Kriege in Osteuropa


Dienstag, 23. April 2019

Bild links: Polnische Artillerie

Vorbemerkung

 

Wohl kaum eine Schlacht ist so unterschiedlich und sogar entgegengesetzt dargestellt worden, wie die nun folgende, und deswegen mußten wir uns an manchen Stellen mehrmals am Hinterkopf kratzen. Der polnische Patriotismus versucht (wie viele andere Nationen das auch gern tun), die Niederlage kleinzureden und runterzurechnen. Aber hier schlagen sie schon ein wenig über die Stränge. Solche Herangehensweise setzt sich bin in unsere heutige Zeit fort: Die polnische Firma „By Fire & Sword“, die nicht nur schwerpunktmäßig, sondern ausschließlich das dritte Viertel des 17. Jahrhunderts behandelt, hat auf diesem Gebiet sicher Beachtliches geleistet; auch wenn sie schon seit einiger Zeit auf der Stelle tritt. Aber in ihrer Sturm- und Drang-Phase hat sie ein Themenheft zu Warschau mit 6 Szenarien veröffentlicht. Leider funktioniert das alles nicht so richtig, das dritte Szenario hat einige Schwächen und danach geht dann überhaupt nichts mehr. Den großen Angriff der polnischen Husaren rechnet auch die polnische Firma herunter, und daß die Reiter überhaupt losgaloppiert sind, erinnert ein wenig an den „Angriff der Leichten Brigade“ im 200 Jahre später stattfindenden Krimkrieg – hier sei in Sonderheit auf die Verehrung der Briten verwiesen, die den strategischen Stuß dieses Angriffs als höchstes Heldentum nicht müde werden zu preisen. Schade drum, wir hätten die Warschau-Szenarien gern hier ausgebreitet, können aber nur abraten.Gleiches gilt für die Zahlen, die Tataren zum Beispiel werden mit 2000 angegeben, oder auch mit 20 000. Auf jeden Fall ist die polnische Truppenanzahl höher als die der Schweden-Brandenburger, in etwa doppelt so hoch.

 

Bild links: "Deutsche" Polnische Infanterie

Schlacht

 

Nachdem die Schweden bei Danzig gelandet sind, überquert der polnische König an der Spitze seiner etwa 40 000 Mann starken Armee die Weichsel. Etwa fünf km unterhalb von Warschau stoßen beide Großverbände aufeinander.

 

Der erste Tag

 

Schweden und Brandenburger greifen mit ihrer Infanterie (nur Musketen) an, vermutlich in sechs Reihen. Aber das Gelände ist nicht dafür geeignet, daß die Verbündeten sich auseinanderziehen („entfalten“) können. Auf der einen Seite die Weichsel, auf der anderen der Bialolenka-Wald, beides pfercht die Infanterie etwas ein. Die polnische Infanterie, der dieser Angriff gilt, hat sich aber längst hinter Gräben und Schanzen eingenistet und kann so den schwedisch-brandenburgischen Angriff abwehren.

 

Nach polnischen Quellen finden polnische Kürassiere den Weg durch den Wald und fallen der schwedisch-brandenburgischen angreifenden Infanterie in die Seite. Die Verbündeten ziehen sich 2-3 Kilometer zurück

 

Bild links: Normale Polnische Infanterie

Der zweite Tag

 

Ein Erkundungsritt, angeführt vom brandenburgischen Kurfürsten persönlich, findet einen Hügel, von dessen Kuppe aus sich der gesamte Bialolenka-Wald überblicken lassen muß. Rasch führt er Infanterie und Dragoner heran und läßt diese die Anhöhe gegen die polnischen Verteidiger erstürmen. Dann werden auch noch Kanonen hinaufgeschafft, und die folgenden Versuche der Polen, den Hügel von den Brandenburgern zurückzuerobern, bleiben erfolglos.

 

Derweil umgeht die schwedische Kavallerie den Wald von Bialolenka und taucht überraschend an der rechten polnischen Flanke auf. Die Gräben und Verschanzungen der polnischen Infanterie werden damit sinnlos. Ein hastig durchgeführter Gegenangriff der polnischen Kavallerie (Husaren) ist zu unkoordiniert und auch zu schwach, um die schwedischen Linien zu gefährden oder gar zu durchbrechen. Aber erst in der Nacht hören die unzusammenhängenden Angriffe der Polen auf.

 

Nach polnischen Quellen greifen am zweiten Tag auch die Tataren ein, werden von den Kürassieren aber abgewiesen. Die Angaben der Stärke des polnischen Kavallerieangriffs schwanken zwischen 1000 und 5000; und man munkelt, überhaupt hätte nur ein Banner (eine Hundertschaft) Lanzenreiter an der Attacke teilgenommen. Störangriffe der Tataren bleiben unverständlicherweise aus. Die polnischen Quellen führen detailliert die am Schlachtort anwesenden Kavallerieverbände auf, von denen dann aber wohl kaum einer am großen Angriff teilgenommen hat.

 

Bild links: Tataren

Der dritte Tag

 

Der brandenburgische General Otto von Sparr, Befehlshaber des Zentrums (und später als erster zum brandenburgischen Generalfeldmarschall ernannt) läßt die gegenüberliegenden polnischen Stellungen stundenlang mit Artillerie beschießen und befiehlt dann den Angriff mit Piken. Die demoralisierten und nur noch ungeordnet die Stellungen besetzt haltenden Polen können kaum Widerstand leisten. Schon seit der Landsknechtszeit gehört es zu den Spezialitäten der Pikeniere, mit dem Spieß voran feindliche Stellungen zu erstürmen. Als dann auch noch die Kavallerie der Verbündeten die rechte Flanke der Polen durchbricht, gibt man sich geschlagen und tritt den Rückzug an.

 

In den polnischen Quellen stellt man leicht gekränkt fest, daß die Schweden wohl irgendwie die Schlacht als Erfolg für sich buchen konnten. Von den Brandenburgern wird da auch nicht mehr geredet, wie überhaupt der Kurfürst gern als Verräter, die Schweden hingegen als Diebe oder Verbrecher bezeichnet werden.

 

Bild links: Polnische Lanzenreiter (Husaren)

 

 

Nachhall

 

Infolge dieser Niederlage muß den polnische König dem brandenburgischen Kurfürsten das Herzogtum Preußen (Ostpreußen) zum Lehen geben. Des großen Kurfürsten Nachfolger bringt es dann auf den Titel „König in Preußen“, das Staatsgebilde trägt den Titel Brandenburg-Preußen.

 

Und beim nächsten Mal Schauen wir mal, wie wir das nachspielen.