Die Glaubenskriege, 1550 - 1618

Schlacht bei Sievershausen, 1553

Einführung, Schlachtaufstellung

Schlachtbericht


Donnerstag, 07. September 2017

Bild links: Kaiserliche schwere Kavallerie (30 Jähriger Krieg), Lanzierer, Kürassiere etc.
Artikel-Nr.: MS72041

 

Quellenlage

 

Die ist leider mal wieder nicht zum Jubeln. Ein paar dürre Sätze im Wikipedia-Eintrag, ein – natürlich einseitiger – Brief des protestantischen Befehlshabers. Wir sind dennoch auf beides angewiesen.

 

Schlachtablauf

 

Die eigentliche Schlacht findet nicht direkt in Sievershausen statt, sondern bei dem Ort, genauer auf der sogenannten „Feldmark“ zwischen Arpke und Sievershausen, einer unbebauten (also häuserlosen) Fläche, denn nur dort können sich Kavallerie-Geschwader und Landsknechts-Regimenter entfalten und feldschlachtmäßig aufstellen. In engen Straßen und zwischen Häusern geht das nicht.

 

Anfangs werden die Sachsen zurückgedrängt (s. Karte, die Roten), vermutlich setzt der Sachsen-Kurfürst nicht alle Truppen ein, und diese Teile stoßen dann gegen die gesamte feindliche Heeresmacht. Die Sachsen und Braunschweiger weichen, und es sieht nach Flucht aus.

 

Bild links: Landsknechte- Schwere Pikeniere 16. Jh.
Artikel-Nr.: RB72068

Wie nun der gewaltige Haufe zusammengetroffen ist und miteinander gehandelt hat, so hat Tiesstekers Regiment, welches diesen Tag den Vorzug gehabt, des Markgrafen Fußvolk, das ziemlich wohl gerüstet gewesen, mit Freuden angelaufen und angegriffen, dazu haben neben ihnen zwei Geschwader Unsrer Leute geholfen, die haben sie kaum bis auf das dritte Glied darniedergestochen und geschossen, da haben sie die andren in die Flucht gebracht, und wiewohl sie nicht gerade unordentlich gewichen, so haben sie doch Unsre Knechte zum andren Male angegriffen und wieder mit Hilfe der Reiter in die Flucht gebracht, wobei ihrer denn etliche Tausend gefangen, die andern erstochen und hin und wieder zerstreut worden sind.

 

Bild links: Landsknechte mit Piken 16. Jh., 1/72
Artikel-Nr.: RB72058

 

Aha, da lesen wir es: Die Kulmbacher (eigentlich die Brandenburg-Kulmbacher, aber belassen wir es beim Kulmbach, weil dieses Markgrafentum in Franken und nicht in Ostdeutschland liegt) stürmen hinterher und geraten in ihrem Eifer aus ihrer Schlachtordnung.

Plötzlich wenden die Braunschweiger und Sachsen (die in keiner Unordnung den Rückzug angetreten haben) und rennen wieder gegen den Feind an. Die Feinde können den geschlossenen Landsknechts-haufen und Lanzenreiter-Geschwadern nicht standhalten, obwohl sie doch über gleiche Truppen verfügen.

 

Bild links: Landsknechte mit Schwert/Arkebuse,
16. Jh,
Artikel-Nr.: RB72057


Unterdessen ist es mit des Markgrafen (Kulmbach) Reitern auch fast auf gleiche Weise zugegangen; denn, wen man hat erreichen können, der ist erschossen und erstochen worden. Doch sind etliche ganze Fahnen (Kompanien) in der Flucht davongekommen, da man ihnen das Fliehen nicht hat wehren noch auch des Tages wegen, der sich zum Abend geneigt und finster geworden war, und wegen des Gehölzes zu beiden Seiten hat nachjagen können. Also haben Wir diesen Tag, gottlob, das Feld erhalten und die Schlacht gewonnen. Gegeben in unsrem Feldlager, im Gericht Peine, den 9. Juli 1553. Moritz, Kurfürst."

 

Schließlich können die Sachsen-Braunschweiger in den Rücken der Kulmbacher gelangen (wir erfahren leider nicht, wo genau das gewesen ist, vermuten aber, daß der dritte Landsknechtshaufen sich zwischen Arpke und linken Flügel des Feindes schieben und so hinter ihn gelangen kann, aber vielleicht war auch alles ganz anders … ). Die fränkischen Truppen geben die Schlacht verloren und wenden sich zur Flucht. Der Markgraf gehört zu den ersten, die jetzt das Hasenpanier ergreifen.

 

Bild links: Berittene kaiserliche Arkebusiere (30- jähriger Krieg), Artikel-Nr.: MS72037

 

 

Die Kämpfe müssen zum Teil mörderisch gewesen sein, anders läßt sich die hohe Zahl von 4000 Toten und 8000 Verwundeten nicht erklären. Zu den tödlich getroffenen gehört auch der sächsische Kurfürst Moritz, der bereits in der Entscheidungsschlacht im Schmalkaldischen Krieg aufgefallen ist, weil er, obwohl protestantisch, darin auf die Seite des katholischen Kaisers getreten ist. Dieser Moritz nun hat Melchior Zobel, dem Bischof von Würzburg, noch am Abend der Schlacht in einem Brief beschrieben, wie der Feind besiegt werden konnte. Der Markgraf soll wenige Tage später an seiner Schußverletzung sterben. Wir haben einige der markantesten Stellen aus diesem Brief zitiert und sie, der besseren Kenntlichkeit wegen, in kursiv gesetzt. Der Brief ist übrigens enthalten in:

 

Paul Arras (Hrsg.): Bilder aus der sächsischen Geschichte

http://gei-digital.gei.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:0220-gd-4496873