Spät-Renaissance, 1470 - 1560


Mittwoch, 28. November 2018

Bild oben: Aufeinandertreffen von deutschen und Schweizer Söldnern (Gemälde von Hans Holbein, Detail). Die Schlacht bei Novara in der Poebene, 6. Juni 1513, gemeinfreie Abbildung von Ambrosius Holbein.

 

 

Italien

 

Seit dem Untergang Westroms (476) hat Italien erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer neuen Einigung gefunden, die seitdem fortbesteht. Zunächst fallen weitere germanische Stämme in Italien ein – und wer zu spät kommt, den bestraft ausnahmsweise einmal nicht das Leben. Die Ostgoten und die Langobarden machen sich auf der Halbinsel breit, Ostrom (Byzanz) will das alte Gesamtreich wiedererrichten, später läßt sich Karl der Große sich in Rom zum Kaiser krönen und beschützt fortan den Norden Italiens, während der Süden den Langobarden bleibt (eine Trennung, die auch heute noch fortwirkt. Im Mittelalter bestimmt das Heilige römische Reich (vulgo: das deutsche Reich) die Politik des Nordens, doch weil es kaum ein schnelleres Verkehrsmittel als das Pferd gibt, dauern Reisen nach Italien wochenlang, und es gilt auch noch, die Alpen zu überqueren. Mit anderen Worten, die deutsche Herrschaft über Reichsitalien (im wesentlichen der Norden und die Toskana; zwischen Nord und Süd hat sich der eigenständige Kirchenstaat geschoben) bröckelt langsam vor sich hin. Italien zerfällt in Fürstentümer und Signorien (Stadtstaaten, in denen die sagenhaft reiche, örtliche Kaufleuteschaft das Sagen hat – die italienischen Städte sind die wahren Profiteure und eigentlichen Sieger der Kreuzfahrerkriege). Dennoch ist theoretisch immer noch der deutsche Kaiser das Staatsoberhaupt. Aber die einzelnen Fürsten und de facto unabhängigen Städte fangen an, sich zu Stauferzeiten untereinander zu bekriegen, und das im Namen der Staufer oder Waiblinger – italienisch verballhornt zu „Ghibellinen“ - (einem der Stammsitze der Staufer) – oder der Welfen – italienisch verballhornt zu „Guelfen“ – den innerdeutschen Hauptfeinden der Staufer.

 

Bild oben: Die politische und territoriale Situation in Italien um 1499 (von Wikipedia)

 

 

Im ausklingenden Mittelalter kommen weitere ausländische Mächte hinzu, die sich vor allem um Süditalien und Sizilien streiten. Nach dem Aussterben der Normannenfürsten, die sich ein paar Jahrhunderte zuvor in diesem Gebiet ein eigenes Reich zusammengeraubt haben (es gibt eben nicht nur England und Wilhelm den Eroberer), wollen die Aragonesen (Nordostspanien, heute Katalonien) und die Franzosen (der Papst hatte vordem den vierten Sohn eines französischen Königs zum Herrscher Siziliens bestellt) das Gebiet gern für sich gewinnen. Nachdem der König von Aragon die Königin Kastiliens (Großteil Spaniens) geheiratet hat, wird die Auseinandersetzung zu einer spanischen Angelegenheit. Kurzum, die Spanier setzen sich durch, und Sizilien bekommt einen spanischen Vizekönig (Gouverneur)zum Herrscher, Hauptstadt wird Neapel, deswegen heißt dieser Staat auch Königreich Neapel.

 

Und damit kommen wir zu den eigentlichen italienischen Kriegen.

 

Bild oben: Darstellung der Schlacht von Novara am 6. Juni 1513aus:H. W. Koch: Illustrierte Geschichte der Kriegszüge im Mittelalter,
S. 196, Bechtermünz Verlag, ISBN 3-8289-0321


Italienische Kriege

 

Die einzelnen Feldzüge und Kriege lassen sich in drei große Gruppen unterteilen, und fast immer ist Frankreich der Auslöser, zumindest aber daran beteiligt.

