Die Glaubenskriege, 1550 - 1618

Schlacht bei Sievershausen, 1553

Einführung, Schlachtaufstellung

Dienstag, 16. Mai 2017

Zinnfiguren-Diorama im Museum Kulmbach

Religionskriege im Deutschen Reich

1517 stellt Martin Luther seine 95 Thesen vor und legt damit den Grundstein für die Reformation. Eine Maßnahme, die nicht folgenlos bleibt. Den erzkatholischen habsburgischen Kaisern ist dies ein Dorn im Auge. Es kommt zu Beschimpfungen und Übergriffen. Katholische Fürsten auf der einen und protestantische Fürsten auf der anderen Seite tun sich zusammen, um sich gegenseitig zu schützen. Doch geht es vielen von ihnen nicht allein um Gewissenserforschung. Wenn der böse Nachbar sich der anderen Seite zuschlägt, kann man ihn doch in einen Krieg verwckeln und sich die besten Stücke seines Besitzes einverleiben. Und da bleibt es nicht aus, daß der eine Fürst protestantisch wird, weil er seinen Nachbarn, der Katholik bleibt, nicht ausstehen kann. Und dann ist da noch die Frage von Kaiser und Reich, kaum ein Fürst will beiden untreu werden, und selbst noch im 30-jährigen Krieg zögert so mancher protestantische Fürst, sich Gustav Adolph anzuschließen, weil er damit ja dem Kaiser in den Rücken fiele.

Die erste protestantische Vereinigung ist der „Schmalkaldische Bund“, der sich 1531 gründet und rasch viel Zulauf erhält. Vor allem die protestantischen oberrheinischen Städte sehen sich gezwungen, im Schmalkaldischen Bund Schutz zu suchen. 1531 war der Schweizerische Reformator Ulrich Zwingli im 2. Kappelerkrieg gefallen, einer der wichtigsten Verbündeten der Städte gegen die Truppen des Kaisers, der als Habsburger ja ursprünglich aus dem Südwesten kommt. 1538 gründet sich auch de katholische Liga, der ein längeres Leben beschieden ist.

 

Wie oft in solchen Fällen, kommt es bei den Schmalkaldnern bald zu Unstimmigkeiten. Die einen wollen das rein defensive Bündnis in ein Angriffsbündnis umwandeln, was nicht allen Städten und Fürsten recht ist. Außerdem sind sich die Lutherischen und die Calvinisten nicht sonderlich grün. 1542 eröffnet der Bund die Feindseligkeiten und vertreibt den Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, einem der letzten katholischen Territorien in Norddeutschland. Der Kaiser reagiert zunächst damit, daß er die protestantischen Hauptleute unter Reichsacht stellt, statt die Waffen sprechen zu lassen, was unweigerlich zu einem Bürgerkrieg geführt hätte. Doch 1546 ist die Stunde des Zurückschlagens gekommen; außerdem haben sich die beiden sächsischen Fürsten, Herzog Moritz und Kurfürst Johann-Friedrich so sehr zerstritten, daß Moritz, obwohl lutherisch, zum Kaiser überläuft. Während der Kaiser und die Bayern die süddeutschen protestantischen Gebiete erobern, fällt Moritz in Kursachen ein und zwingt so die sächsischen Truppen des Bundes, sich vom Süden abzuwenden. 1547 kommt es zur Schlacht bei Mühlberg, in der die Bündischen vollkommen geschlagen werden. Der Landgraf von Hessen, einer der protestantischen Anführer gegen Braunschweig-Wolfenbüttel ergibt sich dem Kaiser und wird von diesem festgesetzt.

 

Bild links: Autor unbekannt - Bild auf einer öffentlich aufgestellten Stelltafel am Rande des Schlachtfeldes.

 

Aufstellungsplan vor der Schlacht von Sievershausen, zeitgenössische Darstellung, Truppen von Albrecht blau, Truppen von Moritz rot.

 

 

Zweiter Markgrafenkrieg

Nur wenige Jahre später kommt es zur nächsten Auseinandersetzung, dem 2. Markgrafenkrieg (1552-54). Der dazugehörige 1. gehört nicht so richtig dazu, vergessen wir ihn also (wie bei Fortsetzungen von erfolgreichen Kinofilmen, die auch nicht immer und überall etwas miteinander zu tun haben). Vielmehr bekämpft hier Markgraf  Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach vor allem die (katholischen) Hochstifte und bemüht sich um eine Vormachtstellung in Franken. Brandenburg-Kulmbach, und das verwirrt jetzt vielleicht zusätzlich, liegt nicht etwa in Brandenburg, sondern in Franken, die Fürsten stellen aber eine Seitenlinie der in Brandenburg herrschenden Hohenzollern dar. Albrecht Alcibiades versucht ebenso wie sein Vorgänger Albrecht Achilles, die eigene Herrschaft in Franken zu erweitern und sich ein eigenes Herzogtum zusammenzuklauben. (Was die altgriechischen Beinamen angeht, wir befinden ins in Deutschland zu der Zeit mitten in der Renaissance, eine Ära, die von der Wiederentdeckung der klassischen römischen und griechischen Literatur geprägt ist; und wer unter den Vornehmen auf sich hält, gibt seinen Kindern antike Namen, eine Marotte ähnlich der heutigen Denglisch-Debilität.)

