Mittwoch, 20. März 2019

Bild links: Polnische Kavallerie

 

Die polnische Führung ahnt nicht einmal, was sich bei den Kosaken tut und wie es dort gärt. Sie weiß nur, daß Bogdan Khmelnitzky Unruhe schürt und sendet deswegen eine Strafexpedition aus. Hetman Nicholas Potocki teilt seine Truppen in drei Teile auf, die größte (etwa 6.000) zieht mit ihm hinterher, die beiden anderen sollen vorauseilen und die Empörer stellen. Die zweite Gruppe steht unter dem Kommando seines Sohnes Stefan, und diese Gruppe verfügt anfangs über etwa 3 Tausend. Soldaten (150 Husaren , 550 Kosaken, 700-800 „Dragoner“ und 1500 Registerkosaken ); hinzu kommen 6 Abteilungen „deutsche“ Infanterie. Die dritte Gruppe besteht hauptsächlich aus Dienstkosaken, steht unter dem Befehl von Barabasch und fährt mit großen Booten den Dnjepr hinunter. Sie zählt etwa 3,5 Tausend. Kosaken unter dem Kommando von Stanisław Krzeczowski , und 80 Dragoner. Sie führen 8 leichte Geschütze und ein Dutzend kleine Kanonen. In der Festung Kudakka faßt man Vorräte und Munition. Gemeinsam sollen beide Teile Khmelnitsky schlagen, der mit den Seinen am Strom des Gelben Wassers sein Lager errichtet hat, nach Kosakenart durch ein Karrenviereck geschützt. Bogdan Khmelnytsky versammelt etwa 6000 Saporoger Kosaken und dreitausend Krimtataren, angeführt von Tuhaj-Bey, um sich. Die Vorhut der Polen, 200 leichte Reiter unter Adam Duszyński, wird am 29. April von den Hauptstreitkräften abgeschnitten. Duszyński kehrt zu den Truppen des Hetman zurück.

 

Bild links: Polnische Infanterie

 

Acht Tage später langt der jungen Potocki als erster an. Doch es kommt ganz anders. Khmelnitsky sendet Vertraute aus, die die Kosaken auf der polnischen Seite zum Überlaufen überreden sollen. Letztere sind auch gar nicht abgeneigt. Als dann auch noch die Männer von Barabasch landen, verabreden die aufständischen Kosaken sie zu einem „Schwarzen Überfall“, das heißt zu einem Treffen ohne Anführer (die Führer der Registerkosaken stehen fest auf der polnischen Seite, weil sie von dieser etliche Vorteile erhalten; nach kosakischem Recht steht man entweder ein Leben lang hinter dem einmal gewählten Ataman, oder man bringt ihn um). Die Saporoger Kosaken reden erregt auf ihre Brüder ein, und die beginnen, ihre (polnischen) Abzeichen zu zerreißen. Am Ende beschließen die Dienstkosaken, ihre Anführer zu erschlagen oder in den Fluß zu werfen. Auch Barabasch, ein getreuer Diener Polens, verliert sein Leben.

Schrecken befällt die Polen, als sie sehen, daß die Abteilung, auf deren Hilfe sie warten zum Feind übergelaufen ist. Die Führer beschließen, sich in jeder Hinsicht zu verteidigen und den Kron-Hetman rasch über die Gefahr zu unterrichten. Die Polen ziehen die Karren zu einem Viereck zusammen (ähnlich der Kosakenart), errichten einen Wall darum herum, stellen die Geschütze darauf und hoffen, auf diese Weise so lange Widerstand zu leisten, bis die Hilfe kommt. Unter den Gelben Wassern beginnt eine Schießerei, aber die Kosaken reagieren nur träge auf die Polen, sie wollen einen Generalangriff auf das polnische Lager; doch der Befehl dazu bleibt – noch – aus.

 

Bild links: Polnische Artillerie

 

Am 5. Mai läßt Pototsky junior die Polen vor dem Lager in Schlachtformation antreten. Die Kosaken stürmen wenig später aus ihrer Wagenburg und rennen auf die Feinde zu. Der polnische General gibt Feuerbefehl. Doch plötzlich ertönt hinter dem polnischen Lager der Ruf „Allah!“ Die Tataren zeigen sich. Und es kommt noch schlimmer: die Dragoner laufen zu den Kosaken über. Nun handelt es sich bei diesen „Dragonern“ um eine Besonderheit: Sie rekrutieren sich aus Kosaken vom rechten Dnjepr-Ufer, dem sogenannten „Kleinrußland“, und sind nicht mehr als zwangsverpflichtete Bauern, die man in entsprechende Uniformen gesteckt hat. Ihr Kampfwert ist also nicht groß, und in polnischen Quellen läßt man gern das „klein“ in Kleinrussen weg. Die verbliebenen Polen fliehen in heller Aufregung in ihr Lager zurück und können nicht einmal mehr ihre Feldgeschütze mitnehmen.

