Spät-Renaissance, 1470 - 1560


Mittwoch 03. April 2019

Bild oben: The Battle of Cerisole, illustration from 'Francois Ier: Le Roi Chevalier, by George G. Toudouze, pub. 1909

 

 

Wie alles kam …

 

Die italienischen Kriege sind eine Abfolge von Auseinandersetzungen hauptsächlich zwischen Frankreich und den miteinander verbündeten Reichen Spanien und Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation um die Vorherrschaft in diesem politisch zersplitterten Land. Ausgebrochen sind sie 1494 und geendet haben sie 1559. Als Sieger gilt Spanien, und aufgehört haben die Kämpfe nur, weil beide Seiten zu erschöpft waren und sich außerdem um andere Probleme kümmern mußten. In Frankreich brechen bereits 1562 die Hugenottenkriege aus, auch das Deutsche Reich muß seiner Protestanten Herr werden, und Spanien will das unbotmäßige Holland züchtigen, woraus sich der 80-jährige Krieg entwickelt. Ging es vorher – in Italien – um die Versuche Frankreichs, sich neben Spanien und Deutschem Reich seinen Platz an der Spitze zu erobern (ein Konflikt, der sich über mehrere Jahrhunderte hinzieht), so geht es in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vorgeblich um religiöse Streitigkeiten, hinter denen sich natürlich ebenfalls Machtfragen verbergen.

 


Der Weg nach Ceresoles

 

1538 hat Frankreich einen Waffenstillstand schließen müssen, in dem es das Herzogtum Mailand in Oberitalien verliert. Das wurmt den französischen König sehr. Da bietet sich ihm eine Chance, Karl V., der Gebieter über Spanien, das Heilige Römische Reich und diverse andere, sich 1541 auf ein Abenteuer einläßt, das in einer Katastrophe endet: sein Feldzug zum nordafrikanischen Algier (der Sitz starker Piratenbanden, die gern südeuropäische Küsten überfallen). Wie so oft nach einer schweren Niederlage trauen sich danach alte Feinde wieder aus ihren Löchern. Franz I. von Frankreich verbündet sich mit dem Türkenreich, und beide belagern Nizza, können es erobern und müssen es doch rasch wieder verlassen, weil Karl V. im Bunde mit den Engländern (Heinrich VIII.) in Nordfrankreich, beziehungsweise Boulogne einmarschiert. Daraufhin ziehen die Franzosen wieder nach Norditalien und treffen jenseits der savoyardischen Grenze beim mailändischen Städtchen Ceresole(s) auf ein deutsch-spanisches Heer.

Schlachtaufstellung

 

Wieder einmal stützen wir uns im wesentlichen auf die Arbeiten von Monsieur Pierre Picouet, der uns freundlicherweise erlaubt hat, Inhalte von seinen Seiten zu übernehmen. Wikipedias Zahlen und Darstellungen weichen leider von denen des Monsieur Picouet ab. Erstere stammen von dem britischen Parade-Militärhistoriker Charles Oman, der mittlerweile aber selbst bei seinen Landsleuten als wenig verläßlich gilt. Wir stützen uns daher auf Pierre Picouet.

 

 

 

Spanisch-deutsch

 

Befehlshaber: Alfonso d'Avalos d'Aquino, Marquis del Vasto

Die Truppen des Kaisers sind in 4 Infanterie-Abteilungen und 3 Kavallerie-Eskadronen aufgestellt.

 

Am Linken Flügel stehen 400 leichte florentinische Reiter und 6000 Mann italienischer Infanterie (Pikeniere, Arkebusiere und Nahkämpfer).

 

Im Zentrum treffen wir 7000 Landknechte (unter dem Befehl des Baron von Madrutz) und 2-300 spanische Panzerreiter an.

 

Am rechten Flügel haben sich Truppen der beiden spanischen Tercios Lombardei und Neapel (je etwa 1500 Mann), ansonsten schlachterprobte Landsknechte aufgestellt; zusammen 4800 Mann. Hinzu kommt italienische leichte Reiterei in Stärke von 3-400 Mann.

 

Alles in allem 18 800 Mann, darunter 1000 Reiter und 20 Geschütze.

 

 

Französisch

 

Befehlshaber: François de Vendôme, Comte d‘ Enghien

 

Die Franzosen haben gemäß ihrer Marschordnung Aufstellung genommen.

 

Gegenüber dem kaiserlichen linken Flügel steht die Vorhut mit 640 leichten Reitern, dazu ein französischer Schlachthaufen in Stärke von 4800 Mann, eine Schwadron „Gendarmes“ (Panzerreiter) und 4000 Schweizer (Pikeniere und Nahkämpfer) in 13 Kompanien.

