Kriege des Hoch-Barock, 1650 - 1700


Donnerstag, 15. August 2019

Bild links: Für beide Seiten, Mars Set 72093,
Imperial Field Artillery

 

 

Wie nicht anders zu erwarten, findet man die meisten Informationen zur Schlacht von Valenciennes auf spanischen Seiten. Die Franzosen, als Verlierer der Schlacht, halten sich vornehm zurück, und die englischen Seiten, ach, dort hält sich hartnäckig die Weisheit, mit der Niederlage der Spanier 1643 seien auch die Tercios untergegangen. Unsere heutige Schlacht, Valenciennes, findet 1656 statt, also 13 Jahre nach Rocroi, und gilt – außer auf englischsprachigen Seiten – als letzter großer Sieg der Pikenblöcke, genannt Tercios.

 

Wir stützen uns bei unserer Darstellung auf den Artikel “El socorro de Valenciennes (1656). La última gran victoria de los tercios“ (Der Entsatz von Valenciennes (1656). Der letzte große Sieg der Tercios.) von Rafael Rodrigo Fernández, Doktor der Geschichtswissenschaften.

https://www.despertaferro-ediciones.com/2018/batalla-valenciennes-1656-tercios/

 

Bild links: Kürassiere (ohne die Gewehrschützen),  Waterloo 1815, Set 033

Cromwell's Cavalry



Schlachtbericht

Belagerung

 

Im Sommer 1656 befindet sich die spanische Flandern-Front in einer schwierigen Lage, da eine französische Armee von 30 000 Mann die Stadt Valenciennes belagert und deren Ende abzusehen ist. Die Verteidiger, unter dem Kommando des Herzogs von Bournonville, bestehen aus 2.000 spanischen Infanteristen und 300 leichten Reitern (Gineten), unterstützt von 6000 Mann der Stadtmiliz.

 

Die französische Armee setzt sich zusammen aus 115 Kavallerie-Eskadronen und 31 Infanterie-Bataillonen, die an beiden Ufern der Schelde in zwei Korps aufgeteilt liegen, das eine kommandiert Marschall Turenne und das andere La Ferté. Die Verteidiger haben Dämme gebrochen, so daß der Fluß Hochwasser führt und die beiden französischen Korps nur eine schlechte Verbindung zueinander haben. In der französischen Armee befinden sich übrigens ebenfalls Tercios (aus der Bourgogne, aus der Champagne und aus den französischen Alpen). Die Arbeiten für den Belagerungsring um die Stadt beginnen am 16. Juni und Anfang Juli ist er mit seinem Doppelgraben fertiggestellt. Die Bombardierung der Stadt geschieht durch 55 Kanonen (40 bei Touraine und 15 bei La Ferté).

 

Bild links: Für beide Seiten. Mars Set 72048,
Imperial Mercenary Infantry in Summer Dress

 

 

Don Juan José d‘Austria, der Statthalter in den spanischen Niederlanden (Flandern), versammelt zusammen mit dem Fürsten von Condé, dem Grafen von Funsaldaña, dem Grafen von Marsín, dem Fürsten von Ligné (Befehlshaber der Kavallerie), Don Fernando de Solis (Befehlshaber der Artillerie) und dem Marquis von Caracena (Gouverneur der Waffen von Flandern), eine Armee von 22 000 Mann bestehend aus Spaniern, Flamen, Wallonen, Burgundern, Italienern, Iren und Deutschen.

 

Der Marsch dieser Armee beginnt im Juni, und sie trifft am 25. dieses Monats in Douai ein, wo sich das Hauptquartier befindet und von wo aus die Störung der französischen Versorgungskonvois einsetzt.

 

In der Nacht vom Samstag, dem 15. Juli , erscheint die spanische Entsatz-Armee, bestehend aus 81 Kavallerie-Eskadronen und 27 Infanterie-Bataillonen (die später zum Teil zu Tercios zusammengefaßt werden). Don Juan d‘Austrias Armee bereitet sich sofort auf den Angriff vor.

 

Als die Spanier am 1. Juli eintreffen, errichten sie ihr Lager südlich davon auf einer kleinen Anhöhe, nicht weit von der linken Flanke von Turenne entfernt. Der größte Teil der Truppen steht dem Lager von Turenne gegenüber, was diesen zu der Annahme veranlaßt, daß der Hauptangriff sei gegen ihn gerichtet.

