Kriege in Osteuropa


Mittwoch, 14. November 2018

Bild links: Türkischer Kriegsrat

 

Quellen:

 

Wir folgen weitgehend den Angaben in „Schlachtatlas der Schlachten“ von Friedrich von Kausler aus dem Jahre 1837 (Erscheinungsort; Freiburg(Br.) in deutscher und französischer Sprache (das Werk ist zweisprachig abgefaßt). Von Kausler nennt die Kaiserlichen „Deutsche“, aber wir übernehmen diese Benennung nicht, weil es sich bei Prinz Eugens Armee allenfalls um eine österreichische handelt. So bleiben wir beim üblichen „kaiserlich“.

 

Im Vorfeld der Schlacht

 

Im Raum Peterwardein stoßen beide Heere aufeinander, aber beide Seiten weichen einer Schlacht aus; so kommt es nur zu Scharmützeln. Da fangen die kaiserlichen Reiter einen türkischen Boten ab und erfahren von ihm, daß der Sultan seinen ursprünglichen Plan, die Rückeroberung Szegedins, vorerst auf Eis gelegt hat und mit seiner Armee nach Temeschburg (Temesvar im damaligen Türkisch-Ungarn) ins Winterquartier will. Bei Zenta sollen seine Truppen die Theiß überqueren. Prinz Eugen beschließt, dem Sultan zuvorzukommen. Als das kaiserliche Herr vor Zenta eintrifft, befinden sich die Türken mitten in der Überquerung des Flusses über eine Pontonbrücke. Artillerie und einzelne Kampftruppen befinden schon auf der rechten Seite. Prinz Eugen erkennt seine große Chance, er muß die Osmanen bei getrennten Kräften überfallen, d.h., sobald ihre beiden Hälften noch nicht wieder vereint sind.

 

Die Türken haben vor der Brücke am Flußbogen eine halbkreisförmige Verschanzung aus Stellungen und Erdwällen errichtet, um den Übergang auf die andere Seite zu schützen.

 

Die Kaiserlichen rücken, unter der Deckung ihrer eigenen Artillerie, in drei Abteilungen vor. Um die Mittagszeit erscheinen die Kolonnen-Spitzen im Angesicht der Türken und beginnen sich zu entwickeln (d.h. sich aus der Kolonnen-Formation in die Breite zu bewegen).

 

Bild links: Janitscharen

 

Die Schlacht beginnt

 

2000 Sipahis (türkische Schlachtreiterei), welche einen Ausfall aus den Schanzen beginnen, werden von Prinz Eugen an der Spitze von 6 Reiter-Regimentern (sicherlich nicht in der Sollstärke von zusammen über 3000 Mann, aber vermutlich immer noch die Anzahl der Türken überlegen) zurückgeworfen.

 

Die Kaiserlichen haben inzwischen ihren Aufmarsch in Doppellinie vor den Werken der Türken nach einer großen Schwenkung abgeschlossen. Die Osmanen stören immer wieder durch Ausfälle gegen den linken kaiserlichen Flügel, die jedoch samt und sonders von den deutschen Musketieren abgewiesen werden.

 

Mit einem Mal werden Sandbänke in der Mitte der Theiß sichtbar. Eugen läßt sie sofort besetzen und von dort aus die ungedeckte Rückseite der türkischen Schanzen beschießen, so daß die Muselmanen nun von mehreren Seiten unter Feuer genommen werden.

 

Graf Rabutin vom linken kaiserlichen Flügel bricht an dem offenen Durchgang an der Theiss in die Verschanzung der Türken ein, während die Türken den Grafen Starhemberg (einer der Verteidiger Wiens, mittlerweile Präsident des Wiener Hofkriegsrates) auf dem rechten Flügel abwehren. Rabutin verbreitet Schrecken und Verwirrung unter den Türken im Reduit (Verschanzung), welches die Brücke deckt, und schneidet den Türken den Rückzug über dieselbe ab. Die Besatzung dieses Werks wird niedergehauen. Und damit kommt es zur blutigen Niederlage sämtlicher Türken auf dem rechten Theiß-Ufer.

 

Bild oben: Türkische leichte Schützen

 

Bild oben: Hilfstruppen aus den türkischen Provinzen

Resultat der Schlacht:

 

20-30000 Türken decken das Schlachtfeld; 10 000 weitere finden den Tod in den Wellen der Theiß (wir geben hier den Mittelwert an, da sich fast alle Angaben widersprechen)

 

Unter den Gebliebenen sind der Groß-Wesir und 19 Paschas. Das ganze Lager auf dem linken Ufer der Theiss nebst 72 Kanonen und dem ganzen zugehörigen Material, 5000 Pferde, 6000 Kamele und 12 000 Ochsen fallen den Kaiserlichen in die Hände.

 

Die Verluste derselben besteht in 430 Toten und 1588 Verwundeten.

 

 

 

Unser Autor von Kausler nennt Ursachen für die schwere Niederlage der Osmanen:

 

Der rasche Entschluß des Prinzen Eugen, dem Sultan zu folgen und ihn mitten in seiner Bewegung und bei geteilten Streitkräften anzugreifen.

 

Der große Fehler Mustaphas, den Übergang fortzusetzen, nachdem das christliche Heer ihm gegenüber angelangt war und rasch das Feuer eröffnete.

 

Die zu spät und mit zu wenigen Streitkräften unternommenen Ausfälle der türkischen Reiterei.

 

Endlich die schlechte „Verwahrung“ des Durchganges beim Übergang von Schanze zu Fluß von Seiten der Türken.

Und was sagen die Türken

 

Prinz Ejen (Eugen) eröffnete am 11. September die Schlacht (bei Zenta). Großwesir Elmas Mehmed Pascha wurde rasch herbeibefohlen und fragte an, ob der Übergang der Armee nicht zuerst abgeschlossen werden sollte. Dem widersprach das Mitglied des Kiegsrates, der angesehene Cafer Pascha (beide Widersacher sollten die Schlacht nicht überleben). Yeniceri Agha (Janitscharen-Befehlshaber) Aga Mahmud Pascha spricht sich ebenfalls gegen die Fortsetzung des Übergangs aus, aber am Ende gibt der Sultan seinen Segen für das Vorhaben. Als die Feinde einbrachen, wichen die „Märtyrer“ (Türken) zurück. Um das nicht in Panik ausarten zu lassen, stellte sich Elmas Mehmed Pascha persönlich auf die Brücke und sprach den Männern Mut zu.

 


Bild links: Weitere Hilfstruppen aus den türkischen Provinzen

Doch der Feind erobert die Brücke (wohl eher die Schanze) und beschießt die Brücke mit seinen Kanonen. Die bereits auf der anderen Seite befindlichen Truppen konnten nicht zu Hilfe kommen, weil die Brücke verstopft war. So blieb ein Achtel des Heeres (tot) zurück (das bedeutete ja, daß das türkische Heer mindestens 200 000 Mann umfaßte). Der Sultan zog sich mit dem Rest der Truppen nach Timisor (Temeschburg) zurück, und die Österreicher konnten ihm nicht folgen.

 

 

 

Die Schlacht von Zenta ist die letzte größere Schlacht im Krieg der Heiligen Allianz (Großer Türkenkrieg).

 

Nach dieser Niederlage und der gleichzeitigen (1696) „Einnahme von Azak (Asow) durch Rußland sah sich der Sultan gezwungen, 1699 den Friedensvertrag von Karlopore (Karlowitz) zu unterzeichnen.“

 

 

In der nächsten Folge

stellen wir eine Szene aus dieser Schlacht nach.