Kriege des Hoch-Barock, 1650 - 1700


Freitag, 15. Juni 2018

Bild links: Reiterei für beide Seiten

 

Die Quellenlage

 

ist gut, vor allem die Franzosen legen sich hier zum Teil hervorragend ins Zeug. Wir bedienen uns aber in erster Linie eines schon recht alten Werkes, nämlich dem „Militair-Conversations-Lexicon“ Bd. 3 (1834) http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11083218_00120.html?zoom=0.6500000000000001

 

dessen 6 Bände auf den digitalen Seiten verschiedener Staats- und Universitäts-Bibliotheken vorliegen. Warum? Weil dieser Eintrag einen lebendigen Bericht der Schlacht liefert. Ergänzt haben wir diese Darstellung durch die nicht minder alten, aber kurzen und präzisen Angaben im zweisprachigen (deutsch und französisch) „Atlas des plus memorables Batailles, Combats et Sièges des temps ..., „

 

 

 

 

Bild links: Artilleristen für beide Seiten, am besten andere, leichtere Geschütze verwenden.

 

Schlachtbericht

 

Eigentlich will Graf Waldeck, der Befehlshaber an der niederländischen Front, mit seinem Feldzug warten, bis das brandenburgische Kontingent eingetroffen ist, aber da marschiert sein Gegenspieler, duc de Luxembourg, schon los. Ein Überläufer teilt dem Grafen mit, daß die französische Armee nicht so stark ist wie die der Verbündeten, und das hält Waldeck für eine günstige Gelegenheit, um sofort loszuschlagen. Dabei wird jedoch übersehen, daß das französische Korps Bouffiers zu Luxembourg stoßen will und diesen eher erreichen wird als die Verbündeten.

 

Luxemburg schickt einzelne Detachements (Abteilungen) voraus, die den Grafen über die wahren Absichten der Franzosen zu täuschen trachten. Nachdem das ausstehende Korps, das mittlerweile unter dem Befehl von General Rubantel steht, sich mit der französischen Armee vereint hat marschiert man in 5 Kolonnen (über 5 Straßen) auf Fleurus und stößt am 1. Juli auf die Verbündeten.

 

Die Franzosen stoßen in den fünf Kolonnen vor, um die Gegner an den Flanken zu umgehen. Vor allem an ihrem linken Flügel gelingt es ihnen, unter Nutzung von Hecken und hochstehenden Getreides die deckungslos auf der Ebene stehenden Holländer zu umgehen.

 

Bild oben und unten: Reiterei für beide Seiten

Schlachtbeginn

 

Um 13 Uhr läßt Waldeck seine Kanonen die Schlacht eröffnen, deren Geschosse bei der französischen Kavallerie einigen Schaden anrichten. Luxembourg gibt das Losungswort aus: „Le roi“ (der König), und schickt erst de Gournay und dann noch Turandel gegen den rechten Flügel der Verbündeten los. Bei Heppignies überschreitet de Gournay den dortigen Bach über eine aus Piken zusammengesetzten Notbrücke.

 

Luxembourg selbst wendet sich mit 9 Bataillonen Infanterie und 31 Geschützen ans andere Ende des Schlachtfeldes in Richtung Ligny und von dort auf Marbais zu (gepunktete Linie auf großer Karte). Die Schlacht ergeht sich nun in Einzelgefechte zwischen den verschiedenen Bataillonen, derweil schießt die französische Artillerie von den Höhen bei St. Armand aus Salve um Salve in die feindliche Kavallerie. Waldeck erfährt erst jetzt von Luxembourgs Manöver und schickt ihm seine schwachen Reserven und die Reiterei vom 2. Treffen entgegen.

 

De Gournay wird mit seiner Reiterei über den Bach Ligny zurückgeworfen, wobei er sein Leben verliert; der Infanterie unter Rubante ergeht es nur unwesentlich besser. Doch Waldeck ruft seine Truppen von der Verfolgung zurück und schickt sie wieder in ihre ursprünglichen Stellungen. Die Franzosen können sich so jenseits jenseits des Bachs sammeln und behaupten.

 


Bild links: Infanterie für beide Seiten

 

 Luxembourg am anderen Flügel hat inzwischen die Reiterei der Verbündeten durch seinen Flankenangriff genötigt, hinter ihrer Infanterie Schutz zu suchen. Als er anfängt, auch das feindliche Fußvolk niederzumachen, sammelt Graf Waldeck seine Truppen und zieht seine Truppen in zwei Treffen ein Stück weit zurück. Die Franzosen bilden ebenfalls zwei Treffen (s. gepunktete Doppellinie auf großer Karte) und müssen zunächst einen heftigen Gegenangriff der Verbündeten (14 Bataillone und 6 Schwadronen) zurückschlagen. Der spanische Generallieutenant d‘Hubuy fällt mit seinen Reitern den Franzosen in die Flanke, kann sogar etliche von deren Geschützen erobern und muß endlich der Übermacht weichen, die gesamte Artillerie der Franzosen schießt sich auf ihn ein.

 

Gegen 19 Uhr verlassen die Verbündeten das Schlachtfeld, ihre Kavallerie ist schon früher abgezogen. Die Franzosen bleiben noch den folgenden Tag auf dem Schlachtfeld, ehe sie abziehen. Die Verbündeten verlieren nach französischen Angaben 6000 Mann und 8000 Gefangene, dazu 48 Geschütze, von denen die Garnison von Charleroi aber 25 bergen kann, nachdem die Franzosen fort sind. Die Verbündeten besehen darauf, daß sie weniger Verluste als der Gegner erlitten hätten.