Kriege in Osteuropa

Schlachtaufstellung


Mittwoch, 07. November 2018

 Bild oben: Gemeinfreie Darstellung der Schlacht bei Zenta.

 

 

Wie alles gekommen ist, zur Einstimmung …

 

Wir müssen zwei Blicke zurückwerfen, um im Bilde zu sein:

 

1526 kommt es zur Schlacht bei Mohacs, die das Königreich Ungarn so haushoch verliert, daß es danach als selbständiger Staat aufhört zu bestehen und aufgeteilt wird. Den größten Teil verleibt sich das Osmanische Reich ein, ein kleiner Teil fällt an Österreich, der Teil, der Siebenbürgen genannt wird (englisch: Transylvania) wird – wie Moldau und Walachei, zu einem Vasallenstaat der Türken, und ein noch kleinerer Teil, Oberungarn (in etwa der Osten der heutigen Slowakei, der formell neutral, in Wahrheit aber Vasall der Türken war. Der Sultan hat auch versucht, dieses Gebiet in ein Königreich umzuwandeln, was sich aber aufgrund der wechselnden politischen und militärischen Lagen nicht durchsetzen ließ.

 

In den folgenden Jahrhunderten tragen sich die meisten Kriege zwischen dem Kaiser und den Osmanen im ehemaligen Ungarn und den sogenannten „Donaufürstentümern“ – Moldau und Walachei – zu. Zum Zeitpunkt unseres Artikels sollten noch die Kuruzzen erwähnt werden, Ungarn, meist Protestanten, die sich nicht unter die Herrschaft der katholischen Österreicher zwingen lassen wollen. Sie haben sich bewaffnet und kämpfen auf Seiten der Türken.

The painting "The Battle of Senta", painted by Franz Eisenhut (1857-1903), largest oil painting in Serbia and in the former Yugoslavia.

 

Die Türken haben ein Jahrhundert der Schwäche hinter sich, Armee und Staat erschlaffen, die Truppen sind – mit Ausnahmen – zu keiner Offensive mehr fähig. Erst im letzten Drittel raffen sich die Osmanen wieder auf, und 1683 kommt es zu einer neuen Groß-Offensive. Es geht gegen Wien und damit über Ungarn hinaus. Doch der riesigen Streitmacht gelingt es nicht, die Hauptstadt des Kaisers einzunehmen, ein Entsatzheer jagt die Türken und ihre Verbündeten vor Wien auseinander. Der Große Türkenkrieg (1683-1699) beginnt. Zunächst eilen die Kaiserlichen von Sieg zu Sieg, und wenn doch einmal eine Unternehmung schiefgeht, hat das an zu hastiger Vorbereitung oder äußeren Umständen gelegen (Seuchenausbruch im Lager und dergleichen). Auch sind die Habsburger schon seit jeher große Knauser, und so steht den Truppen nie genug Geld zur Verfügung.

Der große Umbruch erfolgt, als die Franzosen unter Ludwig XIV. dem Kaiser in den Rücken fallen und den Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) vom Zaun brechen. Der französische König will (Land-)Beute machen, während der Kaiser gerade anderweitig beschäftigt ist. Der Kaiser kann sich einen Zweifrontenkrieg kaum leisten und muß Truppen aus Ungarn an den Oberrhein abgeben. So auch den Markgrafen Ludwig von Baden, bis dato Oberbefehlshaber an der Türkenfront. Wegen seines großartigen Sieges bei Slankamen (1691) hat man ihm den Beinamen „Türkenlouis“ verliehen. Er vollbringt Großartiges dabei, mit seinen Reichstruppen (das Heilige Römische Reich Deutscher Nation ist in 10 Reichskreise eingeteilt, die vom kleinesten Fürstentum an je nach Volksaufkommen Soldaten in das Reichsheer einbringen) den Franzosen am Oberrhein das Leben immer wieder schwerzumachen. Auch im Südosten müssen Reichstruppen (vor allem Bayern, Brandenburger und Sachsen) die Lücken füllen, und die von den Türken besetzten Länder wie Serbien, Ungarn und andere sind mit Freiwilligen dabei.

