Spät-Renaissance, 1470 - 1560

Die Schwarze Armee


Freitag, 03. Januar 2020

Bild oben: Schwarze Armee - Skulpturengruppe

 

Vorbemerkung

 

Das war eine längere Pause und Dank an Euch, daß so viele von Euch immer wieder mal vorbeigeschaut haben.

 

Wir beginnen heute eine neue Unterreihe, den Ungarisch-Österreichischen Krieg vom Ende des 15. Jahrhunderts. Daß dabei Wien von den Ungarn erobert worden ist, ist heute nicht mehr sehr bekannt, wie man überhaupt nicht alles über diesen Krieg erfährt, was man gern wissen möchte. Daß die Österreicher kein allzu großes Aufhebens darum machen, kann man ja noch nachvollziehen, daß aber auch die Ungarn sich bedeckt halten, verwundert schon.

 

Im ersten Teil erzählen wir von der „Schwarzen Armee“, Matthias‘ stehendes Heer, mit dem ihm viele Siege gelungen sind.

 

Und wir bedanken uns gern und sehr bei Miklós Andrásy und Janos Balogh, zwei Ungarn, die uns großartig unterstützt haben.

 

Bild links: Schwarze Armee im Kampf

 

 

Matthias Corvinus

 

Matthias aus dem Geschlecht der Hunyadi, der sich selbst den Beinamen „Corvinus“ (Rabe) gibt, wird 1458 König von Ungarn und Kroatien (in Personalunion). 1469 ernennt er sich auch noch zum König von Böhmen, kann das Land aber nie erobern und muß sich mit den Randgebieten desselben – Mähren, Schlesien, Nieder- und Ober-Lausitz - zufriedengeben. Das eigentlich Böhmen (der größte Teil des heutigen Tschechien) bleibt ihm zu seinem Leidwesen verwehrt. 1495 erobert Corvinus neben anderen Teilen der Habsburgischen Erblande (Österreich) auch noch Wien, setzt sich dort auf den Thron, ernennt sich zum Herzog von Österreich und regiert dort (die meiste Zeit) bis zu seinem Tod 1490. Sein Vater Johann (ungarisch: Janos) hat einige Siege gegen die Türken errungen, doch sein zweiter Sohn Matthias (der erste, Laszlo, stirbt vorher) macht den Namen Hunyadi erst so richtig groß.

 

 

Bild oben: Feldzüge der Schwarzen Armee

Kritiker werfen Corvinus vor, mit seinen Feldzügen gegen Österreich, Zeit, Geld und Ressourcen vergeudet zu haben. Hätte er diese Mittel doch lieber in den Kampf gegen die Türken gesteckt – 36 Jahre nach seinem Tod kommt es tatsächlich zur Schlacht bei Mohacs (1526) bei der das ungarische Heer von den Türken aufgerieben wird. Danach zerfällt auch das ungarische Reich in Siebenbürgen (heute Rumänien), das türkische Ungarn (die dort sogar ein kurzlebiges Königreich errichten) und den österreichischen Teil. Spätestens jetzt hat sich Corvinus‘ Krieg als vollkommen sinnlos erwiesen.

 

Doch es gibt auch Wohlmeinende, die durchaus einen Sinn in Matthias‘ Feldzügen sehen. Matthias übernimmt eine Idee des deutschen Königs und Kaisers Sigismund (1368-1437), einen mächtigen Staat bestehend aus Ungarn, Böhmen und Österreich zu schmieden, der auf dem Balkan für Ordnung sorgen soll. Dank vielfältiger Intrigen (sogar die Königin und Kaiserin arbeitet gegen Sigismund) und der langen Hussitenkriege (vornehmlich in Böhmen) wird aber nichts daraus.

 

Aber auch Matthias beweist bei diesem Unterfangen keine glückliche Hand. Er ist zwar König von Ungarn und Kroatien, doch das Vorhaben, die habsburgischen Erblande zu erobern, gelingt nur zum Teil und zerfällt nach dem vorzeitigen Ende des „Herzogs von Österreich“. Sein Plan, sich Böhmens zu bemächtigen, mißlingt ebenfalls, und so verschließt sich ihm die letzte Möglichkeit, als König von Böhmen Reichsfürst und damit als König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wählbar zu werden.

 

Bild links: Standarte der Schwarzen Armee. Auf einigen Abbildungen ist selbige in schwarzer, statt weißer Färbung zu sehen. Unsere un- garischen Freunde erklären dazu, die Fahne sei im Luf der Jahrzehnte nachgedunkelt und verschmutzt.

 

In der Tradition Sigismunds steht aber auch der Nachfolger desselben, Friedrich III., der König (1440-1493) und Kaiser (1452-1493), der am längsten im Heiligen Römischen Reich regiert hat. In seine Zeit fallen unter anderem die Burgunderkriege, und sein Sohn und Nachfolger ist Maximilian I. (ab 1477 Herzog von Burgund, ab 1486 König und ab 1508 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, dem er den Zusatz Deutscher Nation verleiht; er stirbt 1519). Friedrich bewirbt sich auch als König von Ungarn, wird nur in West-Ungarn anerkannt und bleibt Gegenkönig. Vermutlich rührt aus diesen Querelen die lange Feindschaft zwischen ihm und Corvinus her.

 

1477 erklärt Matthias dem Friedrich den Krieg, erobert Niederösterreich, dann Oberösterreich und belagert schließlich Wien. Der Papst schaltet sich ein und verlangt einen Waffenstillstand, der jedoch auf wackligen Beinen steht. 1479 erklärt Matthias erneut den Krieg und 1482 zum dritten Mal. Der verläuft zwar ebenfalls siegreich für ihn, aber nun setzt die Kritik an ihm ein. Seine als antideutsch empfundene Politik läßt deutsches Nationalgefühl erwachen.

 

Matthias schafft ein stehendes Heer, die schwarze Armee, und setzt damit seine außenpolitischen Vorstellungen durch. In englischen Quellen ist oft zu lesen, Frankreich habe als erste Macht ein stehendes Heer eingeführt, das hat allerdings keinen Bestand. Außerdem waren die antiken Römer und Griechen viel eher dabei. Auch die Schwarze Armee hat ihren Schöpfer nur um wenige Jahre überlebt. Die Kosten für das stehnde Heer haben denn auch die ungarischen Finanzen zerrüttet.

 

Bild oben: Schwarze Armee - Sklupturen

 

 

Beim nächsten Mal

schauen wir uns die Schwarze Armee genauer an.