 

Bild oben: in "Saxonia - Museum für sächsische Vaterlandskunde". Band 1. Dresden: Pietzsch und Comp. Siehe File:Saxonia Museum für saechsische Vaterlandskunde I.djvu / Beachte die Landsknechte, aber es sind, wie links im Bild zu erkennen, auch schon Soldaten mit dem Morion-Helm darunter.

 

Die umliegenden Städte, allen voran Nürnberg, sind geradezu unverschämt reich, was den Albrechten natürlich in der Nase sticht. Und sie sind auch katholisch, was durchaus gelegen kommt, denn in Brandenburg-Kulmbach ist man lutheranisch. Und wenn man dann auch noch über Philip von Hessen stolpert, den protestantischen Heerführer aus dem Schmalkaldischen Krieg, der immer noch in Haft sitzt und befreit werden muß, hat man genügend Gründe zusammen, den Krieg zu erklären. Da kann es natürlich auch schon einmal passieren, daß man im durchaus geographischen Sinne über das Ziel hinausschießt und Orte eben mal erobert, die eigentlich keine Feinde, dafür aber reich sind. Als es den betroffenen Fürsten zu dumm wird, schließen sie sich gegen Albrecht Alcibiades zusammen, und 1553 kommt es dann bei Sievershausen zur großen Schlacht. Sieverhausen liegt im Braunschweigischen, also eine ganze Ecke von Franken weg. Der Brandenburg-Kulmbacher war ein umtriebiger Mann.

 

Noch ein letzter Gedanke: Der Anführer der Gegenseite ist derselbe Moritz von Sachsen, der im Schmalkaldischen Krieg auf die Seite des Kaisers übergelaufen ist. Viele Sachsen haben ihm das nie verziehen. Er fällt in der Schlacht bei Sievershausen, und um sein Ende ranken sich finstere Legenden. Die eigenen Leute hätten ihn rücklings erschossen, Gift sei im Spiel gewesen usf. Dabei ist Moritz seinem protestantischen Glauben treu geblieben und hatte auch nie vor, von ihm zu lassen.

 

Schlachtaufstellung

 

Leider lassen sich nicht viele konkrete Hinweise auf die Aufstellung der beiden Armeen zur Schlacht oder deren Kampfstärke finden. Wir müssen uns mit den spärlichen Wikipedia-Zahlen begnügen:

 

Die Verbündeten bringen auf:

8.000 Mann Infanterie

7.500 Reiter
25 Geschütze

 

 

Markgraf Albrecht Alcibiades stehen zur Verfügung:

12.000 Mann Infanterie
6.000 Reiter
unbekannte Zahl Geschütze

 

Beide Seiten:

Infanterie

In ihrer überwiegenden Mehrzahl sind das Landsknechte mit einem Anteil von 25-30 % Arkebusierschützen. Bei dem Rest handelt es sich um Pikeniere (Hellebarden, Bidenhander und dergleichen haben weitgehen ausgedient). Schützen werden aber auch in eigenen Kompanien/Fähnlein von 100-250 Mann zusammengestellt und in der Schlacht zur Verfügung der Befehlshaber gestellt.

 

Landsknechte kämpfen in deutschen Tercios (etwas kleiner und flacher als die originalen spanischen). Auf der Karte ist zu erkennen, daß beide Seiten 3 Tercios aufgestellt haben, von denen sie eine in Reserve halten.

Kavallerie

Beide Seiten bieten 2 Geschwader Reiterei auf, und darin dürften jeweils steckn: 65 % gepanzerte Kürassiere, 10 % schwergepanzerte Lanzierer (Lanzenreiter) und 25 % berittene Arkebusiere. Die Lanzierer sind die große Stoßwaffe, die Kürassiere reiten in der Karakole-Taktik, und die Arkebusiere schießen vom Pferd aus, begleiten die anderen an den Flanken und fügen dem Feind Nadelstiche zu. – Angesichts der großen Reitermengen auf beiden Seiten sind wir geneigt, von mehr Einheiten als nur den jeweils zwei Geschwadern auszugehen.

 

Artillerie

Beide Seiten dürften eine ähnliche Anzahl Geschütze besessen haben. Jeweils der unterschiedlichsten Kaliber. Es hatte zwar schon mehrere Bestrebungen gegeben, die Kaliber zu vereinheitlichen, aber dem stand noch ein steiniger Weg bevor. Wie dem auch sei, alle Kanonen werden zu jener Zeit in ein oder zwei Batterien zusammengefaßt.