 

Bild links: gemeinfreie Skizze

Dennoch sind die Osmanen nun in der Übermacht und gewinnen in Ungarn Ort um Ort zurück. Da wird Prinz Eugen von Savoyen 1697 Oberbefehlshaber der kaiserlichen Kräfte im Südosten. Er löst August den Starken, den Kurfürsten von Sachsen ab, der gerade zum König von Polen gewählt worden ist. Prinz Eugen, den man mit Fug und Recht den bedeutendsten Feldherrn seiner Zeit nennen darf, in den folgenden zwei Jahrzehnten läuft er zur höchsten Form auf, während August der Starke hingegen eher als Feldherr von mäßiger Begabung gilt, wie sich auch im Großen Nordischen Krieg erweisen soll.

 

Eugen bringt erst einmal Ordnung in den Sauladen, den August ihm hinterlassen hat, und zieht die in Oberungarn und Siebenbürgen stehenden Truppen an sich. Er hat nun etwa 50 000 Mann beisammen und marschiert auf Peterwardein, der Sultan, von Belgrad kommend, strebt ebenfalls dorthin. Bei dem Ort stoßen die beiden Armeen aufeinander …

 

 

 


Und was sagen die Türken?

 

Viel zu oft müssen wir frustriert feststellen, daß es zu dieser oder jener Schlacht keine türkischen Quellen gibt, jedenfalls nicht im Internet. Eine dankenswerte Ausnahme stellt die Seite „e-tarih“ dar (https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=tr&tl=en&u=http%3A%2F%2Fwww.e-tarih.org%2Fsayfa.php%3Fsfid%3D474 – in dieser Version bereits in Englische übersetzt)

 

Sie enthält Dutzende kurzer Schlachtberichte, allerdings mit den Namen der Türken für diverse Länder und Städte. So heißt zum Beispiel Polen bei ihnen “Lehistan”, nach dem sagenhaften ersten Beherrscher der Polen, Lech.

 

Auch Zenta ist ihnen einen Eintrag wert: “Der Krieg zwischen den osmanischen und österreichischen Streitkräften setzte sich am 11. September 1697 am Ufer der Tisa (Theiß) fort und endete mit der Niederlage der Osmanen.

 

Nach dem Aufbruch von Belgrad und der Überquerung der Donau … erreichte man die Tisa (Theiß). Prinz Öjen (Eugen) war schon dort, und Savuas (Savoyens) Armee war bereits teilweise eingetroffen. Prinz Ejen (Eugen) erfuhr durch Spione vom osmanischen Plan. Die osmanische Armee wollte nach Erdel (Siebenbürgen). Und nach diesem Plan überquerte die türkische Armee die Brücke über die Theiß, als die restlichen ästerreichischen Streitkräfte eintrafen … “ (wird fortgesetzt).


Schlachtordnung

 

Kaiser: 51 Bataillone Inf (34 000 Mann)

112 Schwadronen Kav (16 000 Mann)

60 Geschütze

 

Sultan: 60 000 Mann Infanterie

40 000 Mann Kavallerie

20 Geschütze

 

 

Das Video

 

Ist stellenweise etwas frei und neigt zu Wiederholungen. Dennoch vermittelt es hinreichend Einblicke. Die Uniformen der Österreicher entsprechen bereits denen des Großen Nordischen Krieges. – Die österreichischen Reiter mit Helm und Brustpanzer sind schwere Kürassiere; die österreichischen Musketiere feuern Salven ab, die Janitscharen schießen einzeln. Im Anschluß daran die anderthalbstündige Dokumentation, aus der der vorherige Ausschnitt stammt. Der Erkenntniswert ist indes gering, weil die Filmer allzusehr nach „political correctness“ darstellen und somit zwangsläufig viele Fehler machen.

 

 

 

Und beim nächsten Mal

Folgt natürlich der Schlachtbericht.