Kriege des Hoch-Barock, 1650 - 1700

Sonntag, 22. Mai 2016

Bild links: Eigentlich müssten es 4 Reihen Schützen sein (einige Länder haben sogar noch 6 Linien aufgestellt), vielleicht ist die vorderste hier aber auch nur verdeckt. Interessant auch: der Unteroffizier mit der Hellebarde. Eine seiner wichtigsten Aufgaben besteht darin, mögliche Deserteure zurückzuhalten, denn einem alten Sprichwort zufolge löst eine Truppe sich nach hinten auf (die Hinteren fliehen zuerst). Weitere Angaben über dieses gemeinfreie Werk konnten nicht gefunden werden.

 


Pfälzischer Erbfolgekrieg, Schlacht bei Neerwinden, 29. Juli 1693
Vorbemerkung

 

Und wieder können wir eine Lücke schließen, die erste Schlacht des Pfälzischen Erbfolgekrieges, in dem sich mehrere europäische Staaten zusammengetan haben, um dem französischen Expansionsdrang etwas entgegenzusetzen. – Für uns gut, bei den Uniformen können wir von ca. 1690 bis 1708 von der gleichen Aufmachung der europäischen Truppen ausgehen. Der Dreispitz hat jetzt seine klassische Form, aber die Uniformjacke (die Manteljacke) wird noch bis unten zugeknöpft. Das ist natürlich bei allen Formen von Bewegung umständlich, aber dem Reglement muß gehorcht werden. Einzelne öffnen die unteren Knöpfe, aber erst um 1708 hat es sich allgemein durchgesetzt, daß die Jacke offen getragen wird. Hervorragend paßt dazu die „Sächsische Infanterie“ von MARS (72035) mit 56 (!) Figuren und allem, was man infanteristisch braucht. Einsatzfähig sind aber auch die Russen des Großen Nordischen Krieges von STRELETS und von ZVESDA. Nach 1708 (eingeschränkt auch vorher schon) sehen dann alle aus wie Schweden (MARS und ZVESDA). Ach ja, um das ganze noch etwas komplizierter zu machen, die Schweden sehen vor 1708 auch schon aus wie die Schweden nach 1708. – Uns erschließt sich damit die gesamte Bandbreite von Pfälzischem Erbfolgekrieg, Spanischem Erbfolgekrieg und Großem Nordischen Krieg. Nach Gadebusch (1712) nun also Neerwinden, weitere folgen. Ach, eines noch, der Pfälzische Erbfolgekrieg heißt in beinahe jedem der beteiligten Länder anders: Guerre de la Grande Alliance, War of the Augsburg League, Nine Years War usw.

 

Bild oben: Karte der Schlacht von Neerwinden: Oben die Franzosen, unten die Verbündeten; der große Winkel in hellgrün stellt das Lager der Verbündeten dar. Unten rechts fließt die Kleine Geete. Bei der gemeinfreien Darstellung handelt es sich um eine kolorierte Handzeichnung.

 

Schlachtaufstellung

 

Bei dieser Schlacht sind die Angaben bei Wikipädia präziser als gewöhnlich, leider nicht durchgängig. Wir haben deswegen auch noch beim „Atlas des plus memorables batailles, combats et sièges ... „ nachgeschaut, einem gemeinfreien Werk von Franz von Kausler aus dem 19. Jahrhundert.

 

ALLIIERTE  61 Bataillone (Bat.) Infanterie (30 000 Mann), 132 Schwadronen (Schw.) Kavallerie (20 000 Mann), 91 Geschütze. Zusammen 50 000 Mann:

 

Rechter Flügel (Kleine Gete bis Neerwinden) Kurfürst Maximilian Emanuel II. von Bayern in drei Treffen. 1. mit 13 Bat. Bayerischer Infanterie, die beiden folgenden Treffen mit insgesamt 56 Schw. Kavallerie. In den befestigen Dorfern Neerwinden und Laer liegen insgesamt 6 Bat. brandenburgische und hannöversche Infanterie. In den Verschanzungen und den Dörfern stehen ungefähr ein Dutzend Geschütze.

 

Zentrum (zwischen Neerwinden und Neerlanden) König Wilhelm III. mit der englischen Infanterie (41 Bat.) im 1. Treffen, die beiden hinteren Treffen bestehen aus englischer Kavallerie (17 Schw. – die Zahl erscheint zu niedrig). Hinzu kommen ca. 80 Geschütze, meist in den Verschanzungen.

 

Linker Flügel (entlang des schwer begehbaren Landenbach) 59 Schw. (die Zahl erscheint zu hoch) englische Reiterei und abgestiegene Dragoner (in Rumsdorf und Neerlanden) unter dem Fürsten Johann Ernst von Nassau-Weilburg.

 

 

Bild oben: Eine gemeinfreie englische Karte derselben Schlacht, aber zu einem Zeitpunkt, da die Schlacht schon angefangen hatte. (Achtung, bei Wikipedia scheint man sich nicht ganz einig zu sein, ob dies eine Karte von 1693 oder von der hundert Jahre späteren Schlacht aus den französischen Revolutionskriegen zu sein scheint; es muß sich aber um die von 1693 handeln, denn an der von 1793 waren keine Engländer beteiligt.) Zur Vereinfachung der Orientierung, hier fließt die Kleine Geete links oben durchs Bild.

 

FRANZOSEN 98 Bataillone (Bat.) Infanterie (51 000 Mann), 201 Schwadronen (Schw.) Kavallerie (29 000 Mann), 71 Geschütze. Zusammen 80 000 Mann.

 

Rechter Flügel: (gegenüber Laer und Neerwinden)

 

1 Treffen: General Rubantel mit 32 Bat. Linien-Infanterie,  4 Schw. Kavallerie und 3 Batterien Artillerie. – 2. Treffen: Marschall Joyeuse mit 51 Schw. Kavallerie.

 

Zentrum: zwischen Racou und Landen.

 

1.   Treffen: die königlichen Haustruppen (Leibregimenter etc.)

 

2.   Treffen: Bataillone der Schweizer Regimenter (Söldner, ebenfalls Elite)

 

3.   Treffen: 20 Schw. Kavallerie unter Marschall Villeroi

 

4.   Treffen: 21 Bat. Linien-Infanterie

 

5.   – 8. Treffen. 87 Schw. Kavallerie

 

Artillerie steht vor den Truppen.

 

Rechter Flügel:

 

Vor Rumsdorf 25 Bat. Linien-Infanterie unter dem Prinzen von Conty.

 

Vor Attenhoven 16 Bat. Linien-Infanterie unter General Caylus.