 

Am nächsten Tag erkunden Condé, Caracena, Ligné und Marsin die Verteidigung von La Ferté. Mit Scharmützeln überprüfen die Spanier den Fluß und lassen eine Abteilung als Brückenkopf im Haus von Urtebise zurück. Die Spanier unterhalten mehrere Scharmützel mit den Batterien von Turenane, die auf die Stadt feuerten, ohne sie zum Schweigen zu bringen. In der Zwischenzeit unternehmen die Belagerten häufiger Ausfälle, die, unterstützt von den Milizen der Stadt, die Arbeit der französischen Pioniere behindern.

 

Bild links: Für beide Seiten. Mars Set 72078, French Dismounted Dragoons

 

 

Schlacht

 

In der Nacht des 15. Juli beginnen die Spanier um zehn Uhr, die Schelde über elf zuvor verlegte Brücken zu überqueren. Obwohl eine von ihnen bricht, verläuft die Operation ohne weitere Pannen und ohne daß Turenne etwas davon bemerkt. In Urtebise wird ein Feuer entzündet, das als Treffpunkt für die in absoluter Stille vorrückenden Kolonnen dient. In der Zwischenzeit feuert die spanische Artillerie auf die französischen Stellungen, um jeglichen Lärm zu verbergen und die Aufmerksamkeit der Belagerer auf sich zu ziehen.

 

Nachdem sie den Fluß überquert hat, wird die Armee in vier Gruppen aufgeteilt. An der Spitze stehen Schützen und Grenadiere, nach ihnen die restliche Infanterie: Don Juan José und Caracena rechts, mit Spaniern und Iren links der Prinz von Ligné mit den wallonischen Tercios, das Zentrum führt Condé, und der linken Flügel übernimmt der Graf von Marsin mit den sogenannten neuen Kräften, hinter ihnen die Pioniere, bereit, die Gräben zu füllen und den Weg für die Kavallerie zu ebnen. Jeder Kolonne wird eine äquivalente Kavallerie-Unterstützung zugeordnet.

 

Das Signal zum Angriff geben die spanischen Geschütze, indem sie drei Salven abfeuern. Der Angriff trifft die Soldaten von La Ferté unvorbereitet und die ersten Schüsse werden auf kurze Entfernung abgegeben, als die Männer von Don Juan José die Außenpalisaden erreichen und Schützen und Grenadiere (diese werfen noch Bomben, am ehesten gegen Hindernisse) in Aktion treten. Sobald der Graben gewonnen ist, wird in der dritten Runde der Knüppeldamm geräumt und die Gruben für den von Condé persönlich angeführten Angriff der Kavallerie eingeebnet. Seine Truppen schaffen es, einen Teil der Männer von La Ferté zu umzingeln, die Kavallerie-Eskadronen führen in der Nacht einen Angriff durch, um der Infanterie zu helfen. Die Niederlage ist vollkommen, und La Ferté wird am Bein verwundet und gefangengenommen.

 

Im Morgengrauen endet die französische Verteidigung. Turenne hat zuvor einen Scheinangriff von 4000 spanischen Kavlleristen mit allen Kräften abgewehrt, den er für den feindlichen Hauptangriff gehalten hat. Er bekommt lange nichts vom Vorgehen der Spanier gegen das andere Lager mit, und als er in der Lage ist, mit den Verstärkungen zu Ferté zu ziehen, kommen seine Truppen nicht durch. Bournonville hat zuvor die Schleusen geöffnet, und die von den Franzosen verlegten Brücken werden vom Wasser beschädigt.

 

Währen die Spanier in Valenciennes einziehen, fliehen die französischen Truppen in völliger Unordnung in Richtung Norden, nur 2.000 von Fertés 10 000 Männern können entkommen. Als die Spanier in das Turenne-Lager eindringen, ist dieses bereits menschenleer. Der Marschall von Frankreich und die Überreste seiner Armee fallen bis hinter Le Quesnoy zurück und lassen alle Artillerie, Ausrüstung und Gepäck im Lager.

 

Die Spanier nehmen 7000 Gefangene ,die Franzosen hinterlassen 12 000 Tote, 3000 bei den Angriffen auf die Stadt und 9000 in der Schlacht. Die Spanier verlieren kaum 600 Mann.

 

Beim nächsten Mal …

stellen wir die Schacht nach.