Spät-Renaissance, 1470 - 1560


Mittwoch, 22. November 2017

Bild oben: Das Zentrum, die beiden Gewalthaufen stehen sich gegenüber.

Das Braunschweiger Heer bricht um 3 Uhr nachts von Munster auf, erreicht Töpingen und biegt um etwa 8 Uhr 30 hinter Bispingen nach links ab. Um 11 Uhr 30 überquert es die Böhme in Richtung Langelohn. Bei Wieheholz stellen die Lüneburger den Gegner. Sie sind 35 km marschiert, die Braunschweiger 40 km.

 

Die Lüneburger sind schon dort, als die Braunschweiger eintreffen. Die lüneburgische Reiterei hat sich auf einer flachen Anhöhe aufgebaut, die Braunschweiger treffen etwa 700 Meter nördlich von ihnen ebenfalls auf einer Anhöhe ein.

Die Lüneburger greifen um 13 Uhr an – und die Braunschweiger werden sich später beschweren, die Lüneburger hätten viel zu früh angegriffen, da hätte man sich gar nicht richtig formieren können, ja, da sagen wir mal nichts zu … Tatsache ist, daß die Braunschweiger ihre Geschütze noch nicht so richtig in Stellung bringen konnten.

 

Heinrich der Mittlere, der Befehlshaber der Lüneburger und ihrer Verbündeten, erkennt jedenfalls die Gunst der Stunde und teilt seine zahlenmäßig überlegene Reiterei in 5 „Haufen“ (Abteilungen): 4 davon mit je etwa 225 Mann und einen mit 600, „der geweitige Häuf“ (der gewaltige Haufen) und läßt anreiten. Die wenige einsatzbereite braunschweigische Artillerie kann nur ein- bis zweimal feuern, dann haben die Lüneburger sie unterlaufen.

 

Bild links: Am linken Flügel - berittene Arkebusiere beider Seiten nebst Artillerie.

Drei der Haufen mit etwa 700 Reitern stürzen sich auf die ebenfalls etwa 700 braunschweigischen Berittenen. Der vierte kleine Haufen der Lüneburger schiebt sich zwischen die Vorhut und die Reiterei des Feindes und fällt letzteren in die Flanke. Die Braunschweiger Reitertruppen werden zersprengt und entweichen über die einzige freie Seite, die in den morastigen Grund des Vahlzener Moors führt. Der gewaltige Haufen der lüneburgischen Reiterei geht nun frontal die braunschweigische Vorhut an, das heißt Lanzierer prallen gegen Landsknechte, die ihre Schlachtaufstellung noch nicht abgeschlossen haben. Als dann noch der vierte Haufen nach der Flucht der braunschweigischen Reiter auch noch den Landsknechten in die Flanke fällt, erkennen die Fußsoldaten, daß sie die Feinde nicht mehr abwehren können. Sie fliehen ins Moor („Dickmoor“) und hoffen, hier vor den Reitern sicher zu sein. Doch viele der Fußsoldaten bleiben im Sumpf stecken oder ertrinken.

 

Die lüneburgischen Reiter, die nicht mit der Verfolgung beschäftigt sind, wenden sich der braunschweigischen Artillerie zu und schalten sie vollkommen aus.

Bild oben: Am rechten Flügel - Kampf der Lanzierer beider Seiten vor dem Sumpf.

 

Nun trifft auch die Infanterie der Lüneburger ein und greift – unbehindert von feindlichem Beschuß – den gewaltigen Haufen an, das Haupttreffen des Feindes. Letztere sind bereits tüchtig von der lüneburgischen Reiterei geplagt und am Aufbau ihrer Schlachtordnung gehindert worden. Ohne Flankendeckung vermag auch eine so große Truppenmasse (120 mal 40 Mann, gesamt 4800) dem Ansturm nicht standzuhalten. Die vorderen Reihen werden durchbrochen, und die Landsknechte und bewaffneten Bauern und Bürger laufen auseinander. Einige retten sich ins Vahlzener Moor, wohin ihnen die Reiter tatsächlich nicht folgen können. Einige kleinere Gruppen leisten noch Widerstand, doch die Niederlage ist vollkommen. Nach 3 Stunden ist alles vorüber, und die Braunschweiger haben 3500 Tote zu beklagen, darunter zahlreiche Adlige. Der Hildesheimer Stiftsadel gerät fast vollständig in Gefangenschaft. Heinrich der Jüngere und seine Bruder Franz (Bischof von Minden) können mit 2000 Fußsoldaten und 400 Reitern entkommen.

