Spät-Renaissance, 1470 - 1560

Mittwoch, 30. November 2016

Bild links: Die Festlands-Söldner enthalten Arkebusen-Schützen und Pikeniere, aber leider keine „Rodeleros“

 Vorrede

 

Und wieder trieben die Quellen mit uns ihr Schelmenspiel. Wir kommen an passender Stelle darauf zurück. Inzwischen haben sich uns aber auch angenehme Dinge eröffnet, auf einem neueren Bild erblicken wir spanische Landsknechte, die wie die Europäischen Söldner von RED BOX aussehen und übernehmen die gern für unsere Schlacht-Nachstellung. In einigen Quellen ist aber auch die Rede von deutschen Landsknechten unter einem gewissen Hans von Ravenstein, die in Trient eingeschifft und nach Apulien gebracht werden. Da wir nichts weiter über diesen Herrn in Erfahrung bringen konnten, überlassen wir es jedem einzelnen Spanien-Spieler, Landsknechte einzusetzen oder nicht.

 

Und wir sind auf einen anderen Freizeit-Schlachtenlenker gestoßen, der eben diese Schlacht nachgestellt und gespielt hat. In beiden Fällen geben wir nur den Link an, weil wir die Bilder nicht so ohne weiteres übernehmen können, auf unserer Seite zumindest nicht. Dennoch, reinschauen lohnt sich.

 

Und dann müssen wir beschämt das Haupt senken: In unserer Begeisterung über die spanischen und italienischen Schützen des 16. Jahrhunderts bei RED BOX sind wir wohl ein wenig übers Ziel hinausgeschossen, die dortigen Figuren entsprechen eher denen der zweiten Hälfte jenes Jahrhunderts und sind damit nur begrenzt für die frühen italienischen Kriege zu gebrauchen. Obwohl, es gibt Ausnahmen, und einzelne dieser Schützen sind auch für unsere Zwecke einzusetzen. Und RED BOX hat ja auch noch die Kontinental-Söldner in der Hinterhand.

 

Bild links: Ebenfalls keine Rodeleros enthalten, aber zur Not müssen eben die Landsknecht mit Schwertern ran.



Einführung

 

Spanien und Frankreich haben in einem Geheimvertrag das Königreich beider Sizilien unter sich aufgeteilt. Doch vor Ort kommt es zu Reibereien, weil man sich über den genauen Grenzverlauf nicht einig wird. So schickt denn der französische König Truppen in Italiens Süden und erobert ihn nahezu widerstandslos. Die Spanier schicken Truppen zu Hilfe, und der zweite Neapelkrieg entbrennt.

 

Schlachtvorbereitung

 

De Cordoba beweist mit dieser Schlacht, daß er zu den großen Feldherren gehört, ebenso wie sein Stellvertreter Colonna, dem wir in der Schlacht bei Bicocca (auf dieser Seite) wiederbegegnen. Er hat einen günstigen Standort gewählt, stellt seine Truppen am Fuße eines Hangs auf und verstärkt deren Stellung durch Einbeziehung eines Grabens und die Aushebung eines dahinter angelegten Erdwalls, in dessen Kamm Pfähle gesteckt werden.

 

Bild links: Spanische leichte Reiterei

Einige Quellen meinen, der Graben sei neu ausgehoben worden, aber um zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu gelangen, zu einen Graben, der ausreicht, einen Panzerreiter-Angriff zu stoppen, empfiehlt es sich schon aus Zeitgründen, eine bereits vorhandene Vertiefung zu nutzen. – In einem anderen Text werden die Arkebusiere in den Graben gestellt, was wir für blanken Unsinn halten, wenn man bedenkt, daß die Schützen sich rasch zurückziehen müssen, als die Schweizer Pikeniere angreifen … über Wall und Pfähle?

 

Oben auf den Gipfel stellt der Gran Capitan seine Artillerie, die dort ein weites Sichtfeld hat und über die eigene Infanterie hinwegschießen kann. Vor Graben und Wall tummeln sich die Gineten (auch Jinetes), die leichte Reiterei, welche dem Feind die Sicht auf die spanischen Stellungen versperren soll.

