30jähriger Krieg 1632 - 1648, zweite Hälfte


Mittwoch, 05. September 2018

Bild oben: Jan Luyken, Tijdens het beleg van Memmingen ontploft een granaat in een woning, 1647, Jan Luyken,
Pieter van der Aa (I), 1698 


Wie es dazu kam …

 

Wir befinden uns im Jahre 1647, also mitten in der Schlußphase des 30-jährigen Krieges. Seit vier Jahren wird friedensverhandelt, in Münster mit Frankreich, in Osnabrück mit Schweden. Doch es soll noch ein weiteres Jahr vergehen, bis endlich im Oktober 1648 der „Westfälische Friede“ geschlossen werden kann (beide Unterhandlungsstädte liegen in Westfalen).

 

Längst geht es nicht mehr um große Strategien, oder Feldzüge oder große Eroberungen, dazu sind alle Kriegsparteien auch viel zu erschöpft; mit Ausnahme der Franzosen, die erst Mitte der 30er Jahre mit Truppen eingegriffen haben, zuvor haben sie die Schweden unterstützt und für sich kämpfen lassen.

 

Alle Seiten versuchen nur noch, neue Orte zu besetzen oder alte zurückzuerobern. Mit jedem Gewinn hat man bei den Friedensverhandlungen eine bessere Position, man will sich die Rückgabe dieses oder jenes Ortes teuer bezahlen lassen.

 

Bild oben: Die Memminger Verteidigungsanlagen um 1720, gemeinfreier Stich

 

Memmingen in der Region Donau und Iller gelegen (also in Bayerisch-Schwaben) hat sich schon im 16. Jahrhundert dem lutherischen Bekenntnis angeschlossen, aber es gibt auch die Kirche „Unser Frauen“, eine sogenannte Simultankirche (d.h. sie wird sowohl von Protestanten wie Katholiken genutzt). Vor 1630 bekommt Memmingen nicht viel vom 30-jährigen Krieg mit, dann zieht 1630 der katholische Oberbefehlshaber Wallenstein in die Stadt. Er hat nicht vor zu plündern, sondern will hier sich und seinen Truppen etwas Ruhe gönnen. Für die Lutherischen ist Wallenstein der „Gott-sei-bei-uns“, für die anderen ein reifer Herr von angenehmem Wesen. So kann man im Memminger Stadtarchiv lesen: Der evangelisch-lutherische Superintendent (wörtlich „Aufseher“, Leiter eines evangelischen Kirchenkreises) Michael Laminit schrieb in seine Chronik, daß die Soldaten „ein solches sodomitisch (homosexuelles), unzüchtiges, viehisches Huorenleben“ geführt hätten, wie es „in unsser Statt nit vill gehörtt“. Sebastian Dochtermann dagegen vermerkt in seiner Chronik, dass sich Wallenstein nicht in städtische Angelegenheiten eingemischt habe. Rechnungen des Unterhospitals belegen, dass er den „Armen Dürftigen“ sogar mehr als 400 Gulden stiftete. „In dißer Zeit,“ - so schreibt Dochtermann zusammenfassend - „weill der Herzig (Wallenstein) alhie gelegen, ist alles ganz wollfell worden und alles woll gerautten, dan weill der Herzig in der Statt gelegen, ist Glickh und Heill gewest“.

 

1632 dann sind die Schweden gekommen, ein paar Jahre später die Kaiserlichen und Bayerischen, dann wieder die Schweden, und so weiter und so fort …

 

Maximilian von Bayern schließt mit Frankreich und Schweden einen Separatfrieden, den der Kaiser nicht mitmachen will. Maximilian geht es vor allem darum, die pfälzische Kurwürde (die sich, nachdem der vorherige Amtsinhaber als böhmischer „Winterkönig“ fliehen mußte) und die von ihm eroberte Kurpfalz zu behalten, und wer ihm beides garantiert, den unterstützt er. Erst zu spät bemerkt Maximilian, daß Franzosen und Schweden ihn über den Tisch gezogen haben, und bricht den Ulmer Waffenstillstand, aber nur mit Schweden.

 

Er nutzt die Gelegenheit, sein Schwaben von den Schweden zu befreien, und tatsächlich gelingen im einige Erfolge, wie zum Beispiel jetzt vor Memmingen.

Bild links: Mittlere Artillerie für beide Seiten

 

Schlachtordnung

 

Die Einheiten sind weit von ihrer Sollstärke entfernt Kein Infanterie-Regiment bringt mehr 1000 Mann auf die Beine, eher zwischen 7-900 Mann, wobei die Kaiserlichen schwächer sind. Noch schlimmer sieht es bei der Kavallerie aus, wo nur noch ein Drittel bis die Hälfte der Reiter überhaupt ein Pferd haben.

 

Schweden

 

In Memmingen liegt ein hochdeutsches (süddeutsches) Regiment zu Fuß (auch die Schweden haben gern andere für sich kämpfen lassen) unter dem schwedischen Major und bestelltem Obristen (Selbstbetitelung) Sigismund Przyemski, einem gebürtigen Polen (wir erinnern uns an Gustav Adolphs Kriegsabenteuer in Polen). Hinzu kommen 200 Handwerksgesellen, die sich nicht ganz freiwillig den Schweden anschließen (mehr Einzelheiten im Lauf des Schlachtberichtes in der nächsten Woche)

 

Bild links: Mittlere Artillerie für beide Seiten

 

Bayern

 

Die kurbayerischen Truppen rücken unter Generalmajor von Enkewörth an und bringen vier Infanterieregimenter (Enkevoer auch Enkewörth geschrieben, de Lapier, Rouyer und Winterscheid) in Stellung, dazu etliche Artilleriestücke:

6 Mörser

12 halbe Karthaunen

8 Feldschlangen

 

Etliche Falkonette oder „Regimentsstücklein“ (meist leichte Regimentsgeschütze) – siehe „Zum Geleit“ auf dieser Seite vom 2. Januar 2016.

 

Nächste Woche

 

Gibt es die Fortsetzung, den Schlachtbericht zu Memmingen 1647.