Kriege des Hoch-Barock, 1650 - 1700

Mittwoch, 07. Dezember 2016

Bild links: Das französische blaue Bataillon (Offizier am rechten Rand, Vorgehen in drei Linien) rückt gegen das deutsche grüne vor.

 

Einführung

 

Wir befinden uns im Ausgang des 17. Jahrhunderts. Längst ist Frankreich die führende Macht in Europa und so stark, daß es eines Bündnisses mehrerer anderer Mächte bedarf, um sich den Truppen Ludwigs XIV. auf dem Schlachtfeld zu stellen. In Sachen Uniform hat sich eine Menge getan, und im Pfälzischen Erbfolgekrieg sehen die Fuß- und Reiter-Soldaten schon ziemlich genau so aus wie im folgenden 18. Jahrhundert. Erst die Zeit Napoleons bringt den nächsten grundlegenden Uniformwandel. Der wesentliche Unterschied: noch tragen die Infanteristen ihren Mantel geschlossen, ehe sie ihn zur Jahrhundertwende öffnen, ein Vorgang, der ca. 1708 abgeschlossen ist. Bajonette stecken in und an den Gewehrläufen und haben die Pike verdrängt (außer bei den Schweden und den Russen; einige andere Staaten, wie Dänemark, überlegen, ob sie den Spieß wieder einführen sollen; doch nach dem Großen Nordischen Krieg ist allenthalben Schluß mit der langen Stange). Bei der Kavallerie besteht die schwere Schlachtreiterei aus Kürassieren, die noch einen Brustpanzer tragen, aber mit Pistole und Gewehr bewaffnet sind. Die Dragoner entwickeln sich zu einer eigenen Gattung der Reiterei und stellen nicht mehr bloße Infanterie zu Pferd dar. Aus ihnen wird die neue mittlere Schlachtreiterei. Und was der Änderungen mehr sind.

Bild links: Das französische rote Bataillon (Grenadiere in Kolonne, Musketiere in zwei Linien) rückt gegen die linke Seite des Dorfes vor. Das deutsche schwarze besetzt die Schanze auf dem Dorfplatz

 

Neerwinden

 

Wir haben im Schlachtbericht gelesen, daß sich auf dem linken Flügel (der Alliierten) nichts abspielt, und als die dort stationierte britische Reiterei viel zu spät doch noch in die Schlacht eingreifen soll, bringt sie sich lieber in Sicherheit. Das Zentrum dient zu kaum mehr, als ständig Verstärkungen an den rechten Flügel abzuführen; und als auch hier in der Mitte gekämpft wird, sind die Reihen schon zu entblößt, um längeren Widerstand leisten zu können. Nur auf dem rechten Flügel geht es zur Sache, hier wechseln einige Dörfer mehrfach den Besitzer, bis die französische Übermacht den Ausschlag gibt. Schon beim ersten Angriff stürmen 32 französische Infanterie-Bataillone gegen 19 bayerische und andere deutsche Verbände. Das Verhältnis von 2:1 bleibt hier im wesentlichen die ganze Schlacht über bestehen.

 

Bild links: as französische gelbe Bataillon rückt in drei Kolonnen gegen die rechte Seite des Dorfes vor.

 

Unsere Schlacht

 

Wir haben die Kavallerie weggelassen, weil die zwar an den Kämpfen am Rechten Flügel teilnimmt, aber nicht schlachtentscheidend wirksam wird. Wir haben nach einigem Zögern auch die Artillerie außen vor gelassen, weil sie nur anfangs eine Rolle spielt. Bleiben die Fußsoldaten, und die werden hier in Massen eingesetzt. Um das in unserem kleinen Maßstab wiederzugeben, haben wir vereinfacht und gekürzt und sind zu folgendem Vorschlag gekommen:

 

Die Verbündeten erhalten zwei Regimenter oder 6 Bataillone Infanterie, die Franzosen 3, bzw. 9. Jedes Bataillon setzt sich zusammen aus 3x4 Kompanien (Plattformen) Infanterie und einer Stabskompanie (1x4 Trommler, Pfeifer oder Fahnenträger). Das Regiment besitzt 1 Offizierkompanie (4 Offiziere). Bataillone setzen sich aus demselben Typ Fußsoldaten zusammen (Lader, Schützen, Vorgeher etc.), und auf einer Plattform befinden sich 3 Musketiere und 1 Unteroffizier (mit Hellebarde oder ähnlicher Dienstwaffe).

