Kriege des Hoch-Barock, 1650 - 1700

Montag, 25. Januar 2016

Und hier doch noch eine Darstellung (gemeinfrei) des Heerzuges der Verbündeten. Gerade noch hereingekommen. Wir erkennen die drei Kolonnen: Kavallerie, Infanterie und Artillerie/Troß)

 

Ja, so kann es gehen. Für die Schlacht bei Seneffe findet sich kein gemeinfreier alter Kupferstich als Karte, sondern nur eine moderne Skizze. http://www.oocities.org/aow1617/seneffeuk.html

 

Schaut da ruhig mal drauf, die Karten sind prima, die Darstellung gut, wenn auch etwas “frankreichfreundlich”.

 

Wir wollen keine Urheberrechte verletzen, deswegen improvisieren wir und „bauen“ die Schlachtmanöver mit Plastiksoldaten nach. Auf beiden Seiten haben zusammen weit über 100 000 Mann an den Kämpfen teilgenommen, und das hat uns zusätzlich etwas Kopfschmerzen bereitet, wie man das wohl mit den Figuren nachstellen kann. Da haben wir uns auf die alten Kosim-Spiele besonnen und die Einzel-Figuren größere Einheiten annehmen lassen. Ein Infanterist ist demnach 1 Infanterie-Bataillon oder 5-600 Mann, ein Reiter entspricht 4 Schwadronen oder 5-600 Mann und 1 Geschütz steht für 12-15 Kanonen. So kommen wir mit ca. 200 Figuren für die Schlacht-Nachstellung prima hin.

 

        Die Quellen widersprechen sich mal wieder, und das in mehreren Punkten, deswegen haben wir Schlachtablauf und auch das Schlachtfeld so einfach wie möglich gehalten. Da ist der Fluß, die Pieton, anscheinend von Fuß- und berittenen Soldaten, ja sogar von Kanonen zu durchwaten, wird aber, wegen seines sumpfigen Ufers als Flankendeckung bezeichnet. Wir haben uns dafür entschieden, ihn nur als leichtes Bewegungshindernis zu werten. Ein anderes Beispiel: in der einen Quelle heißt es, das verbündete Heer sei in drei Säulen marschiert, links die Kavallerie, in der Mitte die Infanterie und rechts die Artillerie; in einer anderen heißt es, vorne seien Kaiserliche/Reichsheer, in der Mitte die Holländer und am Schluß die Spanier unterwegs gewesen. Wir haben uns für die Aufteilung nach Waffengattungen entschieden, hätten aber genauso gut die Variante nach Ländern wählen können.     

 

        Die Kürassiere mit Helm und Brustpanzer stammen von WATERLOO 1815, alle anderen Figuren von MARS. Das vereinte Heer ist nach Süden unterwegs, die Straße führt ja von Brüssel zum südbelgischen Mons. Eine kleine Eigenkritik: Die Schlacht hat am helllichten Tag begonnen, aus technischen Gründen ließen sich unsere Aufnahmen aber nur mit Blitz durchführen, so daß der Eindruck entsteht, die Abenddämmerung breche gerade herein.

 

 

Schlacht

 

Bild 1 und 2: Der Ort Seneffe wird von der Nachhut der Verbündeten blockiert, 500 spanische Dragoner sitzen hinter Schanzen im Ort, südlich davon stehen 5200 Reiter aus allen drei Ländern. Die Franzosen greifen den Ort mit Artillerie und 9 Bataillonen Infanterie an, benötigen aber dennoch eine ganze Weile, ehe sie die Spanier aus Seneffe hinausgeworfen haben.

 

– Die Franzosen greifen gleichzeitig mit 40 Schwadronen (10 Figuren) die gegnerische Kavallerie (mit 8 Figuren) an. Letztere weicht aber erst, als eine französische Vorausabgetilung (2 Figuren) eintrifft und ihr in die Flanke fällt. – Im Hintergrund (Richtung Süden) sieht man die davonmarschiende Armee der Verbündeten. Links folgen in einigem Abstand die französischen Truppen.

 

 

 

 

 

 

links Bild 1

unten Bild 2

 

 

Bild 3 (unten): Die Nachhut der Verbündeten, oder das, was von ihr übriggeblieben ist (3 Reiter) erhält Verstärkung von der Hauptarmee (9 Fußsoldaten) und stellt sich erneut die Aufgabe, den Feind aufzuhalten, damit die eigene Hauptmacht sich zur Schlacht aufstellen kann. – Der französische Feldherr Condé persönlich führt nun hier den Befehl, wartet nur wenige Verstärkungen ab (2 Reiter) und greift dann an. Seine überlegenen Truppen schlagen die Nachhut der Verbündeten erneut in die Flucht. Ein tapferer Gegenangriff der spanischen Reiterei auf dem rechten Flügel der Verbündeten, wird – natürlich – abgewiesen.

