Kriege des Hoch-Barock, 1650 - 1700


Donnerstag, 29. August 2019

Bild oben: Seeschlacht vor Texel 1673 zwischen der holländischen und der vereinzen englisch-französischen Flotte; gemeinfreier Stich.

 

Ausnahmsweise …

ist die deutsche Wikipedia-Seite zum Holländischen Krieg gut geraten, und so orientieren wir uns gern an ihr.

 

Holländischer Krieg 1672-1678 - Vorgeschichte

 

In der letzten Folge waren wir im Spanisch-französischen Krieg, genauer in Valenciennes, wo Ludwig XIV. sich mit Spanien angelegt hat. Heute, ein paar Jahrzehnte später, läßt der Sonnenkönig seinen Unmut an Holland aus, aus dem er sich ein paar Brocken herausbrechen möchte. Nicht umsonst heißt dieser Krieg in älteren deutschen Texten auch Zweiter Raubkrieg Ludwigs XIV. – aber das darf man heute ja nicht mehr sagen.

 

Vorangegangen ist der sogenannte “Devolutionskrieg” (1667-68). Devolution ist ein Begriff aus dem Erbrecht, der die Rechte von Kindern aus zweiter Ehe hervorhebt. Ludwig hat sich darin nochmals mit Spanien angelegt und größere Stücke aus den Spanischen Niederlanden an sich gerissen. Man nennt diese Auseinandersetzung auch den Ersten Raubkrieg Ludwigs XIV. Vornehmer in Frankreich umschrieben mit “Reunionskrieg”. 

 

Bild oben: Französische Truppen plündern eine holländische Ortschaft, gemeinfreier Stich.

 

 

Jetzt also Holland, genauer gesagt dessen Nordteil, die sogenannten 7 Provinzen, also das Gebiet, das sich erfolgreich im 80-jährigen Krieg von Spanien losgesagt hat. England, Schweden und Holland, vormals Verbündete der Franzosen, vor allem im 30-jährigen Krieg, haben 1668 Frankreich mit Krieg gedroht, wenn es seine Angriffe auf Spanien nicht einstellte. Daß seine Verbündeten sich gegen ihn wenden, wurmt den nicht nur eitlen, sondern auch mimosenhaften Sonnenkönig.

 

Aber nicht nur diese drei Mächte haben sich gegen Frankreich gestellt, das Land ist durch seinen grundlosen Angriff auf Spanien in die politische Isolation geraten. Ludwig möchte zwar am liebsten sofort losschlagen, muß aber befürchten, daß dann mehrere europäische Mächte gegen ihn zu den Waffen greifen. Die französische Diplomatie bringt es tatsächlich fertig, England und Holland zu entzweien und Schweden (mit Hilfe enormer Geldzahlungen) zurück auf seine Seite zu ziehen. England und Holland hingegen führen ihren 3.(See-)Krieg.

 

Es gilt jedoch weitere Verbündete zu finden und mögliche Gegner auszuschalten. Das Heilige Römische Reich verpflichtet sich, nur einzugreifen, wenn Reichsgebiete unmittelbar bedroht werden. Zur Sicherheit schickt Ludwig Kaiser Leopold I. noch einen Ungarn-Aufstand auf den Pelz (wiederum wirkt französisches Geld Wunder). Bayern bekommt auch etwas in die Staatsschatulle, und Brandenburg verpflichtet sich zum Stillhalten. Damit sind die drei wichtigsten deutschen Staaten – die Habsburglande, Brandenburg und Bayern – ausgeschaltet. Als sich dann auch noch das Erzbistum Köln und das Bistum Münster auf die Seite Frankreichs schlagen, steht Holland ohne Verbündete da. Inzwischen ist es 1672 geworden, dabei hätte der Sonnenkönig so gern viel früher losgeschlagen.

 

Bild oben: Holländische Truppen erobern 1673 Naarden zurück, gemeinfreier Stich.

 

 

Kriegsverlauf

 

1672 erklären England und Frankreich Holland den Krieg. Französische Truppen dringen ungehindert über Lüttich (das Erzbistum ist halb eigenständig und gehört nie den spanischen oder später östereichischen Niederlanden an) und Kleve in Holland ein. Der Statthalter der Niederlande, Wilhelm III. von Oranien-Nassau, kann die vollständige Katastrophe nur abwenden, indem er die Schleusen und Dämme öffnen und somit das Land fluten läßt. Der Großteil der Bevölkerung wird hinter diese “Holländische Wasserlinie” verbracht, und tatsächlich können die Franzosen dieses Hindernis nicht überwinden. Ludwig muß sich andere Ziele suchen.

 

1673 belagert er Maastricht und verletzt damit spanische und kaiserliche Interessen. Ludwig muß Truppen an den Mittelrhein und ins Elsaß schicken, um die Deutschen abzuwehren (Entzheim liegt im Elsaß). Nach mehreren Niederlagen zur See zieht England sich 1674 aus dem Krieg gegen Holland zurück. Brandenburg überlegt es sich anders und schließt sich dem Bündnis von Kaiser, Spanien und Holland an. Auch der Bischof von Münster hat inzwischen Bedenken und tritt dem Bündnis bei. Er wendet sich gegen Schweden und greift Bremen-Verden (das damals zu Schweden gehört) an – Bremen-Verdener Feldzug. Nachdem die Brandenburger nach Westen marschiert sind, fallen die Schweden an der Ostseeküste ein, der schwedisch-brandenburgische Krieg bricht aus. Dänemark mischt sich ebenfalls ein, und so entsteht daraus der Schonische Krieg.

 

Bild links: Der französische Angriff 1672, gemeinfreie Karte.

 

 

Trotzdem schließlich halb Europa im Krieg liegt, bleiben die französischen Armeen weitgehend siegreich, und so kann der Sonnenkönig im Friedensvertrag zu Nimwegen zwar nicht alle eroberten Gebiete für sich erlangen, aber doch die meisten. Brandenburg, das den Schweden ordentlich Prügel verabreicht hat (wir haben uns bereits die Schlacht bei Telschi näher angesehen), muß auf Druck Frankreichs alle seine Eroberungen wieder herausrücken.

 

 

Beim nächsten Mal

Nehmen wir uns den historischen Schlachtbericht vor.