Burgunderkriege


Mittwoch, 23. Januar 2019

Bild links: Berner Chronik Eidgenossen beten vor Schlacht bei Grandson, gemeinfreie Darstellung

 

Quellen

Wir orientieren uns hier wie auch in den folgenden Teilen an F. von Hausler: Atlas der Schlachten, Freiburg 1837 und ergänzen dies durch Einsprengsel von der ausführlichen, aber nicht immer leicht verständlichen Wikipedia-Seite über diese Schlacht.

 

Und wieder ist an der Geschichte so manches unklar: Die einen schreiben den Ort mit einem „d“, die anderen ohne; wir haben uns für die Mehrheitsmeinung entschieden, die mit „d“. Das ist aber noch gar nichts gegen die unterschiedlichen Zahlen für das burgundische Heer, die von 12 000 – 70 000 reichen. Auch hier halten wir es wieder der Wert, der am häufigsten vorkommt, den um 20 000.

 

Und bei der burgundischen Artillerie sind es bald 120 und bald 400 Geschütze. Da Karl wenige Monate später schon wieder in die Schlacht zieht und auch da Kanonen mitführt, bleiben wir bei der geringeren Zahl, auch die sind ja noch genug.

 

 

 

Bild links: Exekution der Garnison von Gandson, gemeinfreie Darstellung

 

Und noch eine kleine Anmerkung: Während des Fernsehprogramms rund um die Feiertage, in derer alle Sender gern protzen und prunken, ist uns der Dreiteiler „Maximilian“ aufgefallen, eine Gemeinschaftsproduktion von ZDF und ORF. Und wir bedauern, unsere Zeit damit vergeudet zu haben. Die für uns interessante Schlacht von Guinegate (1479, auch auf dieser Seite vorgesehen) wird auf die gefühlte Länge von unter einer halben Minute verstümmelt und natürlich mit historischem Stuß ausgestattet: 1 (in Worten: eine) Reihe Piken gegen den Angriff der Panzerreiter, dahinter Schwertkämpfer statt Schützen und Stangenwaffen. – Dann beginnt der Streifen mit Maria, der Tochter des kurz zuvor gefallenen Herzogs von Burgund und geht weiter mit Maria, und noch weiter mit Maria, so daß wir uns schon fragen, ob wir im falschen Film gelandet sind (nein, das Ganze heißt „Maximilian“ , vielleicht Marias Schoßhund?). Sie schwadroniert, daß sie niemals heiraten werde (dabei sind sie und Kaisersohn Maximilian längst einander versprochen), sie faselt angesichts von Kriegsflüchtlingen aus Flandern „Wir schaffen das“, und dann nennt einer sie auch noch „eine starke Frau“. Darüber müssen wir uns vor lachen den Bauch halten; eine starke Frau war nämlich in früheren Zeiten eine höfliche Umschreibung für eine dicke Frau. Und von den Dialogen, die vom „Trumschiff“ stammen könnten, wollen wir gar nicht erst anfangen. Ach, wenn die Gutmenschen es mit der „political correctness“ zu gut meinen und Logik und historische Genauigkeit dafür geopfert werden …

 

Bild oben: Übersichtsplan der Schlacht von Granson, gemeinfreie Darstellung aus dem Jahre 1879

 

Wie es begonnen hat

 

Wir sind jetzt mittendrin in den Burgunderkriegen und nähern uns dem Höhepunkt. Erinnern wir uns: Die Schweizer rücken 1475 nach Süden, über die Waadt nach Savoyen vor, das mit Burgund verbündet ist, und es kommt zur Schlacht auf der Planta, die für Sayoyen schlecht ausgeht. Wenig später hat Herzog Karl von Burgund sich mit dem deutschen Kaiser Friedrich III. geeinigt (nicht nur, aber auch, daß dessen Söhnchen sein Töchterchen ehelicht) und findet Zeit und Gelegenheit, sich zum ersten Mal direkt in die Schweiz zu begeben. Sein Ziel ist Bern, dem „Haupträdelsführer“ der Aktivitäten gegen ihn, und er will sich der Stadt von Süden nähern, also über Savoyen. Die Burgunder überqueren die offenen Jurapässe und stoßen erst vor Grandson auf offenen Widerstand – das Städtchen ist noch vom großen Waadtzug von den Schweizern besetzt, mit einer Garnison von 800 Mann.

 

Karl belagert die Stadt und vergeudet 10 Tage vor dem Ort, ehe seine Artillerie die Insassen kapitulationsbereit geschossen hat. Der Herzog gewährt der Garnison freien Abzug, aber da spielen seine Verbündeten, die Waadtländer, nicht mit. So läßt er sie beim Auszug ergreifen und ersäufen, beziehungsweise aufknüpfen. Eigentlich ist eine solche Maßnahme dazu gedacht, den Gegner einzuschüchtern und mürbe zu machen (und deswegen bei allen Kulturen in Ost und West beliebt), aber manchmal geht der Schuß auch nach hinten los. Die Eidgenossen sind außer sich vor Zorn, und die Tötung der Garnison erreicht das Gegenteil.

 

Bild oben: The Battle of Grandson in 1476

 

Truppen

 

Die Berner (8000 Mann) erhalten Zuzug von den Kantonen: Zürich (3000), Luzern (1800), Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus und Zug (die letzten 5 zusammen 4000 Mann)

 

Des weiteren aus den „Zugewandten Orten“ (Verbündete, Kantone im „Kandidatenstatus“): Solothurn (800), Freiburg (nicht das im Breisgau) (500), Stadt St. Gallen, Biel (200) und Schaffhausen.

 

Und schließlich die „Niedere Vereinigung“ („nieder“, weil im Flachland gelegen): Basel (960), Straßburg (400), Schlettstadt, Colmar und Vorderösterreich (die verbliebenen süddeutschen Ländereien der Habsburger)

 

Insgesamt macht das 18 – 20 000 Mann, darunter einige hundert Reiter aus Vorderösterreich, und 25 Kanonen.

 

Für die Burgunder sind leider keine genaueren Angaben zu finden. Es wird allerdings in einigen Quellen auf englische Langbogenschützen verwiesen, die aber bei den Schlachtdarstellungen nicht genug Eindruck hinterlassen, um detaillierter erwähnt zu werden. Außerdem sind sie angesichts von Kanonen und Schützen eine eher überholte Waffe, wenn auch in England noch bis zur Wende zum 17. Jahrhundert im Einsatz.

 

 

Nächste Folge

Der Schlachtbericht zu Grandson.