Burgunderkriege


Donnerstag, 19. September 2019

Bild links: "The Banner of Strasbourg at the Battle of Nancy" by Léo Schnug. Das Banner von Straßburg in der Schlacht bei Nancy, gemeinfreie Darstellung entnommen der englischsprachigen Wikipedia-Seite.

 

Einführung

 

Nach den schweren Niederlagen bei Grandson und Murten (im Frühjahr bzw. Frühsommer des Jahres) sagt sich das Herzogtum Lothringen von den Burgundern los, die es besetzt haben. Herzog Karl der Kühne hat Mühe, aus den Resten seiner geschlagenen Armee ein ausreichend starkes Heer zusammenzubekommen. Mit ihm zieht er vor Nancy (Nanzig), um die lothringische Hauptstadt zu belagern. Im Herbst ist es soweit; doch wie auch bei früheren Belagerungen hat der Burgunderfürst bei dieser Belagerung ebnfalls kein Glück – warum er sich schon wieder auf eine Belagerung einläßt, zeigt sein mangelhaftes strategisches Geschick.

 

Herzog René (Renatus) von Lothringen nutzt die lange Belagerungszeit, um Verbündete zusammenzubringen. Im Januar des folgenden Jahres rückt er mit dem Entsatzheer vor seine ehemalige Hauptstadt.

 

Zahlen

 

Leider gehen die Stärkeangaben für die beiden Armeen je nach Quelle deutlich auseinander. Wir haben uns für die von Wikipedia entschieden, in der die Burgunder leicht in der Unterzahl sind. In anderen Quellen bringen sie nur ein Drittel der Befreiunsarmee auf. Feldherren sind zwar nicht immer Genies, aber keiner würde, wenn kein schwerer Notfall vorliegt, gegen eine dreifache Übermacht vorgehen. Aber Karl hat halt seinen eigenen Kopf.

 

Für den Schlachtablauf lassen wir uns von „Atlas des plus memorables Batailles, Combats et Sièges des temps“ inspirieren.

 

Bild oben: Gemeinfreie Darstellung der Schlacht bei Nancy in der Luzerner Chronik des Diebold Schilling.

 

 

Der lothringische Herzog ist mit seiner Werbung recht erfolgreich gewesen und bringt 8000 Schweizer (überwiegend Pikeniere und Hellebardenträger) sowie 11 000 Lothringer mit.

 

Die Angaben für die burgundische Armee schwanken zwischen 10 000 und 15 000 Mann, dazu 40 Kanonen. Genaue Zahlen sind auch schwer zu erhalten, denn die Belagerung findet im Winter statt, täglich fordern das Wetter und die feuchten Zelte neue Opfer. Gleichzeitig laufen viele über. Der Graf von Campobasso, Condottiere im Dienst des Herzogs von Burgund, läuft mit seinen Männern zum Feind, und so gehen pessimistische Schätzungen davon aus, daß Karl nur noch 2000 einsatzfähige Streiter zur Verfügung stehen. (Vielleicht ein wenig zu pessimistisch, denn nach den meisten Quellen erleiden die Burgunder 8000 Mann Verluste.) Aber der Herzog muß Nancy einnehmen, sonst kann er seine gesamten Kriegspläne vergessen. Deswegen nimmt er gegen den Rat seines Stabes die Schlacht am 5. Januar an.

 

Bild oben: Gemeinfreie Karte der Schlacht

 

Er stellt seine Armee auf einem Plateau südöstlich von Nancy auf, das sich zwischen den in die Meurthe mündenden Flüßchen Madeleine und Jarville ausbreitet. Der bei den Burgundern verbliebene Condottiere Jacopo Galeotto bezieht mit der Vorhut, am Abhang des Hügelrückens Stellung und bildet mit seinen Lombarden (Italiener) den linken Flügel. Die Nachhut bildet den rechten Flügel und nimmt am Wad von Saurupt Aufstellung. Von hier aus ist man zuvesichtlich, das Anrücken des Feindes frühzeitig erkennen zu können. Die burgundische Artillerie hat hier ein ausgezeichnetes Schußfeld und kann dem Feind Zunder geben. Der Herzog selbst steht im Zentrum.

 

Aber die verbündeten Schweizer, Lothringer und anderen tun Karl den Gefallen nicht. Die Vorhut mit Schweizern und Deutschen umgeht die Stellungen, ein heftiges Schneegestöber entzieht sie den feindlichen Blicken, schwenkt nach rechts in die Wälder von Saurupt ab und gelangt in den Rücken der burgundischen Front. Karl läßt die dortigen Truppen umschwenken und sendet ihnen schwere Reiterei zu Hilfe. Doch die Schweizer an der Spitze des Angriffshaufens lassen sich nicht mehr aufhalten.

 

Am anderen Flügel werden die Kanonen zu früh abgefeuert und erzielen keinerlei Wirkung. Noch ehe sie nachladen können, sind die Pikeniere schon über ihnen. Der unvorhergesehene Angriff löst Panik aus, schließlich waren die meisten Burgunder schon bei Murten dabei. Wieder dröhnen die Alphörner von Uri und Unterwalden mit großem Getöse und verbreiten Angst und Schrecken. Unter den Burgundern ergreifen viele die Flucht, die übrigen werden an Ort und Stelle niedergehauen.

 

Bild oben: „Renatus a civibus intra Nanceium exceptus“ Gemeinfreier Holzschnitt, der den Herzog von Lothringen zeigt.

 

 

Nur das Zentrum steht noch, bis hinter ihr die Besatzung Nancys einen Ausfall macht, ins Lager der Burgunder eindringt und selbiges in Brand steckt. Das ist selbst für die Mannen im Zentrum zuviel und sie machen sich ebenfalls davon. Der verräterische Campobasso und seine Italiener, die zum Feind übergelaufen sind, sperren die Übergänge über die Meurthe. Galeotto und seine Söldner Gefährten können noch rechtzeitig entkommen und eilen in den Schutz der Festung Metz.

 

Karl der Kühne wird auf der Flucht, vermutlich von deutschen Söldnern, durch zwei Lanzenstiche in den Oberschenkel und in den Unterleib verwundet, ehe ihm der Hieb einer Hellebarde den Schädel spaltet. Seine geplünderte und entstellte Leiche wird erst in der Nacht auf den 7. Januar gefunden.

 

In ganz Europa verbreitet sich ein Spottvers auf den Toten: „Herzog Karl von Burgund verlor bei Grandson das Gut, bei Murten den Mut, bei Nancy das Blut.“

 

 

In der nächsten Folge …

stellen wir eine Szene aus der Schlacht nach.