 

Zentrum steht zu Zentrum und enthält 250 Gendarmen, 150 leichte Reiter und 100 weitere Reiter.

 

Die Nachhut steht gegenüber dem kaiserlichen rechten Flügel mit 3000 savoyardischen (italienischen) Fußsoldaten (Piken, Schützen, Nahkämpfer) und 3-400 berittenen Bodenschützen.

 

Insgesamt 16 500 Mann, darunter 1520 Reiter und 18 Geschütze.

 


Schlachtablauf

 

A – Ausgehend vom kaiserlichen Zentrum werden 900 Arkebusiere nach vorn geschickt, um als Plänkler die feindlichen Reihen zu belästigen. Die Franzosen lassen sich nicht lange lumpen und schicken 800 eigene und italienische Schützen nach vorn. Nach vier Stunden Geplänkels sprechen die Geschütze. Beide Maßnahmen erzielen nur wenig Erfolg.

 

B – Nach endlosem Gewehr- und Kanonenfeuer ordnet der kaiserliche Befehlshaber des Zentrums, Del Vasto, ein allgemeines Vorrücken gegen den Feind an. Zu ersten Kämpfen kommt es am kaiserlichen linken Flügel, wo die florentinische leichte Reiterei von der dort stehenden französischen leichten Reiterei abgewiesen und in die Flucht geschlagen wird.

 

C – Die französischen leichten Reiter verfolgen die fliehenden Italiener und greifen dann der italienischen Infanterie in die Flanke. Die leichten Reiter werden zurückgeschlagen, aber die italienischen Reihen sind bei diesem Kampf durcheinandergeraten; sie verlieren wertvolle Zeit damit, sich wieder in Schlachtordnung aufzustellen.

 

D – Zur gleichen Zeit rücken die französische und die schweizerische Infanterie der Vorhut gegen die Landsknechte unter dem Baron von Madrutz vor. Da die Italiener immer noch mit ihrer Reorganisation beschäftigt sind, erhoffen sich die Franzosen, Gelegenheit zu erhalten, den Landsknechten in die Flanke zu stoßen. Um den beiden Haufen (Schweizer und Franzosen) zu begegnen, teilt der Baron seinen Haufen, und es kommt zur heftigen Pikenschlacht.

 

E – Am rechten kaiserlichen Flügel überrennen die spanischen und deutschen Veteranen die zwei Haufen, die ihnen gegenüberstehen. Die Savoyarden wenden sich voller Panik zur Flucht. Die Franzosen schicken den Kaiserlichen die Zentrumsreiterei (insgesamt 500 Mann) entgegen.

 

F- Gleichzeitig greifen die berittenen Bogenschützen die leichte italienische Reiterei am kaiserlichen rechten Flügel an und jagen sie in die Flucht.

 

G – Im Zentrum kommt es zur Entscheidung, als die französischen Gendarmen den Landsknechten in die Flanke fallen und diese darob der französischen und Schweizer Infanterie nicht mehr standhalten können. Die kaiserliche Reiterei im Zentrum sieht in der Flucht den weiseren Teil der Tapferkeit.

 

H - Endlich ist bei der italienischen Infanterie wieder Ordnung eingekehrt, aber sie müssen erkennen, daß sie den Landsknechten im Zentrum nicht mehr entscheidend helfen können und ziehen sich geordnet zurück. Zu diesem Zeitpunkt ist keine kaiserliche Reiterei mehr auf dem Schlachtfeld vorhanden.

 

I – Am linken französischen Flügel wehren die kaiserlichen Veteranen alle feindlichen Kavallerieangriffe ab, die darunter ziemliche Verluste erleiden. Als die Kaiserlichen von der Katastrophe im Zentrum erfahren, beschließen ihre Offiziere den langsamen Rückzug.

 

J – Aber die Franzosen sind schneller: Die siegreichen Franzosen und Schweiter im Zentrum schwenken rasch um und schneiden dem Feind den Rückweg ab. Nach kurzem, aber hartem Gefecht ergeben sich die verbliebenen 3000 Kaiserlichen.

 

Die Franzosen haben durch taktisches Geschick einen großen Sieg errungen, der ihnen allerdings nichts nutzt. Der König ruft die Armee in die Heimat zurück, um mit der deutsch-englischen Invasion fertigzuwerden. Das Herzogtum Mailand bleibt weiterhin in deutsch-spanischer Hand.

 

Und beim nächsten Mal schauen wir,

was wir daraus an Schlacht umsetzen können.