 

 

 

Bild 4 (unten): Zwischen zwei Waldstücken errichtet Wilhelm von Oranien auf der Straße eine neue Verteidigungslinie aus den Resten der Nachhut und Verstärkungen (insgesamt 8 Figuren Kavallerie und 14 Bataillone Infanterie). Die Franzosen, nach weiteren Verstärkungen immer noch in der Übermacht (wir vermuten: 14 Reiter und 14 Infanteristen), werfen auch diese Gegner zurück, beide Seiten erleiden jedoch schwere Verluste. – (Nicht im Bild, westlich des Geschehens): Derweil erreicht französische Reiterei den Troß der Verbündeten, jagt die Bedeckung und Troßknechte auseinander und rafft alles an sich, darunter auch die Kriegskasse der Verbündeten mit 600 000 Gold-Guilden.

 

 

 

Bild 5 (unten): Vor dem Ort Fayt sind die Verbündeten stehengeblieben und formieren mit starken Kräften eine vierte, endgültige Verteidigungslinie. Diese besteht zunächst aus (von uns hoch- und rückgerechnet) 12 Reitern, 18 Fußsoldaten und 3 Kanonen. - Condé hat viele der parallel mitreitenden französischen Kräfte mittlerweile zu sich herangezogen, stellt ein starkes Infanterie-Zentrum zusammen (18 Bataillone) und stellt 10 Reiter auf seinen linken und 8 Reiter auf seinen rechten Flügel. Ihnen gegenüber stehen je 6 Verbündeten-Reiter, allerdings 18 Infanteristen im Zentrum. Die überlegene französische Kavallerie stürmt gegen die Reiter der Verbündeten an und erzielt auch einige Erfolge …

 

Bild 6 (links): Dank auf beiden Seiten ständig eintreffender weiterer Verstärkungen (aus den jeweiligen Haupt-Armeen) werden die französischen Kavalleristen auf beiden Flanken zurückgeworfen, bis die alte Front wiederhergestellt ist. Auch im Zentrum kommen Condés Infanteriewellen nicht voran und erleiden schreckliche Verluste. Ein Hin- und Hergeschiebe beginnt, aber nirgendwo kann eine Entscheidung erzwungen werden.

 

 

 

Nach der Schlacht

 

Ab 20 Uhr stellt die Reiterei beider Seiten die Kampfhandlungen ein, ab 22 Uhr wird es auch für die Infanteristen zu dunkel. Gegen Mitternacht krachen wieder Schüsse, vermutlich sind zwei Patrouillen aufeinandergetroffen. Und nun wird es erneut rätselhaft: Während die nicht-französischen Quellen ausführen, daß daraufhin die französische Kavallerie sich abgesetzt habe, erklären die französischen Quellen, daß alle Truppen Condés am nächsten Morgen in guter Ordnung abgezogen seien. Die einen meinen dann, daß die Franzosen die Sinnlosigkeit einer Fortführung der Schlacht am nächsten Tag eingesehen hätten und noch in der Nacht abgezogen seien, und die anderen sind davon überzeugt, daß beide Armeen am nächsten Morgen im gegenseitigen Einvernehmen abmarschiert seien. Beide Seiten haben aber rasch ihren jeweiligen Hauptstädten ihren Sieg gemeldet. Da fällt uns wieder ein, daß Condé nach der Schlacht bei Freiburg 1644 ebenfalls „seinen Sieg“ nach Hause gemeldet hat. Aber Propaganda blüht heute auch noch, und wer die Vergangenheit kennt, weiß heute bei den unterschiedlichsten Fällen, daß alles schon einmal dagewesen ist. Der französische Philosoph Voltaire hat zu dieser Schlacht gesagt: „Das Volk … muß immer betrogen werden.“


Auf französischer Seite sollen es 7000 Tote und Verwundete gewesen sein, auf Seiten der Verbündeten 11 000 (allerdings eingerechnet 3000 Gefangener vom Angriff auf den Troß und den ersten Nachhut-Kämpfen).


Wir haben alle Stadien dieser Schlacht mit dem System DBA nachgespielt und sehr zufriedenstellende Ergebnisse erzielt.