 

Die französischen Feldzüge (1494-1504)

Die venezianischen Kriege (1508-1513)

Die deutsch-französischen Kriege (1521-1559)

 

Der Krieg der Heiligen Liga (1511-13)

 

Im vorangegangenen Krieg der Liga von Cambrai wenden sich die Mächte dieser Verbindung (der Papst, der deutsche Kaiser Maximilian, der französische König Ludwig XII., Ferdinand II. von Aragon und der englische König Heinrich VII.) gegen Venedig, um es zur Herausgabe eroberter Gebiete auf dem italienischen Festland zu zwingen; man sieht, auch damals schon wurde im Rahmen eines großen Krieges gern ein paar alte Rechnungen beglichen. Vor allem der Papst steht hinter diesem Krieg. Aber man gewinnt sich sozusagen zu Tode. Am Ende ist Venedig so geschwächt, daß es aus Bollwerk gegen das französische Vordringen in Oberitalien ausfällt. In der Folge machen sich die Franzosen dort gleich wieder breit, vor allem im Herzoogtum Mailand, einem der Hauptzankäpfel der Kriege.

 

Bild oben: Schweizer Reisläufer aus der Zeit der italienischen Kriege, erste Jahre, gemeinfrei

Eine neue Liga muß her, und damit es besser klappt als zuvor, nennt man sie die „Heilige Liga“. Es finden sich fast dieselben Spießgesellen zusammen, ergänzt um Venedig (!) und die Schweizer. Frankreich steht auf der anderen Seite, und das Deutsche Reich ist anderweitig beschäftigt. Die Liga hat Erfolg, und Frankreich muß sich Stück für Stück aus dem Herzogtum Mailand zurückziehen. 1513 überlegt es sich Venedig aber anders und wechselt auf die Seite Frankreichs über (wohl auch, um eine Seite nicht zu mächtig werden zu lassen). 1513 besiegen die Schweizer Frankreich in der Schlacht von Novara, wonach Frankreich sich endgültig und vollkommen aus dem Herzogtum Mailand zurückziehen muß. Die Schweizer verfolgen die Franzosen bis nach Dijon und lassen sich den Abzug teuer bezahlen. Aber schon 1515 besiegt der neue französische König, Franz I., die Schweizer bei Marignano und gewinnt so Mailand zurück.

 


Bild oben: Die Schlacht bei Novara zwischen Frankreich und den Eidgenossen während der Italienischen Kriege 1513, gemeinfreier Holzschnitt aus der Stumpfschen Chronik 1548


Schlachtaufstellung und Taktik

 

Trotz des stolzen Aufgebots an Verbündeten kämpfen in der eigentlichen Schlacht auf Seiten der Liga nur die Schweizer mit etwa 10 000 Mann, dazu ein paar wenige Mailänder. So besteht diese Armee hauptsächlich, beinahe ausschließlich aus Fußvolk („Reisläufer“) und kämpft wie gewohnt (siehe die Burgunderkriege auf dieser Seite.

 

Auch die Franzosen haben ihre Truppen und Taktik seit den Burgunderkriegen nicht grundlegend geändert: 1200 Ritter stehen mit 2400 berittenen Bogenschützen (auch Armbrust möglich) bereit, dazu 2500-3000 Gascogner (Armbrustschützen) und 28 Kanonen. Neu sind aber die 4500 bis 5000 deutschen Landsknechte (in einigen Quellen auch 6000), die der französische König angemietet hat, um endlich ein wirksames Mittel gegen die Schweizer in der Hand zu haben. Man sieht, hier findet Übergang zum modernen Pikenblock statt, den die Spanier zur Höchstform entwickeln sollen, dem Tercio. Nominell hat der vertriebene Herzog von Mailand den Oberbefehl, aber die Schweizer Hauptmänner lassen sich von diesem „Ohneland“ natürlich nicht dreinreden.

 

 

In der nächsten Folge

schauen wir uns dann an, was genau sich ereignet hat.