oder sich in ihm festzusetzen, scheitern an den geschickten Manövern des Generals Kagg. Er leitet das Gefecht höchstpersönlich und läßt seine ermüdeten Truppen ständig durch ausgeruhte neue ersetzen. Der Herzog von Lüneburg verschafft sich ein Bild von der Lage und beschließt, die kaiserliche Infanterie abzuschneiden und die kaiserliche Kavallerie bei Segelhorst zu verjagen. Er schickt den schwedischen Oberst Stallhauß mit 4 Regimentern Reiterei durch den rechts von Oldendorf liegenden Engpaß, und die kaiserlichen vermögen es nicht, ihm den Durchbruch streitig zu machen.

 

Das besondere an der Schlacht von Hessisch Oldendorf sind die Begebenheiten des Geländes rund um den Hohenstein in der Schlucht zwischen Segelhorst und Barksen. Während die kaiserliche Kavallerie ungewollt in unwegsames Gelände am Süntel gerät und nicht wie bei allen früheren Kämpfen im freien Gelände kämpfen kann, finden sich die hessischen und braunschweigischen Reiterregimente besser im Gelände zurecht, was vor allem an der genauen Ortskenntnis eines Rittmeisters liegt, der in Oldendorf geboren ist. Zusammen mit den schwedischen Reitern greifen sie die eingeklemmten Kaiserlichen an, die sich kaum entfalten können. Der Herzog führt seine gesamte restliche Armee durch den Paß und umzingelt den Gegner. Die kaiserliche Reiterei hält dem Druck nicht mehr stand und flieht vom Schlachtfeld. Aber das Fußvolk bleibt stehen und wehrt sich nach Kräften. Doch als sie von allen Seiten von den Protestanten eingeschlossen sind, erkennen auch sie ihre aussichtslose Lage. Ihre Reihen und Glieder lösen sich in Unordnung auf und wenden sich zur Flucht. Nach drei Stunden ist die gesamte Schlacht entschieden, die Schweden und ihre Verbündeten erleiden nur geringe Verluste, bei den Kaiserlichen zählen sie Zigtausende.