Burgunderkriege


Mittwoch, 26. September 2018

Bild oben: Luzerner Chronik des Diebold Schilling des Jüngeren; eingescannt aus: Deutsche Geschichte in 12 Bänden; Heinrich Pleticha (Hrsg.); Band 5; Das ausgehende Mittelalter 1378-1517, Gütersloh, 1982 Das Gemälde selbst stammt aus dem Jahre 1515 ebenfalls.

 

Eigentlich wird hier die 2 Jahre später stattfindende Schlacht bei Nancy, ebenfalls aus den Burgunderkriegen, dargestellt, aber die Soldaten entsprechen denen aus der Schlacht auf der Planta.


Die Schweiz

 

Für die einen ist es die Schlacht bei Sitten, für die Franzosen die Bataille de Sion und für alle die Schlacht auf der Planta. Dabei handelt es sich bei Sitten und Sion um denselben Ort, aber die Schlacht zieht sich räumlich hin. Sitten liegt im heutigen Schweizer Kanton Wallis, ist sogar dessen Hauptstadt, und die Schweiz ist der eigentliche Dreh- und Angelpunkt der ganzen kriegerischen Unternehmungen jener Zeit.

 

Dabei muß man auch mit dem Begriff Kanton vorsichtig sein, denn der Ausdruck gilt erst seit dem 19. Jahrhundert offiziell für die Schweizer Gliedstaaten, und seit ebenfalls dem 19. Jahrhundert setzt sich die Helvetische Konförderation (Confoederatio Helvetica) aus 26 Kantonen zusammen – daher aus Autokennzeichen CH). Helvetisch bezieht sich auf die Helvetier, einem Keltenstamm, der die Alpen der heutigen Schweiz bewohnte und im 1. vorchristlichen Jahrhundert mit Caesar und den Römern in Konflikt geraten ist.

 

Bild oben: Nach unseren Recherchen dürfte die Karte aus dem 19. Jahrhundert stammen und damit gemeinfrei sein.

 

Lange heißen die Kantone Ort, und man spricht folgerichtig von alten und uralten Orten. 1291 gründen die drei Urorte - Uri, Schwyz und Unterwalden die Schweizer Konförderation (die Schwyz als wichtigster Ort gibt schließlich dem gesamten Gebildet den Namen). Zur Zeit der Schlacht auf der Planta gibt hat sich die Anzahl der Kantone bereits mehr als verdoppelt. Neu hinzugekommen sind (mit Eintrittsjahr): Stadt Luzern (1332), Stadt Zürich (1351), Stadt und Land Zug (1352), Land Glarus (1352 - aber nur teilweise, endgültig erst 1386), Stadt und Republik Bern (1353).

 

Wie man sieht, ist das Wallis noch nicht dabei, das kommt erst 1815 vollwertig hinzu. Aber es gibt das Fürstbistum Oberwallis, und sein Gebiet gehört zu den „Zugewandten Orten“ (Verbündete Gebiete.). Das Wallis liegt im Süden der heutigen Schweiz, und in seinem Norden spricht man Deutsch und im Süden Französisch (Schweizer mögen uns nachsehen, daß wir manches etwas verkürzt dargestellt haben).

Bild oben: Na, dieses gemeinfreie Bild kennen wir doch von irgendwoher …


Savoyen

 

Südlich der Alpen liegt das Herzogtum Savoyen (das heute größtenteils zu Frankreich gehört, der östliche, Piemont genannt, gehört mit Turin zu Italien). Piemont (was soviel wie „am Fuß der Berge“ bedeutet) ist irgendwann im Mittelalter zu Savoyen geschlagen worden. Ein strategisch so wichtiges Gebiet wie Savoyen (der Durchgangskorridor zwischen Frankreich und Italien, wenn man nicht den viel beschwerlicheren Weg über die Alpen nehmen will, schon Hannibal hatte mit dem Problem zu ringen) hat natürlich schon immer die Begehrlichkeiten der Nachbarn geweckt, und Frankreich, die Schweiz und auch der Herzog von Burgund (er träumt heimlich von einem Reich von der Nordsee bis ans Mittelmeer) haben ein Auge darauf geworfen. Für die Schweiz sind vor allem das savoyische Unter-Wallis und das Waadtland von Interesse.

