Die Glaubenskriege, 1550 - 1618


Freitag, 19. Juli 2019

 Bild oben: handkolorierter gemeinfreier Stich

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/48/Bataille_de_Dreux_%281562%29.jpg

 

Mit Luthers Thesenanschlag 1517 beginnt die religiose Spaltung der Christenheit in katholisch und protestantisch. Dabei erfaßt dieser Streit nicht ganz Europa, der Südosten ist türkisch unterjocht und damit muslimisch, der Osten ist christlich orthodox, der Süden bleibt ohnehin kathoisch, und nur die Staaten im Westen, im Norden und und der Mitte sollen sich noch etlche Jahrzehnte lang über die rechte Form der Seligkeit in die Haare kriegen. Als Faustregel gilt, je weiter weg von Rom (dem Papst), desto eher protestantisch - Schweden, England, Niederlande und so weiter.

 

Doch es gibt Ausnahmen. In Polen werden die Protestanten nie so stark, daß sie eine Gefahr für den katholischen Staat darstellen und von diesem verfolgt werden müssen. Außerdem haben die polnischen Katholiken nebst den mit ihnen verbündeten Juden genug damit zu tun, das orthodoxe Christentum im Zaum zu halten. Die später politisch zu Polen gehörenden Gebiete des sich auflösenden Deutschen Ordens treten vor ihrem Ende alle zum Protestantismus über. Aus diesem (und anderen) Grund wird das Kurfürstentum Brandenburg-Preußen, später Königreich Preußen auch mehrheitlich evangelisch.

 

Bild links: gemeinfreier Holzschnitt zeigt, wie ein Schweizer Pikenblock hugenottische Reiterei abwehrt.

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dreux.gif?uselang=de

 

 

Aber einige kluge Köpfe haben damals schon erkannt, daß man den Streit um die richtige christliche Lehre auch wunderbar für die Durchsetzung eigener politischer Ziele einsetzen kann, ein Vergleich mit der heutigen Klimahysterie ist sicher nicht zu weit hergeholt. In der Schweiz bekämpft man sich unter dem Deckmantel von katholisch gegen protestantisch um die zukünftige Politik des Landes, in Holland nutzt man den religiösen Gegensatz zur Befreiung (eines Teils) des eigenen Landes dazu, die spanische Vorherrschaft abzuschütteln. Im Deutschen Reich führen die religiösen Spannungen zu einer Zerrüttung des Staates. Da jeder Fürst für sein Gebiet selbst frei entscheiden kann, welcher Religion er und damit seine Bevölkerung anhängen sollen, woraus ein bunter Territorien-Flickenteppich entsteht. Das protestantische England drängt in den Welthandel, will den katholischen Hauptkonkurrenten Spanien ausschalten und gründet folgerichtig seine eigene Religion, die anglikanische Kirche, die zwar in vielerlei Hinsicht der katholischen Kirche sehr ähnlich bleibt, sich aber ideologisch an die Seite der Protestanten stellt. Also unterstützt man die französischen Hugenotten, wie übrigens auch die protestantischen deutschen Fürsten und die Niederländer. Als aber die Konkurrenz um die Schifffahrtswege zwischen den beiden wichtigen protestantischen Mächten England und Holland zu groß wird, führen die beiden auch mal eben ein paar Kriege gegeneinander.

Die katholische Seite in Frankreich wird unterstützt von Spanien, katholischen Reichsfürsten und einigen italienischen Fürstentümern. Abgesehen vom Streit um die heilige Dreifaltigkeit und die Gottesmutter Maria, um Heiligenverehrung und verschiedene rituelle Kleinigkeiten stehen sich in Frankreich vor allem zwei Familien gegenüber, die durchaus Anspruch auf den Thron erheben. Die Protestanten werden angeführt von den Bourbonen, die Katholiken von der Familie de Guise. Und diese führen im wesentlichen auch die Kämpfe gegeneinander. Der König selbst, aus dem Hause Valois und katholisch, verfolgt eigene Ziele, nämlich den Ausbau der zentralen Staatsmacht, das, was wir gemeinhin unter dem Regime des Sonnenkönigs Ludwig XIV. kennen (und bis zu ihm dauert es dann ja auch noch, bis sich dieses Prinzip in Frankreich durchgesetzt hat).

 

Bild oben: zeitgenössischer Stich, der den ersten Angriff zeigen soll. Das Werk aus dem Jahr 1570 ist gemeinfrei.

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:1ere_chargeDreux.jpg

 

Die Protestanten sind in Frankreich in der Minderheit, was verschiedene Gründe hat, vor allem aber, weil sie der radikalsten Variante des Protestantismus anhängen, dem Calvinusmus, und Hugenotten heißen. Calvin selbst ist Franzose flieht aber ins reformatorische Genf (revolutionär hat man damals noch nicht gesagt, ist aber das Gleiche gemeint), das zu jener Zeit zwar noch zu Frankreich gehört, aber von radikalen Schweizern geschützt wird.

