Kleiner Nordischer Krieg 1655 - 1660

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Dienstag, 06. Juli 2015

Die Schlacht bei Wojnicz, 3. Oktober 1655

Was vorher war

Diese Schlacht ist leider im Internet noch nicht sehr ausführlich dokumentiert.

Wir folgen dem englischen Wikipedia-Beitrag und nehmen den – etwas anderen – polnischen Wikipedia-Artikel zur Schlacht von Wojnicz zu Hilfe: https://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Wojnicz und http://www.google.de/imgres...
Auf Polnisch heißt das

Bitwa pod Wojniczem“

Bild oben: Während im Lager noch gekämpft wird, legen die schwedischen Fußsoldaten davor
einen Hinterhalt (Figuren von MARS, Geschütze von A CALL TO ARMS).


Es existiert, der Vollständigkeit halber, auch eine schwedische Wikipedia-Seite über diese Schlacht, die aber so wenig Text hat, daß wir sie hier getrost vernachlässigen können. Aber in der Wojnicz-Schlacht spielen viele Reiter eine Rolle, und das sollte für uns auch eine Untersuchung wert sein.

Nach dem Einfall der Schweden im Juli 1655 in Polen-Litauen sieht es für den Doppelstaat schlecht aus. In dieser Hauptphase des Kleinen Nordischen Krieges folgt für Polen-Litauen eine Niederlage nach der anderen, und schließlich stehen die Schweden, nach der Eroberung Warschaus, im Süden Polens und belagern Krakau. Der polnische König rafft Teile der dort stehenden Streitkräfte Polens zusammen und eilt von der bedrängten Stadt am 20. September 1655 von dannen, um die Schweden fortzulocken (anderen Quellen zufolge reitet der polnische König mit letzten Truppen Krakau zu Hilfe und trifft bereits am 23. September auf die Schweden – wir folgen aber der ersteren Darstellung). Am 3. Oktober stoßen diese Polen (der König hat sich inzwischen von der Truppe getrennt und reitet zu einem anderen Ziel) auf die Schweden, und es kommt zur Schlacht von Wojnicz. Auch diese geht für die Polen verloren, und danach steht der König ganz ohne Armee da. Krakau und etliche andere polnische Festungen ergeben sich, weil für sie keine Hoffnung mehr auf Entsatz besteht. Auch große Teile Litauens fallen ab und unterwerfen sich dem schwedischen König. Doch wie so oft in der polnischen Geschichte, geht es dann doch weiter und wieder nach oben. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.


Bild links: Die polnischen Husaren verjagen die Schweden aus dem Lager und verfolgen sie, wobei sie mitten in die Falle geraten

(Husaren von ZVESDA).


Die Schlacht


Wie nicht anders zu erwarten, folgte der schwedische König mit 5000 Mann (hauptsächlich Kavallerie) der Belagerungsarmee den Polen und ließ vor Krakau 8000 Mann zurück. In der Gegend von Wojnicz holten die Schweden die Feinde ein, diese lagerten in den Hügeln vor der Stadt. Die Schweden sandten zwei Regimenter leichter Kürassiere zur Lageerkundung aus. Aufgrund schlechter Sichtverhältnisse prallten die Schweden auf polnische Reiterei, die zum selben Zweck unterwegs war. Aus dem ersten Geplänkel entwickelte sich eine ausgewachsene Schlacht. Die Schweden drängten die Polen zurück, und die eigentlichen Kämpfe fanden im polnischen Lager zwischen den Zelten statt. Der schwedische König sandte alle seine Truppen zur Unterstützung.

 

Die Kürassiere des schwedischen Generals Böddeker werden erst von den polnischen Husaren (schwere Elite-Reiterei) zurückgeschlagen, diese geraten jedoch bei der Verfolgung in einen Hinterhalt der schwedichen Musketiere und abgestiegenen Dragoner. Ohne Unterstützung, vor allem durch leichte Reiterei, konnten die Husaren nicht standhalten; angesichts der Übermacht der schwedischen Infanterie zogen die schweren Reiter sich über den Fluß Dunajec (deutsch: Dunajetz oder Dohnst) zurück. Die Schweden griffen nun an beiden Flügeln an, und der Rest der polnischen Armee ließ das Lager im Stich und zog sich bis in die nächste Stadt, Tarnow (deutsch Tarnau, nicht zu verwechseln mit dem schlesischen Tarnowitz), zurück. Angesichts der aussichtslosen Lage liefen dort die polnischen Soldaten zu Tausenden zu den nachgerückten Schweden über – unter ihnen auch der spätere polnische König Jan Sobieski (genau, der Retter von Wien 1683). Er hoffte, daß die Schweden das kleinste Übel für Polen darstellten, ein tragischer Irrtum, wie sich bald herausstellen sollte. Nachdem die Schweden das Land ausplünderten und mit Raubzügen verheerten, unterstellte sich Jan Sobieski 1656 wieder dem polnischen König.