Kriege in Osteuropa

Nachgestellte Schlacht


Dienstag, 30. Mai 2017


Historische Einordnung

 

In der westlichen Geschichtsschreibung wird diese Schlacht nur am Rande erwähnt, wenn überhaupt. Dabei hat sie weltpolitische Bedeutung. Die Russen haben hier in einer offenen Feldschlacht die Tataren dermaßen besiegt, daß letztere sich seitdem bei ihren jährlichen Raubzügen deutlich zurückgehalten haben. Der Sieg bei Molodi bedeutet die endgültige Eindämmung der Mongolengefahr.

 

Tataren sind diejenigen unter den Nachfahren des mittelalterlichen Mongolensturms, die bereits dem Islam angehört haben oder zu ihm übergetreten sind. Die Mongolen selbst haben alle Religionen erlaubt, waren aber in ihrer Mehrheit Angänger von Naturreligionen (Schamanentum) oder Buddhisten. Die tatarische Gesellschaft kannte zwar Ackerbau und Handwerk, betrieb aber lieber Handel, nomadische Viehwirtschaft und Raubzüge. Fast jedes Jahr (nach dem Ende der Mongolenherrschaft in Rußland) kamen die moslemischen Reiter zusammen, um im benachbarten Rußland Zehntausende Menschen in die Sklaverei zu verschleppen, zu sengen, zu morden und zu plündern. Besonders hatten sie es auf die blonden Frauen abgesehen (die Russen als Nachfahren von Wikingern hatten viele blonde und rothaarige Menschen in ihren Reihen), die in ihren Breiten und vor allem bei ihren Handelspartnern als begehrte Ware galten.


Die Russen hatten also ein großes Interesse daran, dem Treiben der Tataren Einhalt zu gebieten. Bei Molodi ist ihnen dies ohne fremde Hilfe gelungen, und die Krim-Tataren, die seit dem Untergang der Kasan-Tataren sozusagen die Rädelsführerschaft übernommen hatten, mußten sich in Zukunft neue Opfer suchen.


Die nachgestellten Armeen

 

Da die Russen verschanzt sind, erhalten sie weniger als die Hälfte der 200 Figuren. Nämlich 80, und die Tataren, die gegen die Verschanzungen anrennen, 120 Mann. Nur die Russen haben Kanonen, die Tataren haben keine (der osmanische Sultan leiht ihnen manchmal welche aus, aber nur in bescheidener Anzahl, auf ein Artilleriegefecht können sie sich damit nicht einlassen). Auch hier, bei Molodi sind osmanische Geschütze anwesend, spielen aber keine große Rolle und fallen allesamt den siegreichen Russen in die Hände.

Die Tataren verfügen auch über keine Pistolen oder Gewehre. Die lehnen sie ebenfalls ab. Der Sultan gibt ihnen manchmal einige Janitscharen mit auf den Weg, damit sie einem feuernden Gegner nicht ganz hilflos ausgefliefert sind. Auch vor Molodi sind die türkischen Eliteschützen anwesend, spielen aber aufgrund ihrer geringen Anzahl keine Rolle (und werden in der historischen Schlacht bis auf den letzten Mann vernichtet).




Die Tataren kämpfen in der Regel zu Pferd, können hier im Wald aber beritten nicht viel ausrichten und müssen absteigen. Obwohl sie zu Fuß nicht soviel taugen wie als Reiter, geben wir sie zu dritt auf eine Plattform und nennen sie Krieger. Sie erhalten 3 KP, und wenn sie zu mehreren Plattformen hintereinander angreifen, noch einen KP hinzu. Den Tataren stehen in dieser nachgestellten Schlacht 40 Plattformen zu je 3 Kämpfern zur Verfügung. Alle Figuren kommen von MARS, die einen eigenen Satz tatarisches Fußvolk verlegt haben.

 

Die Russen haben 18 Plattformen zu je vier Strelitzen-Schützen plus vier leichte Geschütze (4 KP). Die Schützen können Salvenfeuer geben, das heißt, zu mehreren Plattformen auf ein und denselben Gegner schießen. Dies bringt ihnen maximal plus 2 KP ein (bei drei Plattformen, mehr geht leider nicht). Die Geschütze können entweder allein feuern (4 KP) oder die Feuerkraft einer Strelitzen-Einheit um 1 KP erhöhen. Da sie räumlich getrennt voneinander stehen, können sie nicht als Batterie gelten und ihre Feuerkraft bündeln (warum eigentlich nicht, müssen wir mal ausprobieren).


Die Strelitzen haben Figuren mit einer Axt. Die kommen uns sehr gelegen, denn aus dem Schlachtbericht wissen wir, daß die Tataren versucht haben, die Holzzäune zu übersteigen, und die Russen haben ihnen die Hände abgehackt.

 

Die Russen stehen hinter beweglichen Palisaden, dem Gulaj Gorod („wandernde Stadt“), den sie bei einem Feldzug mit sich führen und bei Bedarf zu Schanzen oder einem Fort zusammenstellen und zusammenschrauben. Wir haben diese Palisaden von „By Fire And Sword“, wo sie eine Dorf- oder Hof-Umwallung darstellen. Eigentlich sind sie für 15mm Figuren gedacht, und ja, ein halbes bis ganzes Zentimeterchen höher dürften sie für unsere Zwecke gern sein. Aber solange es noch nichts Besseres gibt, wollen wir nicht kleinlich sein.

 

Alle russischen Figuren sind von MARS, einige der Geschütze von RED BOX (unsere russischen Artilleristen werden gerade für ein anderes Projekt gebraucht, deswegen konnten wir nur ein Geschütz damit ausstatten).

 

Sonderregeln haben wir diesmal nicht zu bieten, „Molodi“ ist eine einfache Schlacht. Die Erfahrungen, die Spieler hier sammeln, könnten ihnen hilfreich sein, wenn sie einmal Kolonialkriege spielen wollen: die Strelitzen stehen für Kolonialsoldaten, die abgestiegenen Krieger für aufständische Eingeborene. Wer wissen will, was uns am Nachspielen von Molodi gereizt hat: Wir konnten endlich einmal die Tataren zu Fuß und erstmals die neuen Polen von MARS einsetzen, die zum Teil wie Strelitzen gekleidet sind.