 

 

Bild links: Hier spanische Artillerie (in Ermangelung einer Alternative)

 

 

Schlacht

 

Die Franzosen wollen angreifem, ohne erst die Stellungen des Gegners näher zu erkunden. Zu groß ist die Ungeduld der Ritter. Und als sie ihren Befehlshaber als Feigling beschimpfen (ihm läuft ohnehin der Ruf voraus, sich nicht zu getrauen, es mit den Spaniern in offener Feldschlacht aufzunehmen), bleibt dem Befehlshaber gar nichts anderes übrig als den Angriffsbefehl zu geben.

 

Die französische schwere und gepanzerte Reiterei eröffnet mit einem Sturmangriff auf das spanische Zentrum. Als der von den spanischen Schützen und Kanonen abgewiesen wird, versuchen sie es ein zweitesmal. Auch jetzt scheitern sie und wenden sich gegen den rechten Flügel des Gegners. Als der französische Oberbefehlshaber, der Herzog von Nemours, fällt und die eigenen Verluste zu groß geworden sind (viele Reiter rutschen oder stürzen in den Graben), geht der Anführer der Schweizer Pikeniere gegen die Spanier vor, die schweren Reiter schließen sich ihm an. Aber auch die Schweizer können den Graben und den Wall dahinter nicht überwinden, schlimmer noch, an diesen Hindernissen zerbricht ihre Schlachtordnung. Die Spanier haben beim Herannahen der Schweizer ihre Gewehrschützen in den Schutz ihrer Landsknechtsreihen zurückgezogen, bei eine Nachladezeit von knapp einer Minute wären die Arkebusiere ein zu leichtes Ziel für die langen Piken geworden. Die Landsknechte wehren mit ihren Spießen die der Schweizer ab, während sich die Arkebusiere an den Flanken aufstellen und von dort weiter Feuer auf den Feind geben. Auch bei den Schweizern häufen sich die Verluste dramatisch, und als ihr Anführer Chandieu ebenfalls tot zu Boden sinkt, blasen die Franzosen zum Rückzug.

 

Bild links:Schweizer Pikeniere

 


Einige Quellen führen die Abwehr des ersten Ritterangriffs auf die spanische Artillerie zurük, erst bei den weiteren Attacken kommen die Arkebusiere zu ihrem Recht. Das kann jeder Spieler handhaben, wie er mag. Auf jeden Fall scheint eine andere Quelle einer Fehlmeldung aufgesessen zu sein, die da lautet, aufgrund einer Pulverexplosion hätten die spanischen Kanonen gar nicht schießen können. Andere Texte verweisen hingegen darauf, daß man im spanischen Troß keinen Überblick über den Stand der Schlacht hatte (gegen Ende des Treffens) und deshalb einen Pulverwagen in die Luft jagte, um ihn nicht dem Feind in die Hände fallen zu lassen.

 

Einige Quellen sprechen davon, daß die Gascogner zusammen mit den Schweizern vorgegangen seien. Bei ihnen handelt es sich um Armbrustschützen aus der gleichnamigen französischen Provinz. Da die Verluste der Schweizer aber so hoch waren, gehen wir davon aus, daß sie ohne „Schützenhilfe“ vorgerückt sind.

 

Eine andere, ansonsten sehr brauchbare Quelle spricht den Spaniern schwere Geschütze zu. Wir möchten dies bezweifeln, denn die Artillerie wird oben auf dem Hang aufgestellt, und in der Kürze der Zeit wird man nicht die umständliche Prozedur begonnen haben, schwere Geschütze nach oben zu ziehen. Wir führen die schweren Geschütze also auf ungenaue Recherchen der jeweiligen Autoren zurück, wie ja überhaupt einige von ihnen ins Schwimmen geraten, wenn es um Gewehre geht. Da wird munter mal von Arkebusen und mal von Musketen gesprochen, obwohl an letztere zu Beginn der 16. Jahrhunderts noch gar nicht zu denken war.

