Spät-Renaissance, 1470 - 1560

Samstag, 24. September2016

LANDSHUTER ERBFOLGEKRIEG

-     Schlacht bei Wenzenbach, 1504

--- Schlachtbericht

 

Wer sich die bei der Schlachtaufstellung verwendeten Abbildungen genauer ansieht, stellt rasch fest, daß das äußere Erscheinungsbild der Hussiten sich nicht sehr verändert hat, umso besser für uns.

 

Wie alles gekommen ist

 

Herzog Georg von Bayern-Landshut hinterläßt keinen männlichen Erben, für seine Tochter Elisabeth gilt, daß die weibliche Erbfolge nicht gestattet ist. Aber sie ist mit Ruprecht von der Pfalz verheiratet, und ihr Vater macht ihn zu seinem Statthalter (Bevollmächtigten). Nach dem Tod Herzog Georgs erkennt man Ruprecht nicht als Erben an, und Albrecht IV., Herzog von Bayern-München (das heißt wirklich so), fordert als nächster Verwandter (Vetter) des Verstorbenen das Herzogtum als Erbe ein. In dem sich anbahnenden Streit muß der König Maximilian vermitteln. Da Streitparteien zu jener Zeit ihre Ansprüche mit Geschenken an den Richter zu untermauern pflegen, entscheidet Maximilian zugunsten des Münchners, denn der hat mehr geboten.

 

Ruprecht gibt natürlich nicht klein bei, und fortan müssen die Waffen sprechen. Zur großen Schlacht kommt es 1504 beim Dorf Wenzenbach, nachdem die auf Seiten Ruprechts kämpfenden hussitischen Söldner Schloß Schönberg eingenommen haben. Interessanterweise erhält Ruprecht (finanzielle) Unterstützung durch den französischen König, der gern jede Gelegenheit wahrnimmt, den Habsburgern (Maximilian) zu schaden. Maximilian selbst wendet sich an den Papst, berichtet ihm betroffen, daß sein Pfälzer Gegner Feinde der Kirche zu Hilfe gerufen habe. Der Papst ist mehr oder weniger verpflichtet, Kreuzzüge zu unterstützen (und jeder Kampf gegen einen Feind der Kirche gilt als Kreuzzug). Aber auch er zahlt nicht mit Barem, sondern überläßt Maximilian Ablaßbriefe (um sich seiner Sünden zu entledigen und einen Platz im Paradies sicher zu haben, kann man als Christenmensch einen Ablaßbrief erwerben). Der Verkauf dieser „Gutscheine“ ermöglicht es dem König, den Krieg gegen den Pfälzer zu finanzieren … Allerdings haben die Hussiten des beginnenden 16. Jahrhunderts nichts mehr mit den Hussiten von vor 75 und mehr Jahren gemein, denen es um Freiheit von Unterdrückung und ihre eigene Religion gegangen war. Die hatten tatsächlich auch gegen die katholische Kirche gekämpft, die heutigen sind nur noch Söldner, die für oder gegen alles kämpfen, wofür man sie bezahlt.

Schlacht

 

Am 11. September im Jahre des Herrn 1504 überfallen Ruprecht und seine böhmischen (hussitischen) Söldner Schloß Schönberg und das Dorf Wenzenbach und überfallen beide. Burgverwalter Zenger verteidigt sich tapfer, muß aber bald nordwärts ausweichen. Die Böhmen errichten nun nicht weit davon auf dem Hühnerbuckl ihre Wagenburg. König Maximilian erreicht in der Nacht Regensburg (das gar nicht weit liegt) und reitet mit seinen Rittern gleich weiter nach Wenzenbach. Am Morgen des 12. September beschießt seine Artillerie Schloß Schönberg. Die Böhmen flüchten zu ihrer Wagenburg, ihre pfälzischen Verbündeten suchen das Weite.

 

Maximilian rückt mit seiner Reiterei gegen den Hühnerbuckl vor. Die Ritter des Königs können gegen die Wagenburg wenig ausrichten, aus deren Deckung heraus die etwa 4500 Böhmen mit allerlei eigens für den Kampf gegen Pferde entwickelten Stangenwaffen (die Namen sprechen schon für sich: Roßschinder, Lindenblatt-Spieß, Haken-Spieß oder Ahl-Spieß) jeden Angriff abwehren. Die Ritter erleiden solche Verluste, daß Maximilian, dessen Pferde ebenfalls getroffen wird, zum Rückzug bläst.

 

Nach einer Stunde erreicht Georg von Frundsberg mit seinen Landsknechten, die außerdem Feldschlangen (Kanonen) und Arkebusiere mitführen, das Schlachtfeld. (Beim Beschuß der Burg sind vermutlich Belagerungsgeschütze eingesetzt worden, die abzubauen, zu transportieren und zum Hühnerbuckl zu befördern länger als die ganze Schlacht gedauert hätte.) Die Landsknechte schießen mit ihren Kanonen und Gewehren Löcher und Lücken in den Schildwall der Pavesen und die Wagenburg. Die Pikeniere und mit ihnen die Arkebusiere können in die Breschen eindringen und erweisen sich den ungeschützten Böhmen als überlegen, die keine geordnete Verteidigung mehr zustandebekommen. 1600 Hussiten werden getötet, weitere 600 gefangengenommen. Etliche fliehende Böhmen werden von den Bauern der Umgegend aufgegriffen und erschlagen. Auf Seiten Maximilians gibt es nur etwa 200 Gefallene, darunter aber viele Ritter.

 

Nachhall

 

Die Niederlage bei Wenzenbach unterminiert den Ruf der „Hussiten“-Söldner nachhaltig. Sie werden zwar weiter eingesetzt, passen sich der „Konkurrenz“ aber immer mehr an. Ende des 16. Jahrhunderts und erst recht im 30-jährigen Krieg unterscheiden sich böhmische Soldaten in nichts mehr von denen der anderen kriegführenden Parteien.

 

Und für noch eine Waffengattung bedeutet Wenzenbach den Anfang vom Ende: die Ritterschaft. Schon vorher haben die gepanzerten, zwar in Massen anreitenden, aber dann doch einzeln kämpfenden Reiter, schwere Verluste erlitten, Wenzenbach aber gilt als letzte Ritterschlacht auf deutschem Boden. Den neuen Waffen und Taktiken haben Ritter und Hussiten letztendlich nichts entgegensetzen.

 

Albrecht IV. bekommt später, was er will, und damit beginnt die „Wiedervereinigung“ des ab 1255 zersplitternden Bayerns. Seitdem ist übrigens auch München bayerische Landeshauptstadt. König Maximilian erhält auch das, was  ihm zugesprochen worden ist, im wesentlichen Gebiete im heutigen Österreich, die seine Stammlande „abrunden.“