 

Das jeweils dritte Bataillon eines Regiments ist ein Grenadier-Bataillon (erkennbar an den spitzen hohen Hüten). Diese zählen als Elite.

 

Zusätzlich erhalten die Regiments-Plattformen einen Filzstiftstrich (im Fachhandel als “Marker” geführt). Wir haben hier das blaue, das gelbe, das rote, das schwarze und das grüne Regiment.

Die Verbündeten stehen mit dem schwarzen und dem grünen Regiment im Dorf, die Franzosen greifen mit dem bauen, gelben und roten Regiment an. Wir haben verschiedene Angriffsformationen gewählt, um verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen. Das hört sich jetzt alles etwas verwirrend an, lest den Text, und schaut dann auf die Photos, dann erklärt sich alles wie von selbst.

 

Das sind jetzt mehr als insgesamt 200 Figuren auf dem Schlachtfeld, aber ganz ehrlich, bei der strikten Einhaltung dieser Regel wird es leicht irreal, oder es ergibt sich eine nachgestellte Schlacht wie die von Seneffe, wo jede Figur für eine ganze Einheit stand, und das entsprich nicht vordringlich dem Geist dieser Seite.

 

Alle von uns verwendeten Figuren entstammen der “Sächsischen Infanterie” (MARS 72035). Dieser Satz enthält 52 Figuren, 5 Packungen dürften also für die Schlacht ausreichen. Sollten die nicht verfügbar sein, reichen auch Russen aus dem Großen Nordischen Krieg (vor allem ZVESDA, aber auch STRELETS).

 

Bild oben: Französische rechte Flanke und Zentrum (rotes und blaues Bataillon)

Regeln

 

Wir haben in der Vergangenheit davon gesprochen, einmal alle Regeln zusammenzufassen. Und die Schlacht von Neerwinden, oder besser das, was wir daraus gemacht haben, bietet sich dazu an:

 

A) Spielablauf pro Runde
A1 Spieler I bewegt seine Truppen.
A2 Spieler I feuert auf Gegner
A3 Spieler I Nahkampf mit Gegner (wie Feuer)
A4 Spieler II bewegt seine Truppen
A5 Spieler II feuert auf Gegner
A6 Spieler II Nahkampf mit Gegner

 

Nächste Runde.

 

B) Bewegung

 

Jede Einheit hat 10 Bewegungspunkte (1 BP gleich 1 cm), eine Einheit muß sich aber nicht bewegen – wenn sie z. B. in einer guten Deckung liegt, warum sollte sie die verlassen? Bewegungen sollten zuerst in Richtung des eigenen Regiments/Bataillons geführt werden (Bataillons-Zugehörigkeit)

 

C) Feuer/Nahkampf

 

Vorab legt die eigene Einheit fest, auf welchen Gegner sie in dieser Runde schießt, es können auch mehrere eigene Kompanien auf dieselbe gegnerische schießen. Das gegnerische Ziel kann sich natürlich mit jeder neuen Runde ändern. Das gleiche Verfahren kommt beim Nahkampf zur Anwendung.

 

Die Feuerreichweite beträgt 10 cm. Es empfiehlt sich aber, näher an den Gegner heranzurücken. Wenn beide Seiten nach einem Feuergefecht nur 1 cm trennt, dann darf der Angreifer für den Nahkampf an den Gegner heranrücken.

 

Wenn der Angreifer nach dem Feuergefecht zurückweichen mußte, darf er in dieser Runde keinen Nahkampf beginnen.

 

Bild oben: Französische linke Flanke und Zentrum (gelbes und blaues Bataillon)

D) Kampfergebnisse

 

Grundlage sind die eigenen KP, zu Beginn der Schlacht pro Kompanie und Plattform 4 KP (also auch Offiziere und Unteroffiziere). Diese werden durch Boni oder Mali ergänzt. Dann wird einmal pro Seite gewürfelt und die Würfelaugen zu den ergänzten KP hinzugerechnet. Das Gleiche vollzieht der Gegner. Sollte das Ergebnis für eine Seite plus einen Punkt betragen, geht dieses Feuergefecht unentschieden aus.

