Burgunderkriege


Mittwoch, 30. Januar 2019

Bild links: Arkebusiere und Armbrustschützen

 

Aufmarsch

 

Herzog Karl von Burgund stellt seine Armee auf, wobei der rechte Flügel an die Orbe grenzt und der linke sich an La Poisine lehnt. So belagert er Granson, so erwartet er das Schweizer Entsatzheer. (Zum Ausgang der Belagerung von Granson siehe I. Teil).

 

Sobald die Nachricht vom Anmarsch eintrifft, verschieben die Burgunder ihre Truppen: Der rechte Flügel grenzt nun an die soeben eroberte Stadt Granson, der linke lehnt an den Wald von Orges.

 

Die Schweizer erkennen, daß ihre beste Chance darin besteht, den Gegner aus seiner festen Stellung herauszulocken. Also greift ihre Vorhut das vom Feind besetzte Dorf Vaumarcus an und treibt die Burgunder hinaus. Dem impulsiven Herzog reißt der Geduldsfaden, und er verläßt mit der Heeresmacht die befestigte Stellung. Ins erste Treffen stellt er die Reiterei, ins zweite das Fußvolk (zwischen Bonvillars und dem Neuenburger See). Geschütze decken die Front. Die Reserve bleibt (vermutlich) im Lager.

 

Bild links:Feldartillerie

 

Gegen 11 Uhr trifft die Hauptmacht der Eidgenossen als Kolonne bei Concise ein und formiert sich sogleich in Schlachtaufstellung zu 3 Haufen. Das Zentrum bilden die Bewaffneten aus Bern, Freiburg, Solothurn, Biel, Basel, Straßburg und Luzern, und es entsteht ein längliches Viereck. An den Flanken versammelt sich in zwei Haufen die übrige Infanterie (unter anderem die Leichten, die Armbrustschützen und Arkebusiere).

 

Der rechte Flügel, der sich aus den Truppen von Zürich, Uri, Unterwalden, Zug, Glarus, St. Gallen, Appenzell und Schaffhausen zusammensetzt wird vom Feldhauptmann Hans Waldmann gegen die linke Flanke der Burgunder geführt. Dichter Nebel, der sich noch nicht aufgelöst hat, verbirgt diese Bewegung vor den Augen der Feinde.

 

Der Schweizerische linke Flügel bleibt beim Dorf Vaumarcus stehen und beobachtet die Burgunder.

Schlacht

 

Das Zentrum hat kaum sein Gebet zu Ende gesprochen, als es auch schon von der schweren Reiterei angegriffen und von den burgundischen Kanonen und den englischen Langbogenschützen beschossen wird. Letztere richten wenig Schaden an, weil die Geschosse meist zu hoch liegen. Aber die Panzerreiterei brandet gegen die Schweizer an und wird abgewiesen, bringt den Eidgenossen aber einige Verluste bei.

 

Die burgundische Reiterei sammelt sich zum zweiten Angriff, wird aber wieder zurückgeworfen. Vor allem machen ihnen die Schweizerischen Leichten zu schaffen, die ihnen in die Flanken fallen. Wenn ein Panzerreiter mit eingelegter Lanze vorwärtsreitet, hat er wenig Möglichkeiten, sich nach links oder rechts zur Wehr zu setzen.

 

Bild links: Panzerreiter

 

Graf Chateau-Guyon führt 6000 neue Reiter zum dritten Angriff auf die Eidgenossen heran, doch auch dieser wird abgeschlagen und muß sogar sein Leben lassen. Die Verluste der burgundischen Kavallerie sind beträchtlich. Die Leichten sind mehr oder weniger kleine Gruppen von Schützen (Armbrust oder Arkebuse) im Verein mit Stangenwaffen, die seitlich auf einen Ritter eindringen.

Nachmittags um 15 Uhr lichtet sich der Nebel, und für die Burgunder wird der Schweizer rechte Flügel sichtbar, der sich durch die Lufttrübung herangeschlichen hat. Die Kolonne unter Hans Waldmann stürmt sofort los, und jetzt gibt es für alle Eidgenossen kein Halten mehr. Sie kehren zur ihrer alten Schlachttaktik zurück, mit Kriegsgeschrei und in einem dichten Block gegen den Feind zu rennen.

 

Die Burgunder fangen an zu weichen. Vergeblich bemüht sich Herzog Karl, die Ordnung in seinen Reihen wiederherzustellen. Er läßt seine Reiterei zurückgehen, um die Schweizer in eine ungünstige Position zu locken, aber das tritt ein, was oft bei solchen Manövern geschieht: das eigene Fußvolk glaubt, ihre Kavallerie wende sich zur Flucht. Die Infanterie wirft die Waffen fort, läßt die Geschütze im Stich und ergreift das Hasenpanier: Die einen wenden sich zu den Kähnen auf dem Neuenburger See, die anderen verdrücken sich in die Berge, und wieder andere flüchten in das Schloß.

 

Bild links: Panzerreiter (nicht unbedingt schottische)

 

Karl hat in Bausch und Bogen verloren. Obwohl ihm nur 1500 Mann an Toten und Verwundeten verlustig gehen, rennt die Armee auseinander. Sämtliche Geschütze und das gesamte Lager fällt in die Hände der Eidgenossen, die soviel Gut und Gold noch nie auf einem Haufen gesehen haben. Der Herzog kann auf seiner Flucht nur einen Teil mitnehmen. Auch für einen nur mäßig begabten Feldherren hat er einige dumme taktische Fehler begangen: Das Verlassen seiner sicheren Stellung, die Aufstellung in einem beengten Terrain, wo seine zahlenmäßig überlegenen Streitkräfte sich nicht entfalten konnten. Und die falsche Aufstellung der Reiterei, die er dann zurückziehen muß, damit sie weiter hinten größeren Spielraum hat. Wie bei vielen ähnlichen Manövern im Laufe der Militärgeschichte geht die Sache natürlich gründlich schief: Statt die Wende herbeizuführen, löste das Zurückgehen der Kavallerie auf der eigenen Seite Panik und Flucht aus.

 

Nachwort

 

Granson ist laut mehreren Quellen die erste Schlacht, in der die Eidgenossen mit einem Pikenblock (nur die äußeren Reihen, der Kern besteht aus Hellebardieren) angreifen. – Die enormen Reichtümer lassen in vielen Reisläufern (die Infanterie der Schweizer) die Vorstellung entstehen, sein Auskommen damit zu verdienen, sich von fremden Herren für den Soldatendienst bezahlen zu lassen. Und das führt dann in den italienischen Kriegen schließlich zum Zusammenbruch einer eigenständigen Schweizerischen Militärmacht.

 

 

In der nächsten Folge

 

schauen wir uns an, wie man die Schlacht (in Teilen) nachspielen kann.