Burgunderkriege


Donnerstag, 04. Oktober 2018

Quelle

 

Selten genug kommt es ja vor, aber bei dieser Schlacht sind wir mit der Darstellung in Wikipedia sehr zufrieden und werden uns in unserem Bericht auf sie stützen. Leider gibt es vorab noch ein paar Dinge zu klären, die im Text zu Verwirrung führen könnten:

 

Brandschatzen hat einen schwerwiegenden Bedeutungswandel erfahren. Früher und auch zur Zeit der Burgunderkriege hat man darunter ein Zwangsgeld verstanden, das eine Gemeinde einem herumziehenden Söldnerheer oder dem Feind zahlen mußte, um nicht in Brand gesteckt zu werden (die Bürger mußten „schatzen“ = bezahlen); eine durchaus gängige Praxis auf allen Seiten der Soldaten, um die eigene Kasse aufzubessern. Oder der Befehlshaber griff zu diesem Mittel, wenn der Sold für die Söldner ausblieb und die Männer anfingen zu murren; daraus konnte sehr leicht eine Meuterei entstehen, da bediente man sie doch lieber aus fremden Kassen. Später in der Neuzeit wurde aus „brandschatzen“ das Gegenteil, nämlich „in Brand stecken“. Letzteres wird im „Wikipedia“-Eintrag gemeint sein.

 

Zenden sind die sieben Teilgebiete des Oberwallis (leitet sich vom Zehnten ab). „Die Zenden“ sind auch ein anderer Ausdruck für das Oberwallis. Hier im Wikipedia-Artikel werden sie wahlweise verwendet.

 

Topographische Karte: Darunter versteht man eine Landkarte, die auch die Geländeunterschiede darstellen will, meist durch Höhenlinien. Hier bei Wikipedia wird der Schlachtverlauf auf einer topographischen Karte wiedergegeben.

 


Eine wirklich große Auswahl an Figuren ...

 

Die Schlacht beginnt

 

Die Hauptmacht der Savoyarden unter Herzogin Jolanthe überquert (1-2) am Morgen des 13. November den Grenzfluß Morge (rote Linie), stößt dort auf die Vorhut der Waliser (2). Diese schlägt sie nach kurzem Gefecht in die Flucht. Gleichzeitig stößt eine kleine Abteilung Savoyarden oberhalb der Hauptmacht in Richtung Saviese (oberhalb der Pfeile) vor (obere rote Linie) und plündert und verbrennt unterwegs alle Dörfer. So will man aus zwei Richtungen Sitten erreichen. Die savoyardische Hauptmacht erreicht die Stadt und dringt in den westlichen Teil vor. Nun treffen die Walliser ein und werfen den Feind wieder aus der Stadt hinaus. (blaue Linie rechts - 4) Die Zenden konnten aber nur ihren Landsturm mit 3-4000 Mann aufbieten (eine Art Miliz, gebildet aus älteren Männern). Der ist in einer offenen Feldschlacht kein richtiger Gegner, und so können die Walliser sich nur schlecht gegen die Savoyarden und ihre schwere Panzerreiterei behaupten. In der Stadt Sitten selbst stehen lediglich 300 Verteidiger.

 

Vor der Stadt

 

Nun erreichen von oben die Berner, Solothurner, Freiburger (nicht zu verwechseln mit dem Ort im Breisgau) und andere (in Zukunft nur Berner genannt) mit gut 3000 Mann das Geschehen (grüne Linie). Unterwegs verjagen die Schweizer die Savoyarden, die oben herum zur Stadt Sinnen gezogen sind, und marschieren über den Sanetsch-Paß ins Tal.

 

Währenddessen haben sich die Truppen der Herzogin vor der Stadt neu formiert und dringen auf die Walliser ein. Diese fangen an zu weichen, und schon wenden sich die ersten von ihnen zur Flucht.

 

Die Berner halten die Zenden-Miliz zurück und machen jeden nieder, der weiterhin auf Flucht setzt.

 

Die Savoyarden ziehen ihre Front an der linken Flanke zurück, die durch den Ausfall der kleineren Abteilung ungedeckt ist. Berner und Verbündete stoßen genau in diese Lücke vor. Ihre geschlossenen Haufen dringen furchtbar in die Reihen der Feinde ein, bis diese in Panik geraten und Fersengeld geben. Die Savoyarden, die angelehnt an das burgundische Militärwesen aufgestellt sind, können die geschlossenen Schweizerischen Blöcke, einheitlich mit Stangenwaffen versehen, auf Dauer nicht standhalten – trotz nummerischer Überlegenheit.

 

Die Schweizer verfolgen die Sayoyarden bis nach Conthey (4) und nehmen die Stadt mal lieber gleich in Beschlag. Die Feinde haben alles stehen und liegen gelassen, und so erbeuten die Berner und ihre Verbündeten sechs Wagen voller Waffen und Ausrüstung, dazu einige Banner und 120 Streitrosse (Spezialzüchtungen, um die gepanzerten Ritter zu tragen). Über 1000 Feinde bedecken die Walstatt, darunter 300 Adlige – ein deutlicher Beweis dafür, wie wenig Panzerreiter und berittene gepanzerte Armbrustschützen gegen die Schweizer Heerhaufen ausrichten können. Hinzu kommt die militärisch und strategisch doch recht minderbegabte Herzogin Jolanthe, die vom Vorgehen der Schweizer Truppen schlichtweg überfordert ist.

 

Die Folgen

 

Wer ein so großes Heer verliert und nur ein mittelgroßes Herzogtum ist kann sich kaum gegen eindringende Feinde wehren. Nach der Schlacht erobert das Nordwallis binnen Tagen das Unterwallis und sichert sich auch den Großen St. Bernhard, einen strategisch äußerst wichtigen Paß, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen. Am 1. Dezember kommt es dann zum Waffenstillstand.

 

Wir erfahren auch diese allzu menschliche Begebenheit:

 

„Der Bischof von Sitten, Walther II. Supersaxo von der Fluhe, weigerte sich später, die eroberten Gebiete an Savoyen zurückzugeben und verleibte sie 1477 als Untertanengebiete dem Wallis ein. Dazu berief er sich auf die sogenannte «Carolina», ein Dokument, das beweisen sollte, daß die Grafschaft Wallis seinerzeit von Karl dem Großen Bischof Theodul als Lehen übergeben wurde. Dieses Dokument war eine Fälschung, welche der Bischof anfertigen ließ, um die Eroberung des Unterwallis zu legitimieren. Bischof Theodul lebte 450 Jahre vor Karl dem Großen.“

 

Durch den Erfolg übermütig geworden, strebt das Wallis noch jahrzehntelang danach, sein Gebiet kriegerisch zu erweitern.

 

Die Franzosen sehen es etwas anders.

 

Auf der französischen Wikipedia-Seite lesen wir unter anderem, daß der Fürstbischof von Sion (Sitten), Walter Supersaxo, Conthey 1475 angegriffen habe. Die mit den Burgundern verbündeten Savoyarden lassen sich das natürlich nicht gefallen, und so kommt es unter den Mauern von Sitten zur Schlacht. Die Savoyarden hätten die Stadt schon fast vollständig erobert, wenn nicht just in diesem Moment die Eidgenossen aufgetaucht wären und das Heer der Herzogin Yolande (Jolanthe) besiegt hätten.

 

Nächstes Mal

stellen wir dann die Schlacht nach.

 

Hinweis in letzter Stunde

Unser Marcel ist Großvater geworden und die Arbeit einen Tag liegengeblieben. Wir wünschen ihm und seiner Familie alles erdenklich Gute.