Die Glaubenskriege, 1550 - 1618


Donnerstag, 13. Februar 2020

Bild oben: Zeitgenössischer Stich von der Schlacht bei Jarnac

 

 

Hugenottenkriege

 

Die Hugenottenkriege – Frankreichs Verfolgung, Vertreibung und Dezimierung seiner Protestanten – zieht sich über ein halbes Jahrhundert hin und dauert Dank etlicher Aufstände (mit englischer Hilfe) noch länger. Vor allem in den 20er Jahren des 17. Jahrhunderts begehren die Reste der Hugenotten noch einmal im Südwesten des Landes auf, und Anfang des 18. Jahrhunderts kommt es in den Cevennen-Bergen zu Unruhen.

 

Bild links: Gemeinfreie Zeichnung vom Schlachtgetümmel

 

Dabei kommt es nicht etwa zu einem einzigen, schier endlosen Feldzug, sondern zu einer Reihe von Kriegen, die jeweils nur wenigen Jahre andauern, in denen im Schnitt pro Jahr eine Schlacht geschlagen oder eine Belagerung durchgeführt wird und es dann wieder zu einem Waffenstillstand kommt, bis die eine oder andere Seite es wieder aufs Neue versuchen will. Die Hugenotten verlieren deutlich häufiger einen Waffengang als die Katholiken, und man sollte doch meinen, die Papst-Anhänger sollten es in einem halben Jahrhundert schaffen, eine unerwünschte Minderheit aus dem Land zu jagen. Aber dazu sind Heere im 16. Jahrhundert noch nicht in der Lage (man denke nur an die Jahrzehnte währenden Kriege in Italien im selben Jahrhundert, und die spielen sich hauptsächlich im Norden des Landes ab). Die schnellste Geschwindigkeit einer Armee zu Land ist die eines Fußgängers. Pferde vermögen zwar auf Trab oder Galopp zu erhöhen, aber nur für einen begrenzten Zeitraum; wenn sie einen Karren ziehen müssen, geht das ausschließlich in Schrittgeschwindigkeit. Schwere Lasten werden von Ochsengespannen gezogen, die aber noch langsamer vorankommen als ein Fußgänger. Spätere Generationen haben auf Wasserwege gesetzt, doch ist dann wieder ein anderes Kapitel.

 

Frankreich ist bis heute eine vornehmlich katholisches Land geblieben.

 

Bild oben: Vorn im Bild der ermordete Condé auf einem Esel. Im Hintergrund der Siegesritt der katholischen Reiterei nach dem Sieg über die protestantische Infanterie. Französischer handkolorierter Stich aus dem Jahr 1577.

 

 

Wir haben uns schon einige Schlachten dieses Bündels von Kriegen angeschaut und wenden uns heute noch einmal dem dritten zu (1568-70). Diesmal hat der Waffenstillstand nur ein halbes Jahr gedauert, dafür geht es dann auch mehr rund als bei früheren Gelegenheiten. Wir erleben drei Schlachten: Jarnac, die für die Protestanten verlorengeht, im Juli starten die Hugenotten einen Überraschungsangriff auf die Katholiken bei La Roche-l'Abeille und ermorden im Anschluß gefangene Soldaten und die Landbevölkerung. (Dieses Beispiel nur als Hinweis, daß von beiden Seiten Greueltaten begangen worden sind.) Die französischen Protestanten gehen gezwungenermaßen zur Defensiv über, siegen aber im August desselben Jahres, diesmal bei Orthez, werden dafür dann aber bei Moncontour dermaßen aufs Haupt geschlagen, daß im nächsten Jahr ein neuer Waffenstillstand fällig ist. Der hält dann immerhin zwei Jahre. Der trägt sogar den Namen „Frieden“ und bestätigt im wesentlichen den „status ante bellum“, also den (Besitz-)Stand vor dem Krieg. Wir haben uns bereits um Moncontour gekümmert.

 

Bild links: gemeinfreie Tuschezeichnung

 

 

In der Schlacht von Jarnac wird übrigens auf hugenottischer Seite Ludwig I. von Bourbon-Condé, der erste Fürst von Condé (eine Seitenlinie der Bourbonen, die aus den Hugenottenkriegen als Sieger hervorgehen werden) gefangengenommen und dann erschlagen. Der spätere Feldmarschall Condé ist einer der gefürchtetsten Heerführer von Ludwig XIV.

 

Auf der katholischen Seite steht der Bruder des aktuellen Königs Heinrich II. ziemlich weit oben. Er wird ein paar Jahre nach der Schlacht als Heinrich III. und letzter Herrscher aus dem Hause Valois (den Vorgängern der Bourbonen) bis zu seiner Ermordung 1589 auf dem französischen Thron sitzen.