Kriege des Hoch-Barock, 1650 - 1700


Donnerstag, 08. August 2019

Bild oben: Gemeinfreies Gemälde mit Darstellung eines spanischen Tercios.

 

Ohjemine …

 

Da hat uns die Hitze ganz schön ins Kontor geschlagen. Unserem WLAN ist irgendwann die Puste ausgegangen, und wir hatten schon geglaubt, alles wieder in Gang gebracht zu haben, mußten dann aber feststellen, daß einige Dateien beschädigt, andere ganz verschwunden waren. Wie leider auch Rocchetta am Tanara, der für heute vorgesehenen Schlacht aus dem Spanisch-Französischen Krieg. Wir suchen nach Wegen und konnten uns der Hilfe eines Fachmannes versichern. Daneben haben wir improvisiert, und da statt dessen gibt es heute die Schlacht von Valenciennes, ebenfalls aus dem Spanisch-Französischen Krieg.

 

Einführung

 

Als die Spanier 1492 Granada zurückerobert haben, ist die “Reconquista (spanisch für “Rückeroberung”) abgeschlossen. Die Araber und später die Berber, die als “Mauren” Spanien in Besitz genommen und reichlich sieben Jahrhunderte lang beherrscht haben, sind damit besiegt und erobert. Das Land ist stark und läßt die Muskeln spielen. Einerseits sendet man Kolumbus aus, der die Neue Welt entdeckt (seine Nachfolger unterwerfen einen ganzen Kontinent), andererseits weitet man sich in Europa aus. Über kurz oder lang gerät man mit Fankreich in Konflikt.

 

Frankreich braucht lange, um sich vom 100-jährigen Krieg (1337-1454) zu erholen, den England angezettelt und riesige Gebietsansprüche gestellt hat. England ist nach Gutdünken und Belieben in das Nachbarland eingefallen, am Ende ist ihm aber fast nichts geblieben.

 

Bild oben: Gemeinfreie Karte von Valenciennes und Umgebung während der Belagerung.

 

1494 ruft das Herzogtum Mailand Frankreich zu Hilfe, um gemeinsam das Königreich Neapel (seit dem Mittelalter spanisch) zurückzudrängen, welches gerade im Begriff ist, sich, dem Beispiel Spaniens folgend, auszudehnen. Auch möchte der französische König, Karl VIII., gern König von Neapel werden, und ja, auch er leitet dafür Ansprüche ab. Daraus folgen die Italienischen Kriege (1494-1559) ((Wir haben bereits einige ihrer Schlachten untersucht.)), eigentlich der erste Spanisch-Französische Krieg. In Italien, vor allem in Oberitalien, werden die beiden Mächte (umständehalber tritt ab dem 18. Jahrhundert Österreich an die Stelle Spaniens) noch im 19. Jahrhundert miteinander ringen.

 

Aber Frankreich sieht nicht nur in Oberitalien Feinde. Rings herum hat Spanien sich ausgebreitet. Und das hat mit den Burgundischen Kriegen zu tun (wunderbar, wie sich alles so fügt!). Das Herzogtum Burgund geht nach dem Tode Karls des Kühnen an den deutschen Kaiser Maximilian über, und dessen Nachfolger, Kaiser Karl V., überträgt (als Herrscher des Heiligen Römischen Reiches – dem wir die Erweiterung des Namens mit “deutscher Nation” zu verdanken haben – und Spaniens) die sogenannten “Spanischen Niederlande” (die heutigen Benelux-Staaten) seinem Bruder Ferdinand, der sich zukünftig um den deutschen Teil des Reiches kümmert, im sogenannten Erbteilungsvertrag von Brüssel (1522). Somit hat Frankreich auch im Norden Spanien zum Nachbarn. Und ebenso im Osten. Denn zum burgundischen Herzogtum gehören auch größere Gebiete in Ost-Frankreich.Die Spanier brauchen diese Ländereien, um in Turin (Savoyen) Nachschub und Truppen auf dem Landweg in die Niederlande zu schaffen – der Seeweg führt zwischen Frankreich und England hindurch, für Spanien nicht zu empfehlen.

