Spät-Renaissance, 1470 - 1560


Donnerstag, 15. Februar 2018

Bild links: Schlacht bei Ravenna, gemeinfreies Bild, Archiv

Warum Ravenna?

 

Die Schlacht gilt als die erste, in der Feldartillerie eine größere Rolle spielt. Gleichzeitig reizte uns die Vorstellung, Landsknechte, Jinetes, Stradioten und italienische Infanterie aufs Schlachtfeld stellen zu können. – Die Karte haben wir der Seite „Burning Pit“ entnommen http://www.burnpit.us/2015/04/battle-ravenna-bloody-french-victory-over-spanish-papal-forces

 

Die Quellenlage ist befriedigend, wenn man die englischsprachigen Quellen behutsam liest. Viele berufen sich auf Charles Oman, obwohl der mittlerweile wegen eigenwilliger „Interpretationen“ in der Kritik steht (tatsächlich weichen seine Zahlenangaben von allen nichtenglischen ab). Weiters halten die englischen Texte, sogar die Encyclopedia, den Tod des de Foix für das Bemerkenswerteste an der Schlacht von Ravenna.

 

Bild oben: (Schlacht bei Ravenna / Illustration, Rava, Giuseppe; geb. 1963.

"La battaglia di Ravenna 1512" (Schlacht bei Ravenna, 1512).

Illustration, 2012. Aus der Serie: "Evo Moderno" (Frühe Neuzeit).

Vorgeschichte

 

Wir befinden uns wieder mitten in den italienischen Kriegen. Die Franzosen unter ihrem König Ludwig XII. (einem entfernten Verwandten von Ludwig XI., den wir in den Burgunderkriegen kennengelernt haben), fällt erneut in Oberitalien ein. Gegen ihn bildet sich 1511 die „Heilige Liga“, die der Papst zusammen mit den Eidgenossen (Schweizer), dem Königreich Aragonien (Spanien) und der Republik Venedig gründet. Ende des Jahres schließt sich England an und im April 1512 der deutsche Kaiser, Maximilian I. Die Liga will vor allem das Herzogtum Mailand befreien, das die Franzosen besetzt haben. Die Franzosen stehen unter dem Befehl des Herzogs von Nemours, Gaston le Foix, Statthalter von Mailand, und greifen in die Romagna und das Veneto (Venetien) über, zwei norditalienische Landschaften. Sie belagern Ravenna, eine der wichtigsten Städte der Romagna. Allerdings droht die Gefahr, daß Heinrich VIII., König von England, mit einer Armee in Frankreich einfallen könnte. De Foix muß daher befürchten, daß man ihm Truppen entzieht, um sie den Engländern entgegenwerfen zu können (dazu kommt es auch noch im selben Jahr).

 

So marschieren die Franzosen bereits Ende März mit ihren italienischen Verbündeten unter Alfonso I d’Este, dem Herzog von Ferrara, gegen Ravenna, das von päpstlichen Truppen verteidigt wird. Selbige haben wenig Aussichten auf Erfolg, also zieht eine spanische Armee von Neapel aus hinauf in die Romagna. Diese Streitmacht steht unter dem Befehl von Ramon de Cardona, dem Vizekönig (Stellvertreter des Königs oder Statthalter/Gouverneur) von Neapel. Am 9. April erreichen die Spanier den Fluß Ronco und ziehen an ihm entlang, bis sie am nächsten Morgen in Sichtweite des französischen Lagers gelangen. Nur der Ronco trennt die beiden Armeen, und de Foix, dem ja die Zeit unter den Nägeln brennt, beschließt noch für denselben Tag den Angriff.

 

Bild oben: Schlacht bei Ravenna, Karte

Die Heilige Liga verfügt vor Ravenna über etwa 16 000 Mann (römische Ziffern), die sich wie folgt aufteilen:

 

I - am linken Flügel 670 Panzerreiter des Kirchenstaats

 

II – in den Zentrumsreserve 565 weitere Panzerreiter.

 

III – nochmals 490 Panzerreiter

 

VII – ganz am rechten Flügel die leichte Reiterei bestehend aus 15-1700 spanischen Jinetes und berittenen italienischen Arkebusieren in unbekannter Anzahl.

 

IV – erstes Treffen Infanterie im und gleich hinter dem Graben: Die Spanier in 3 Tercios zu je 4 Corunellas von jeweils 5-600 Mann (hauptsächlich Pikeniere, dazu Arkebusiere) und 2000 Mann Fußvolk des Kirchenstaates.

 

V – Drei spanische Tercios als Reserve (wohl auch in reduzierter Form).

 

VI – Entlang des Grabens sind 30 Geschütze in Stellung gegangen.

 

Anmerkung: Die Soll-Stärke eines Tercios beträgt 6000 Mann, aufgeteilt in 12 Colunellas zu je 500 Mann, diese setzen sich zusammen aus 200 Pikenieren, 200 Rodeleros und 100 Arkebusieren. Die Rodeleros – Hellebarden und andere Stangewaffen, Schwert- und Schildträger – stehen beim Aufmarsch hinter den Pikenieren, rücken aber im Nahkampf zwischen den Spießträgern ganz nach vorn vor; die Rodeleros sind im Lauf der Zeit immer mehr reduziert worden, zugunsten der Piken und Arkebusen, bis sie ab dem zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts ganz verschwunden sind, lediglich die Männer mit Schwert und Rundschild bleiben dem Tercio, in geringer Anzahl, bis zum Dreißigjährigen Krieg erhalten. Nach der Seite Historia Militar de Espana http://www.altorres.synology.me/06_03_batallas.htm,

 

Bild oben: The Two Armies at the Battle of Ravenna, 1512, c. 1512, printed 1530

 

Frankreich und Ferara

 

De Foix ist mit 23 000 Soldaten angerückt, die sich wie folgt aufstellen (in arabischen Ziffern):

 

1 -In den frühen Morgenstunden errichten französische Pioniere eine Behelfsbrücke über den Ronco, zu deren Schutz bleibt eine kleine Bedeckung dort zurück.

 

2 – Am rechten Flügel stehen 900 Panzerreiter.

 

3 – Dem schließen sich 30 Geschütze an.

 

4- Das Zentrum bestehend aus Fußvolk: 2000 Armbrustschützen aus der französischen Gascogne (die Region ist berühmt für ihre Schützen).

 

5 – Ebenso im Zentrum und an die Gascogner anschließend 5000 deutsche Landsknechte mit Piken, Arkebusen und Bidenhandern (angeworbene Söldner).

 

6 – Und schlußendlich 3000 wenig taugliche französische Pikenträger (fast ausschließlich Spieße).

 

7 – Am linken Flügel 780 Panzerreiter.

 

8 – 4000 italienische Fußsoldaten aus Ferrara, Leicht und einige Nahkämpfer - bis auf Venedig verfügten die italienischen Fürstentümer über keine größeren Bestände an Pikenieren.

 

9 – Artillerie Ferraras, 24 Geschütze.

 

10 – Französische leichte Reiterei, 2000 Mann, darunter vermutlich auch Stradioten vom Balkan.