Kriege in Osteuropa


Mittwoch, 19. Juni 2019

Bild links: Julius Kossak, Tugay Bei und Khmelnitsky treffen sich in der Nähe von Korsun, gemeinfreies Gemälde

 

 

Beim letzten Mal haben wir erfahren, wie es mit dem Großen Kosakenaufstand losgeht, da haben sie an den Gelben Wassern der polnischen Vorhut Saures gegeben. Aber es gibt ja auch noch die polnische Hauptmacht, und mit der kommt es wenig später zur Schlacht bei Korsun.

 

Bogdan Khmelnitsky hat ziemlich genaue Vorstellungen, wo der Feind steht und schickt ihm am 14. Mai 1648 das Regiment Korsun unter dem Kommandanten Kriwonos und eine Anzahl Krim-Tataren entgegen, um die polnische Armee dort zu binden, bis die Streitmacht der verbündeten Kosaken und Tataren eingetroffen ist. Die Kosaken gelangen hinter den Feind und lassen sich am Fluß Ros nieder, um die Polen unter Potocki daran zu hindern, das Gewässer zu überqueren. Bei Streblew , eine Meile westlich von Korsun, stauen die Kosaken von Kriwonos den Fluss Ros auf, um den Zugang zum polnischen Lager zu erleichtern.

In der Morgendämmerung am 15. Mai nähert sich die Hauptarmee der Kosaken und Tataren dem Gebiet von Korsun und überquert dort den Ros. Die Armee von B. Khmelnitsky führt über zwanzigtausend kosakische Infanterie (nach anderen Quellen - fünfzehntausend) und 26 Geschütze mit sich. Bei ihr sind nicht weniger als 20 000 krimtatarische Kavallerie (nach anderen Quellen - 4000).

 

Potocki erfährt von der Annäherung des Feindes und befiehlt, die nahe gelegenen Höfe und Güter anzuzünden. Das Feuer breitet sich rasch auf Korsun aus und brennt die ganze Stadt mit Ausnahme der Burg und der Kirche nieder. Den ganzen Tag kommt es zu Schießereien der Spähtrupps.

 

Bild links: „Sieg des Bogdan Khmelnitski“ bei Korsun, gemeinfreies Gemälde

 

 

Am späten Abend des 15. Mai findet im Hauptquartier von Pototsky ein Militärrat statt. Unter den Offizieren kommt es jedoch zu keiner Lösung, die alle überzeugt. Der polnische Hetman Martyn Kalinowski und andere erfahrene Kommandeure schlagen vor, das Lager zu stärken und zu verteidigen. Aber die Mehrheit, angeführt von Nikolay Pototsky, ist erschrocken über die Anzahl der tatarischen Kavallerie und besteht auf Rückzug. Dabei handelt es sich bei den Tatarenzahlen um übertriebene Gerüchte. Schließlich wird unter Berücksichtigung der Überlegenheit der feindlichen Truppen und des Mangels an Unterstützung und Proviant entschieden, sich am nächsten Tag im Morgengrauen nach Bohuslaw abzusetzen.

Khmelnitsky erfährt durch dem Kosakenoffizier Samoyl Zarudny, der auf seine Anweisung als Aufklärer der Regierungstruppen dient, von den Absichten des Feindes. Um den Rückzug des Feindes zu blockieren, wird das Korsun-Regiment mit Kriwonos, der am Morgen des 16. Mai in einem Birkenhain in der Gorokhov-Dibrova-Schlucht (in der Nähe von Vygraiv, 8-10 Werst von Korsun) angehalten hat, mit Infanterie und 10 Kanonen weitergeschickt. Die Kosaken graben den Weg mit tiefen Wassergräben aus, übersäen ihn mit gefällten Baumstämmen und richten überall Geschützstellunggen ein.

 

In der Morgendämmerung am 16. Mai setzt sich die Armee der Polnisch-Litauischen Konförderation (PLK) unter dem Schutz des rollenden Wagenlagers von Korsun nach der Bohuslaw-Straße ab. Kosaken und Krimtataren begleiten den Zug jedoch an den Flanken und bedrängen ihn auch von hinten. Mehrfach kommt es zu teils heftigen Schußwechseln. Am Mittag dringen PLK-Truppen unter erheblichen Verlusten in die stark mit Wäldern und Büschen bewachsene Krut-Balka ein. Dort hoffen die Kommandeure der Regierungstruppen, den Vorteil der krimtatarischen Kavallerie zunichte zu machen und sich vor Pfeilen und Kugeln zu schützen.