 

Bild oben: Gemeinfreie Darstellung spanischer Truppen auf dem Weg zum Entsatz von Valenciennes.

 

Nach dem Ende der Italienischen Kriege geht es munter weiter. Zunächt aber erst auf eigenem Territorium. 1567 (bis 1648) tobt der Aufstand der Holländer gegen die Spanier, und fast zeitgleich, 1562, brechen in Frankreich die Hugenottenkriege aus (bis 1598). Beide Mächte könnten nun jahrzehntelang mit anderen Dingen geschäftigt sein, aber vor allem von spanischer Seite aus unternimmt man immer mal wieder Expeditionen nach Nordfrankreich, bewaffnete Expeditionen versteht sich. Schließlich will man sich als Beschützer des Katholizismus verdient machen (damals war das ein ebenso beliebter Grund wie heute der Kampf um “Menschenrechte”, oder im 19. Jahrhundert um die Christianisierung der Heiden).

 

1618 bricht der 30-jährige Krieg aus. Spanien nutzt seinen Landweg ausgiebig, um ebenso ausgiebig im Krieg in Deutschland einzugreifen. Und natürlich im Norden. Auch Italien spielt natürlich wieder eine Rolle, genauer gesagt, Norditalien. 1627 steht das Herzogtum Mantua ohne (männlichen) Herrscher da, und zwei Bewerber streiten sich um den Thron. Den einen unterstützt Frankreich, den anderen, na, wer wohl, Spanien. Der Mantuanische Erbfolgekrieg dauert von 1628-31. Einige Historiker bezeichnen diesen Krieg als 2. Spanisch-Französischen Krieg. Sein Ende verläuft nicht ganz in spanischem Sinne, aber schlimmer noch ist, daß Savoyen, obwohl immer etwas wetterwendisch, der französischen Seite anhängt. Damit wäre der Hafen Turin gefährdet.

 

Trotz massiver englischer Unterstützung fällt La Rochelle 1628, der letzte Stützpunkt der Hugenotten. Danach ereignet sich das, was nach solchen Vorfällen immer passiert: In Frankreich wird aufgeräumt; man treibt die Hugenotten endgültig aus dem Lande. 1685 hebt Ludwig XIV. dann das Edikt von Nantes auf, das beiden Seiten Religionsfreiheit ermöglichte.

 

Bild links: Gemeinfreies Gemälde, das die Schlacht um Valenciennes zeigt, beachte die französischen Musketiere am rechten Bildrand.

 

Seit 1635 macht Frankreich auch beim Dreißigjährigen Krieg mit, erklärt zunächst aber nur Spanien den Krieg, von dem es sich immer noch von drei Seiten umgeben sieht. Frankreich kämpft mit wechselndem Glück, da es aber sehr reich ist, unterstützt es (obwohl es alle seine Protestanten rausgeschmissen hat und seitdem erzkatholisch ist) die protestantische Macht Schweden, die nach der katastrophalen Niederlage bei Nördlingen (1634) jede Hilfe bitter nötig hat und auch nichts Schlimmes dabei findet, vom ideologischen Feind Hilfe anzunehmen.

 

Der eigentliche (obwohl nach Meinung einiger der dritte Spanisch-Französische Krieg) hat begonnen und wird bis 1659 andauern, also lange über das Ende des Dreißigjährigen Krieges hinaus. Er findet an den drei beschriebenen Fronten statt, und eine neue kommt hinzu: Katalonien in der Nordostecke Spaniens, wo man einen eigenen Staat ausruft und sich zunächst den Franzosen in die Arme wirft, davon aber bald wieder Abstand nimmt, nachdem man festellen mußte, daß es einem unter den Franzosen noch schlechter geht als unter den Spaniern.

 

Wir wenden uns in dieser neuen Folge der Schlacht von Valenciennes (1656) zu. Valenciennes befindet sich ziemlich genau an der Grenze zwischen Belgien und Frankreich, folglich an der Nord-Front.

 

 

Beim nächsten Mal

schauen wir uns die eigentliche Schlacht genauer an.