 

Nun bläst der spanische Befehlshaber de Cordoba (auch Cordova), genannt der „Gran Capitan“, zum Gegenangriff, und zum Einsatz kommen die Rodeleros, Nahkämpfer mit Schwert und Schild, die in den Reiterknäueln der Franzosen alles kurz und klein schlagen. Aber auch die Schweizer geraten in arge Bedrängnis, denn ihre gewohnten Piken sind im Nahkampf eher ein Hindernis als von Nutzen. De Cordoba setzt auch berittene Arkebusiere ein, die den Rittern ebenfalls zusetzen. Und er schickt seine eigene schwere Reiterei los, um den französischen Reitern den Rest zu geben. Den Schweizern gelingt es, halbwegs geordnet abzumarschieren, aber über die Franzosen und und die Italiener fällt der spanische Sturm her, und die spanischen Gineten reiten los, um die bereits Fliehenden niederzumachen oder als Gefangene einzubringen.

 

Bild links: Panzerreiter/Ritter

Nachhall

 

Der Sieg der Spanier ist total, und fast alle Quellen stimmen darin überein, daß diese Schlacht den Beginn Spaniens als militärische Supermacht darstellt (sie halten dies bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts inne). Die Franzosen haben wie im Mittelalter gekämpft, die Ritter vorgeschickt und daneben Söldner eingesetzt. Die Bedeutung eines Waffenverbunds zwischen Piken, Gewehren und Nahkämpfern ist ihnen noch nicht bewußt geworden, und es kostet sie auch noch einige schmerzliche Niederlagen, ehe auch bei ihnen der Franc fällt. Aber dann kommen ihnen erst einmal die Hugenottenkriege dazwischen, und so wird es die zweite Hälfte des Dreißigjährigen Krieges, ehe sie mit einer modernen Armee eingreifen können.

 

Arkebuse oder Armbrust. Günstigste Schätzungen sprechen von 40 Sekunden, die ein erfahrener Schütze benötigt, um seine Arkebuse wieder schußbereit zu machen. Der Armbrustschütze braucht 1-2 Minuten und verschiedene Hilfsmittel, um seine Waffen wieder zu spannen usw. Darüber hinaus sind Arkebusen billiger in der Herstellung, und ihre Kugeln durchschlagen ebenfalls Panzer (man muß aber schon näher an das Objekt herangehen). Davon abgesehen kann man Arkebusiere in größeren Haufen zusammenstellen, und ihr Massenfeuer richtet in jedem Fall beim Gegner Schaden an („Drauflosballern“ wäre wohl der treffendere Ausdruck, denn ans Zielen oder gar an eine Salve ist damals noch nicht zu denken). Der größte Vorteil der Arkebuse ist ihre hohe Mündungsgeschwindigkeit, mit der sie alle anderen zeitgenössischen Schußwaffen übertroffen hat. Eigenartig, daß dennoch einige Länder an der Armbrust festhalten – die Franzosen und Italiener noch einige Jahrzehnte, und die Engländer behalten ihren Langbogen gar noch bis zum Jahr 1600; da sind die Osteuropäer fortschrittlicher, Polen, Russen und Türken richten schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eigene Arkebusen-Verbände ein.

 

Auch die Anzahl der Toten schwankt erheblich. Die Franzosen sprechen von 2000 eigenen Ausfällen und einigen hundert toten Spaniern, die Spanier hingegen von 3764 französischen/Schweizerischen Toten bei 100 eigenen Gefallenen. Die Wahrheit wird wohl eher in der Mitte liegen.

 

Schaut mal rein:

 

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Die drei obersten Bilder sind für uns interessant. Beachte, die spanischen Schützen links im Bild mit den kurzen Hosen und dem Morion-Helm sind 1503 noch unbekannt. Der Spieler setzt Landsknechte ein, aber die Artillerie müßte weiter oben stehen.

 

http://pikeandplunder.vexillia.com/2012/10/cerignola-1503-part-1.html

 

Das sieht schon besser aus, auch wenn der Graben mit Wasser gefüllt zu sein scheint???