 

Beide Seiten begehen grausame Massaker an der jeweils anderen Seite und schenken sich da nichts. Warum aber vor allem die von Katholiken begangenen Greueltaten heute immer noch gern aufgezählt werden, wie zum Beispiel die “Bartholomäusnacht”, gehört zu den großen Rätseln. 1562 kommt es zu gezielten bewaffneten Auseinandersetzungen und zu ersten richtigen Schlacht, der bei Dreux. Insgesamt folgen von 1562 bis 1598 acht Hugenottenkriege, bis der letzte von dem Bourbonen Heinrich von Navarra gewonnen wird. Aus staatspolitischen Überlegungen tritt er zum Katholizismus über und wird König von Frankreich, wogegen die katholische Partei weiterkämpft; und schlußendlich wird Heinrich dann auch von einem hugenottischen Eiferer ermordet.

 

Aber so weit sind wir noch nicht, wir reisen 36 Jahre zurück ins Jahr 1562 und nähern uns der ersten richtigen Schlacht. Dort herrscht nominell Karl IX., die wahre Herrschaft übt aber die Königinmutter, Katharina von Medici, aus, die anfangs sehr um einen Ausgleich zwischen den verfeindeten Religionen bemüht ist. Aber es kommt zum Massaker von Wassy. Sowohl Katholiken wie auch Hugenotten geben später an, dort friedlich eine Messe feiern zu wollen, dabei aber von der jeweils anderen Seite durch unflätige Beschimpfungen gestört worden zu sein. Es kommt zu drohenden Aufmärschen, wohl auch zu Prügeleien, bis Schüsse fallen. Die Hugenotten behaupten, mehrere hundert Tote erlitten zu haben, die Katholiken wollen nur 23 tote Hugenotten gezählt haben. Ein Schrei der Empörung geht durch das protestantische Frankreich.

 

Die Hugenotten sammeln ein Heer marschieren durch Frankreich, um möglichst viele Städte in ihren Besitz zu bringen und die dort lebenden Glaubensbrüder für ihre Armee zu gewinnen. Sie haben einige Erfolge, doch bei Vergt kommt es im Oktober 1562 zu einer katastrophalen Niederlage der Protestanten, bei der die französische Infantrie (die “Gascogner”) nahezu aufgerieben wird. Sogar die Bevölkerung macht Jagd auf die fliehenden Gascogner. Danach bleibt den Hugenotten nichts anderes übrig, als deutsche Söldner einzustellen - zu jener Zeit wird das Fußvolk bereits als wichtiger als die Reiterei angesehen – um den Schweizern und Landsknechten in der katholischen Armee entgegentreten zu können.

 

Die protestantischen Führer wollen Paris angreifen, sind dafür aber zu schwach. Sie ziehen daher in die Normandie, nach Le Havre, wo man selbige Stadt der englischen Königin überläßt, die sich bereits erklärt hat, für die deutschen Söldner aufzukommen. Der Fürst von Condé (ein Bourbone) und der Admiral de Coligny (er trägt tatsächlich den Titel eines Admirals, was auch damals schon ein Marinerang ist; allerdings bezweifeln seine Biographen, daß er jemals auf dem Meer gewesen ist) wissen, daß sie etwas unternehmen müssen, denn auch, wenn jetzt deutsche Söldner angeworben werden können, reicht es für die bereits vorhandenen eigenen Truppen hinten und vorne nicht. Es kommt somit zu Massendesertationen. Die Leute gehen von der Fahne und nach Hause.

 

Schlachtaufstellung

 

Die Hugenotten marschieren mit 13 000 Mann auf (5000 Reiter und 8000 Fußsoldaten). Von diesen sind 5000 Mann “Landsknechte” aus Norddeutschland, d.h. wie selbige ausstaffiert, haben ansonsten aber wenig mit den klassischen Landsknechten aus Süddeutschland gemein; deutsch sind auch die 2500 Kürassiere (“Reiter”) in der Kavallerie. An französischen Streitkräften verfügen die Hugenotten über 800 Reiter, 6 Fähnlein Schützen und 14 Fähnlein an sonstigem Fußvolk.

 

Die Katholiken bringen 18 500 Mann auf die Beine (2500 Reiter, 16 000 Mann Fußvolk). Die Infanterie setzt sich unter anderem zusammen aus 4000 süddeutschen Landsknechten, 6000 Schweizern und 2000 Spaniern. Einheimische Infanterie steht mit 22 Fähnlein gascognischer Herkunft und 17 Fähnlein mit Soldaten aus der Bretagne und der Picardie in ihren Reihen.

 

Artillerie ist auf beiden Seiten eine vernachlässigbare Größe. Für Vergt sind uns Zahlen bekannt, dort fahren die Katholiken vier Geschütze auf, die Hugenotten dagegen nur eines.

 

 

Beim nächsten Mal

sehen wir uns den Schlachtbericht genauer an.