 

2-3 Punkte mehr = Abzug von 1 KP beim Verlierer plus eine Plattformtiefe zurückweichen.
4-5 Punkte mehr = Abzug von 2 KP beim Verlierer plus eine Plattformtiefe zurückweichen.
6-7 Punkte mehr = Abzug von 3 KP beim Verlierer plus eine Plattformtiefe zurückweichen.

 

Der Punktabzug kann sowohl die eine wie auch die andere Seite treffen, das heißt, nicht die Kompanie des Gegenspielers erleidet Verluste, sondern es kann ebenso den eigentlichen Spieler treffen, wenn die andere Seite mehr Punkte zusammenbekommt.

 

Danach findet das nächste Feuergefecht statt. Der Einfachheit halber geht man besser Kompanie für Kompanie, Bataillon für Bataillon vor.

E) Vorrücken und Zurückweichen

 

Muß die gegnerische Kompanie aufgrund eines Kampfergebnisses eine Plattformtiefe zurückweichen, so tut sie das in der Richtung, in der ihr ein Zurückweichen möglich ist (also zum Beispiel nicht durch eine Hauswand hindurch, außer bei der Ruine). Unter Umständen führt ihr Rückzug sie dann über mehr als eine Plattformtiefe zurück. Auf jeden Fall sollte diese Kompanie darauf achten, nicht den Zusammenhalt mit ihrem Bataillon zu verlieren.

 

Die siegreiche Kompanie rückt eine Plattformtiefe vor, aber nur in der Richtung, in der die unterlegene sich zurückgezogen hat. Sollte dies nicht möglich sein, entfällt das Vorrücken hier.

 

F) Bataillons-Zugehörigkeit

 

Jede Kompanie gehört zu seinem Bataillon und sollte unter allen Umständen bei seinem Bataillon bleiben, da sie sonst isoliert ist und 1 KP verliert.

 

Ein Bataillon bleibt so lange als Einheit bestehen, wie seine Stabskompanie-Einheit aktiv ist. Bleibt nur noch eine Infanterie-Einheit von einem Bataillon übrig, wird sie der Offiziers-Einheit als Regiments-Reserve, Marschkompanie oder was immer Euch beliebt, direkt unterstellt.

 

Bataillone unterscheiden sich anhand der Farbstriche auf ihrer Plattform voneinander.

 

G) Boni und Mali

 

- Offiziers-Einheit steht im Abstand von maximal 1cm zu eigenen Einheiten, so erhalten die + 1KP.

 

- Kompanie hat Zusammenhalt zum eigenen Bataillon verloren (also ist 10 cm von der nächsten Einheit seines Bataillons entfernt), so verliert sie einen KP (erhält ihn aber nach Rückkehr in den Bereich des eigenen Bataillons sofort zurück).

 

- Deckung. Steht eine Kompanie in Deckung verliert der Gegner, der auf sie feuert/zum Nahkampf antritt, 1KP. In einem Haus zu stehen, oder auf einem Dach zu liegen, zählt als in Deckung stehen.

 

- Eine Kompanie, die hinter einer eigenen steht, darf auf denselben Gegner wie die vordere schießen, doch dann werden nicht beide KP zusammengezählt, sondern die vordere erhält plus 1 KP. Beim Vorrücken nach einem Kampf, rücken dann beide Kompanien vor.

 

- Grenzt eine Kompanie an eine andere eigene an, unterstützt sie diese beim Kampf, die andere eigene erhält dann plus 1 KP. Die angrenzende Einheit rückt aber nicht mit vor, noch weicht sie zurück.

 

- Gerät eine Kompanie nach dem Vorrücken dazu, an eine andere eigene Einheit anzugrenzen, die jetzt erst feuern will, so darf sie diese unterstützen. Die Feuerkompanie erhält plus 1 KP.

 

- Das gilt natürlich auch für den Nahkampf.

 

- Die Regiments-Reserve muß immer den Zusammenhalt (10cm) mit der Offiziers-Kompanie wahren, andernfalls verliert sie 1 KP.

 

- Grenadiere erhalten im Feuer- wie im Nahkampf gegen normale Musketiere (also nicht Unteroffiziere, oder Offiziere oder andere Grenadiere) plus 1 KP.