 

Unter Überwindung von Hindernissen und Schluchten und unter ständigem Beschuß von Kosaken und Krimtataren nähern sich die Streitkräfte des PLK den Hügeln, zwischen denen die breite (etwa 3,5 km) und tiefe Senke (Balka) verläuft. Links von einem Sumpf und rechts von den Zug-Ochsen eingeklemmt, stolpert die Regierungs-Armee über Grabungen und Blockaden auf dem Weg voran und muß endlich anhalten. Die Neigung der Abhänge ist so steil, daß bei den Versuchen, das Hindernis zu umgehen, die Karrenreihen durcheinandergeraten. Das rollende Lager, in dem sich normalerweise die Infanterie verschanzen kann, hat bald alle Ordnung verloren. Die Artillerie kann nicht in den Kämpfen eingesetzt werden, weil ihre Zugkarren im Schlamm steckenbleiben. Die Enge erlaubt es nicht, die von hinten nachrückende eigene Kavallerie in den Kämpfen einzusetzen.

 

grün: Balka

gelb: Tataren

blau-gelb: Kosaken

rot: Polen

rot schraffiert: polnische Kavallerie

 

In diesem Moment werden die Kosaken von Kriwonos, die in den zuvor gegrabenen Schützengräben sitzen, von vorn und an den Flanken unterstützt. Das plötzliche Feuer von Kanonen verursacht Panik in der PLK-Armee. Hinter dem Feind greifen die Korsun-Kosaken von Khmelnitsky und dem Tataren-Khan Tugaij-Bei an. In vier Stunden wird die Regierungs-Armee vollständig besiegt.

 

Die Schlacht endet gegen 14:30 Uhr. Die überwältigende Mehrheit der feindlichen Soldaten ist gefallen. 80 Große der PLK werden gefangengenommen, zusammen mit den Hetmans Potocki und Kalinowsky, 127 Offizieren und 8520 Soldaten. Die Kosaken beschlagnahmen einen Wagenzug, 41 Kanonen, viele Schußwaffen und blanke Waffen sowie militärische Vorräte. Die Krimkavallerie verfolgt die Flüchtlinge über 30 km weit. Von allen Truppen werden nur 1.500 Mann vor Gefangenschaft und Tod bewahrt.

 

Bald näherte sich Bogdan Khmelnitsky mit der ganzen Armee der Weißen Kirche. Nachdem er den Sieg gefeiert und die Stadt gestärkt hat, läßt er die Regimenter ruhen, während er selbst nach Chigirin weiterzieht.

 

Infolge der Niederlagen an den Gelben Wassern und bei Korsun hört die Regierungsarmee des PLK im Land der Kosaken auf zu bestehen. 6 Tage vor der Schlacht von Korsun stirbt König Wladislaw IV. Der Staat verliert so mit einem Schlag seinen Monarchen und die Kontrolle über das „Weite Feld“. Geradezu ideale Bedingungen für das weitere Wachstum des Kosakenaufstands. Überall rechts vom Dnjepr kommt es zu Bauernaufständen deren Teilnehmer sich den aufständischen Khmelnytsky-Regimentern anschließen. Aufgrund vor der Angst der kosakisch-krimtatarischen Armee werden Mitglieder der Stadtverwaltung von Kiew und der Bratislawer Provinzen nach Litauen zurückgezogen. Die Ohnmacht löste die Hände von verärgerten Bauern, Kleinbürgern und Stadtkosaken, die beginnen, die Güter der Adeligen und reicher Bürger an sich zu reißen, wobei sie Adel, Klerus und jüdische Bevölkerung massenhaft umbringen. Bevor Khmelnitsky in Kiew ankommt, rauben und verbrennen die wütenden einfachen Leute nicht nur katholische, sondern auch orthodoxe Klöster. Nur diejenigen, die direkt von den Khmelnitsky-Kosaken gefangen werden und auf die Seite der Rebellen übergetreten sind, werden gerettet. 

 

Bild links: Flucht polnischer Husaren, gemeinfreie Darstellung

 

Wie stets bei polnischen Niederlagen lohnt sich ein Blick auf die polnischen Quellen, die oftmals auch dem verwöhnten Humor noch ein Lächeln entlocken können. Wir halten uns gar nicht damit auf, daß die eigenen Verbände klein- und die des Gegners hochgerechnet werden (das englische Wikipedia übernimmt selbige auch noch) nein, hier belehrt man uns, daß Anführer Potocki die ganze Zeit über stinkbesoffen gewesen und auch noch während der Schlacht lieber hinter den Röcken hergewesen sei (andere Quellen bescheinigen ihm lediglich, seine Entourage mit Zoten unterhalten zu haben). Der andere Hetman hingegen sei halbblind gewesen und hätte nicht weiter als 250 m gucken können, was für eine Schlacht von mehreren Kilometern Ausdehnung natürlich entschieden zu wenig ist. Wir verkneifen uns jeglichen Kommentar.

 

Beim nächsten Mal

stellen wir eine Szene aus der Schlacht nach.