 

Zur Zeit unserer Geschichte regiert dort Herzog Philibert I., der aber, erst 1472 geboren, noch minderjährig ist. So hat Mutter Jolande von Valois bis zu seiner Großjährigkeit (Volljährigkeit) die Regentschaft übernommen – aber auch er stirbt jung und erreicht die Volljährigkeit nie. Seinem Vater, Amadeus IX. war, aufgrund seiner Erkrankung an Epilepsie, nur eine Herrschaftszeit von wenigen Jahren vergönnt (obwohl die Nachwelt ihm den Beinamen „der Glückliche“ gegeben hat – wir können über die Gründe nur spekulieren und wollen uns nicht in ehefeindlichen Witzen verlieren … ) Jolanthe jedenfalls hat schon teilweise für ihn die Regentschaft ausgeübt. – Der französische König Ludwig XI. ebenfalls aus dem Hause Valois, rechnet sich jedenfalls gute Chancen aus, über seine Verwandte auf dem savoyardischen Thron Einfluß auf das Herzogtum nehmen zu können.

 

Hinter diesem Link verbergen sich Hinweise auf eine Sammlung von Zeichnungen zur Schlacht, allerdings aus der heutigen Zeit.
Die Bilder vermitteln einigen guten Eindruck ins damalige Kampfgeschehen.
https://www.djaquet.info/blog/2017/10/8/a-comic-book-about-a-late-medieval-battle-in-wallis-la-bataille-de-la-planta

Bild oben: Karte der Burgunderkriege aus Wikipedia.

 

Burgund

 

Die Vorhaben und Absichten des Burgunderherzogs Karl bereiten den Nachbarn Sorge, und so bilden sich mehrere Bündnisse (so etwas hat es ja auch schon bei der Schlacht von Hericourt - auf dieser Seite bereits untersucht) gegeben. Schon 1474 hat der deutsche Kaiser Friedrich III. mit den Schweizern einen „Ewigen Frieden“ geschlossen, obwohl beide sich ja einige Male auf dem Schlachtfeld gegenübergestanden haben. Das Bündnis wird natürlich mit Blick auf Burgund geschlossen, und staatsrechtlich gesehen sind die Schweizer (ebenso wie Savoyen) Mitglieder des Reiches und damit seine Untertanen. Als Kaiser kann er ihnen, als angrenzenden Gebieten, befehlen, Burgund den Krieg zu erklären. Die Eidgenossen bestimmen den Kanton Bern zum Führer der Schweizerischen Kriegsanstrengungen; Bern liegt im Westen der Schweiz und damit dem Feind am nächsten. Bern kommt der Aufforderung nach und marschiert ins damals savoyardische Waadtland ein und fordert Oberwallis auf, sich an dem Kriegszug zu beteiligen.

 

1475 hat nämlich der Burgunder ein Bündnis mit dem Herzogtum Savoyen und dem Herzogtum Mailand abgeschlossen. Das Wallis liegt genau zwischen den beiden südlichen Nachbarn. So läßt das Nordwallis sich nicht lange bitten.

 

Die Walliser stürmen zweimal gegen Conthey (im Unterwallis) an, doch der Bischof von Genf (zu jener Zeit gehört diese Stadt zu Burgund) weiß die Stadt zu verteidigen. Er ist nur für die Landesherrin Savoyen eingesprungen, die mit ihrer Armee bereits auf dem Wege ist. Kurz darauf trifft Jolanthe mit 10 000 Fußkämpfern und leichten Reitern und 1500 schweren Reitern vor dem Conthey benachbarten Sitten ein, worinnen lediglich 300 Verteidiger stehen. Das Aufgebot vom Oberwallis mit 3-4000 (Hellebardiere und Pikeniere) Mann ist noch im Anmarsch …

 

Und sonst …

 

Wir erfahren einige interessante Dinge über die Schweizer. Sie setzen ihre Arkebusiere und Armbrustschützen hauptsächlich bei Belagerungen ein, und zwar dient diese Truppe dazu, die Verteidiger von den Wällen zu schießen oder zumindest zu vertreiben.

 

Die Schweizer kämpfen vornehmlich zu Fuß und marschieren meist über Bergen und in Tälern, doch einmal werden sie auf einer Ebene von Reiterscharen angegriffen. Flugs bauen sie nach hussitischem Vorbild eine Wagenburg (einer ihrer Offiziere hat bei den Böhmen als Söldner gedient und sich mit dieser Verteidigungsstellung vertraut gemacht), Damit können sie die Kavallerie abwehren, aber an eine Verfolgung der Fliehenden ist, aus naheliegenden Gründen, nicht zu denken.

 

 

Beim nächsten Mal

schauen wir uns die eigentliche historische Schlacht genauer an.