 

Politische Folgen

 

Noch im selben Jahr können sich die Braunschweiger insoweit wieder erholen, daß sie sich beim neuen deutschen König, Karl V.  (Kaiser wird er erst 1520) über Heinrich den Mittleren und dessen Kumpane beschweren, die doch dem Gegenspieler Karls, dem französischen König Franz I. die Daumen gedrückt hätten, während die Braunschweiger doch in Treue fest zu Karl halten. Es kommt, wie es kommen muß, der neue deutsche König mischt sich massiv in die Verhandlungen zwischen den beiden Parteien ein. So wird ein für die Feinde Braunschweigs sehr ungünstiger Friede geschlossen – Herzog Heinrich der Mittlere wird in die Reichsacht gesetzt und flieht nach Frankreich. Sofort nach diesem Frieden bricht ein Rechtsstreit los, der erst gut hundert Jahre später einen Ausgleich zwischen beiden Seiten findet.

 

Die Behauptung, die Schlacht von Soltau sei die letzte Ritterschlacht gewesen, entbehrt natürlich jeder Grundlage. Aber die Hildesheimer Stiftsfehde dauerte noch bis 1523 fort.

Bild links: So viel wie möglich von links nach rechts.

NACHGESTELLTE SCHLACHT

 

Wir picken uns die Endschlacht heraus, als die Lüneburger von allen Seiten den braunschweigischen Gewalthaufen angreifen; und noch ein paar Kleinigkeiten dazu. Rechts im Schlachtaufbau findet sich ein grauer Streifen (Teppichfliesenrest), das ist unser Morast. Wenn eine Einheit, Reiter oder Infanterie dort hinein abgedrängt wird, scheidet sie sofort aus.

 

Figuren

 

Für die lüneburgische Infanterie haben wir die Landsknechte von RED BOX gewählt, sehr schöne Figuren, die wir noch viel zu selten eingesetzt haben.

 

Für die braunschweigische Infanterie sollte/könnte man auch RED BOX nehmen, wir haben uns aber die europäischen Söldner ebenfalls von RED BOX entschieden, damit beide Parteien sich auf den Photos voneinander abheben.

 

Zwischen den Piken-Blöcken wimmelt es von Arkebusieren und Bidenhanderschwertträgern, beide versuchen, Lücken in die Reihen der Pikeniere zu reißen.

 

Die Kanonen stammen von den Landsknechten bei RED BOX.

 

Die Kavallerie (Lanzierer und berittene Arkebusiere, Kürassiere gab es damals noch nicht) stellte MARS zur Verfügung.

 

Auf die Haufen von Bauern und Bürgern haben wir verzichtet, zugunsten einer zünftigen Landsknechtsschlacht.

 

Bild oben: Auch so viel wie möglich, aber schon arg gedrängt.

Sonderregel:

 

Pikeniere müssen zusammenstehen, sonst taugen sie nicht viel. Wenn weniger als 4 Einheiten Pikeniere aneinander angrenzen – neben- oder hintereinander -, gibt es 1 KP Punktabzug bei jedem Kampf dieser drei, oder zwei oder einen Einheit(en).

 

Nachbemerkung:

 

Mit der Schlacht bei Soltau haben wir endlich eine Lücke schließen können und eine „Altlast“ abgetragen. Es geht munter im Wechsel zwischen Alt und Neu weiter.

 

Die MARS Figuren türkische Feldartillerie und Sultan mit Gefolge sind endlich in den Läden. Wir schieben in wenigen Wochen eine weitere Türkenschlacht ein.