Kriege des Hoch-Barock, 1650 - 1700


Donnerstag, 16. April 2020


Schlacht bei Öland. Gemeinfreies Gemälde von Claus Møinichen, 1 june 1676.

 

Das Unangenehme vorweg…

Wieder einmal ist die Quellenlage bescheiden, so daß wir uns entschließen mußten, den Feldzug als Gänzes zu behandeln, denn über die einzelnen Schlachten findet sich wenig genug. Doch zunächst wieder einmal: Wie alles so gekommen ist, wies es dann gekommen ist …

 

Teilnehmer

 

Auf der einen Seite stehen die Schweden, auf der anderen ein Bündnis aus dem Hochstift Münster (geistlich, kirchliches Territorium, an der Spitze steht ein Fürstbischof, im Falle des bremer‘schen seit 1648 ein Herzog), das Kurfürstentum Brandenburg-Preußen, das Fürstentum Lüneburg (seit 1635 Herzogtum, 1705 an das Herzogtum Hannover vergeben) und das Königreich Dänemark. In das Bündnis bringen ein: Münster 4000, Brandenburg-Preußen ca. 3000, Dänemark 2500 und Lüneburg 3000 Mann. Die Schweden haben stehen in Stadte 5600 und in Carlsburg 800 Mann.

 

Artillerie

dänische Infanterie, etwas früheren Datums,
aber immer noch statthaft

 

 

 

Wieder einmal Ludwig XIV.

 

1667-68 will der französische König die spanischen Niederlande (das heutige Belgien) an sich reißen. Ihm stellt sich ein Bündnis aus, unter anderem, Spanien, England, Holland entgegen, was den Herrscher ziemlich ärgert. 1672 fällt er daher in die Niederlande ein (auch Generalstaaten genannt), um ihnen einen Nasenstüber zu verpassen. Mit der Zeit stehen seine Truppen immer mehr unter Druck. Ludwig drängt daraufhin die Schweden um Hilfe, seinen alten Verbünden aus den Zeiten des 30-jährigen Krieges. Ohne französisches Geld wäre Schweden damals am Ende gewesen, ein wenig Dankbarkeit wäre also angebracht. 1674 fällt ein schwedisches Heer dann in die Mark Brandenburg ein. Dummerweise steht der Große Kurfürst schon mit Frankreich im Krieg. Er zieht seine Truppen zurück und schmeißt in einem nur zehntägigen Feldzug (28. Juni Sieg bei Fehrbellin) die Feinde auf Schwedisch-Pommern zurück. Aus der Zeit der schwedischen Raubzüge (Gustav Adolph) im Deutschen Reich sind noch Besitzungen in Pommern, Mecklenburg und Bremen-Verden geblieben. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation erklärt Schweden den Krieg. Das Reich ist in mehrere (zeitweise bis zu 10) Reichskreise eingeteilt, und von diesen werden der Westfälische und der obersächsische Kreis mit der „Reichsexekution“ Schwedens beauftragt. Kurz darauf schließt sich Dänemark, der alte Feind Schwedens, diesem Bündnis an.

 

Das Bündnis soll zuerst die schwedischen Gebiete in Norddeutschland befreien, und dann die freigewodenen Truppen nach Schonen (Süd-Schweden) schicken. Schweden hat in seinen deutschen Besitzungen gern Rekruten geworben, dies soll durch die Eroberung dieser Gebiete unterbunden werden (Schweden hat nur eine geringe Bevölkerung).

 

In Schweden hingegen verläßt man sich ganz auf seine Flotte. Die soll die dänischen Schiffe ausschalten, um so den Druck von den deutschen Gebieten zu nehmen. Sobald dies geschehen sei, würde man auf Seeland landen, dem Zentrum Dänemarks, und könnte sogar Bremen-Verden verstärken. Doch es kommt genau anders herum. Die Beladung und Instandsetzung der eigenen Schiffe dauert viel zu lange, und so können die „überseeischen“ (deutschen) Besitzungen nicht angelaufen werden. Die schwedischen Truppen bei Bremen-Verden sind zersplittert, das heißt, auf mehrere Festungen verteilt, sie können also nur reagieren, aber nicht agieren (selbständig tätig werden).

Die Abbildungen der dänischen Uniformen (links) sind
gemeinfrei und enstammen Wiki-Commons

 

 


Münster hat noch bis 1674 auf Seiten Frankreichs gestanden. Aber 1675 einigt der Fürstbischof sich mit dem Kaiser, im Kriegsfall 9000 Soldaten zu stellen. Als dann Schweden den Krieg erklärt wird, ist der Bündnisfall gegeben. Lüneburg, das eigentlich mit Schweden verbündet ist, erhält dank einer besonderen Klausel Neutralität. Nur die oben benannten Truppen nehmen an diesem Feldzug teil, nicht aber Reichskreis-Truppen (alle Territorien des betreffenden Kreises haben nach einem genauen Schlüssel soundsoviele Soldaten zu stellen, das geht mitunter bis hinab in den einstelligen Bereich. Die Einberufung solcher Kontingente und Zusammenfügung derselben zu Regimentern und einem ganzen Verband hätte zuviel Zeit in Anspruch genommen.

 

Bild links: Nordwestdeutschland inklusive Bremen-Verden, dem Fürstbistum Münster und dem Herzogtum Lüneburg (als ganzes ohne die Unterteilung in die einzelnen Teilfürstentümer) um 1675

 

 

pdf über die dänische Armee 1675-1679

 

https://www.yumpu.com/en/document/read/19852469/danish-army-1675-79pdf

 

 

Beim nächsten Mal

Schauen wir, wie es in Bremen-Verden zugeht.