 

Am folgenden Tag führen die Kosaken von allen Seiten den Generalangriff auf das gegnerische Lager durch. Die Polen wehren sich mit der Kraft der Verzweiflung, und den Kosaken gelingt kein entscheidender Einbruch, auch dank der viel zahlreicheren polnischen Artillerie. Aber die Polen sind nun ringsum eingeschlossen und vom Wasser abgeschnitten. Ein Bote mit einem dringenden Hilfs-Aufruf an den Kron-Hetman wird abgefangen, und die Kosaken verhöhnen die Polen, daß sie sich bald dem Feuer ergeben könnten. Khmelnitzky bietet den Polen an, sich zu ergeben. Wenn sie ihre Waffen (gemeint sind nur die Schußwaffen) abgeben, dürfen sie unbehelligt abziehen.

 

Bild links: Polnische "Deutsche" Infanterie

Die Polen stimmen zu und liefern ihre Kanonen bei den Kosaken ab. Khmelnitzky kann sie gut gebrauchen, verfügt er bislang doch lediglich über vier Geschütze. Die Polen ziehen ab, doch nach drei Meilen tauchen Staubwolken am Horizont auf, und plötzlich sind die Tataren unter Tugai Bei (dem Murza – Fürst – von Perekop) mit lauten „Allahu Akbar“-Rufen über ihnen. Die Tataren sind bei den Übergabeverhandlungen nicht beteiligt gewesen und fühlen sich folglich auch nicht daran gebunden. Pfeilschwärme fliegen die Fliehenden entgegen, und sie lassen alles stehen und liegen um das nackte Leben zu retten. Die Tataren beschießen sie nun auch noch aus ihren eigenen Gewehren, die Kosaken haben ihren Verbündeten einige der Waffen überlassen. Die Polen beginnen, sich auf Befehl Stefan Potockis hinter umgekippten Bäumen zu verschanzen und mit dem Säbel zu wehren, aber die Tataren dringen durch die Lücken vor, und als Stefan Potocki, lebensbedrohlich verwundet (nach einigen Quellen bereits tot) gefangengenommen wird, ergeben sich seine Leute.

 

Die Kosaken bleiben noch zwei Tage, während Khmelnitzky seine Truppen sammelt. Er hat jetzt 26 Kanonen, 2000 weitere Kosaken strömen zu ihm, und er gebietet nun über 15 000 Mann, die Tataren nicht eingerechnet.

 

Nachwort

 

Wie üblich haben wir uns auch hier an Quellen und Texten der beiden Seiten in einer Schlacht orientiert und zur Not deutsche (sehr selten zielführend) oder englische Texte hinzugezogen. Hier jedoch konnten wir die modernen ukrainischen nicht gebrauchen, da sie etliche zeitliche, sachliche und andere Fehler aufweisen (man ist dort offenbar noch nicht so weit). Da der Staat Ukraine erst wenige Jahrzehnte besteht, haben wir uns daher russische Quellen (das Gebiet der Ukraine gehörte vorher zu Rußland bzw. der Sowjetunion) vorgenommen, und die haben uns wirklich weiterhelfen können. Bei den polnischen stößt man auf ein Phänomen, das andere Länder auch kennen, aber kaum sonst so ausgeprägt wie in Polen: bei eigenen Niederlagen wird die Anzahl der eigenen Truppen kleingerechnet, so daß gegen eine Übermacht von Feinden gar nichts anderes als eine Niederlage übrigblieb. Und oft bleibt auch der Verdacht, daß darüber hinaus weitere Fakten dem angepaßt worden sind. Und englische Texte? Ja, die berichten auch darüber, orientieren sich aber, ausgerechnet und ausschließlich, an der polnischen Sprachregelung. Schade, aber so spielt die moderne Politik leider auch in historische Beiträge über eine längst vergangene Zeit hinein.

 

Beim nächsten Mal

schauen wir dann, wie wir das nachstellen können.