30jähriger Krieg 1618 - 1632, erste Hälfte


Mittwoch, 10. Januar 2018

Bild links: Kosaken zu Pferd (Orion)

Vorwort

 

Wir folgen bei diesem Bericht einer englischen Schlachtbeschreibung. Die schwedischen wie die polnischen Quellen (selbst deren entsprechende Wikipedia-Seiten) klaffen kilometerweit auseinander. Während die Schweden das Ganze als unbedeutendes Scharmützel abtun, schwärmen die Polen vom zweitgrößten Sieg der polnischen Truppen, der den Schweden die Blüte ihrer Kavallerie gekostet habe. Propaganda wie wir sie inzwischen zur Genüge kennen.

 

Sicher gehen die Polen aber recht in der Annahme, daß die Schweden nach dieser Niederlage nicht mehr in der Lage sind, erneut in Preußen in die Offensive zu gehen. Auch ist es ihnen hier erstmal gelungen, die Schweden in offener Feldschlacht zu schlagen. Und gewiß hat der später vielgerühmte Gustav Adolph hier wenig militärische Größe bewiesen, sondern sich wie ein Tölpel besiegen lassen. Eine Erkenntnis dürfte ihm aber bei der Schlacht gekommen sein: Nur im Verbund mit Infanterie und Artillerie kann seine Kavallerie glänzen. 

 

Bild links: Polnische Flügelhusaren (Orion)

Schlacht

 

Die preußische Verstärkung für die Polen unter General von Armin und Ernst Georg Sparr (5000 Kürassiere und Fußsoldaten) treffen im späten Frühjahr 1629 in Preußen ein und lagern bei Graudenz. Gustav Adolph hält sich schon seit Mai in dieser Gegend auf, genauer gesagt bei Honigfelde, einem Dorf unweit von Stuhm (heute Sztum). Die 9000 hier zusammengezogenen schwedischen Soldaten (4000 Reiher und 5000 Mann Fußvolk) sind zum Kampf bereit.

 

Der Schwedenkönig hat ursprünglich vorgehabt, die Vereinigung der beiden Armeen (polnische und kaiserliche) zu verhindern und beide Verbände einzeln zu bezwingen. Darin scheitert er jedoch, weil die Gegenseite schneller ist, und so zieht er nun in Richtung Marienburg zurück, weil er die Auseinandersetzung mit der zahlenmäßig überlegenen gegnerischen Armee scheut. Doch Polen und Deutsche heften sich dem Feind an die Fersen und treffen bei Honigfelde auf die Nachhut des Gegners. Am 17 Juni kommt es rings um das Dorf zu ersten Scharmützeln. Als Gustav Adolph erfährt, daß der Feind ihm schon im Nacken sitzt, schickt er den Grafen von Salm (seinen Oberbefehlshaber über die deutsche Reiterei) mit seinen Truppen fort nach Marienburg. Doch dieser gehorcht nicht und verbleibt mit seinen Mannen bei Honigfelde.

 

Bild links: Kosaken (Mars)

 

 

In der Zwischenzeit trifft der polnische Kronhauptmann (der Kron-Hetmann oder Oberbefehlshaber nach dem König) mit seinen Reitern ein und befiehlt den „Kosaken“ (mittelschwere polnische Kavallerie, die wie Kosaken gekleidet ist), durch den Wald von Sadowe im Nordwesten zu dringen, während seine „Husaren“ (Lanzenreiter) den Feind durch die Hügel südöstlich des Dorfes umgehen sollen. Als letzte treffen auch von Arnim und seine Kürassiere am Schlachtort ein und gehen sofort in Schlachtordnung. Diesen schweren Reitern obliegt es, die Schweden frontal anzugreifen, während die Polen diesen von beiden Seiten in die Flanken fallen.

 

Als die Kosaken sich zeigen, eröffnen die Schweden aus ihren Lederkanonen das Feuer auf sie. Gleichzeitig greifen die berittenen Arkebusiere des Grafen von Salm ein. Beide Reitergattungen verstehen sich darauf, aus dem Sattel ein Gewehr abzufeuern (die Kosaken benutzen auch gern Pistolen), aber die schwedischen Reiter können die Polen bald in den Wald zurückdrängen.

 

 

Bild links: Schwedische schwere Kavallerie (Mars)

 

Da tauschen auf der anderen Seite die Husaren auf. Einige von ihnen fallen sofort über die Artillerie (nebst den 60 Musketieren, die hier zum Schutz der Kanonen stehen) her, der große Rest aber stößt den berittenen Arkebusieren in den Rücken, die noch im Gefecht mit den Kosaken begriffen sind. Als die Arkebusiere sich von mehreren Seiten angegriffen sehen, bricht ihre Formation sofort zusammen, und jeder sucht sein Heil in der Flucht nach Norden, wo sich die schwedische Hauptarmee befinden muß. Wenig später taucht Gustav Adolph bei Honigfelde auf und hilf dem Grafen von Salm dabei, seine Reiter zusammenzuhalten. Gleichzeitig greifen die schwedischen Kürassiere der Regimenter Pauli und Anrep ins Geschehen ein. Doch die heillose Flucht der berittenen Arkebusiere nimmt auch den Kürassieren den Mut, und etliche schließen sich ihnen an. Bald sehen sich die verbliebenen Kürassiere nebst dem Schwedenkönig von den Kosakenscharen umringt, die kehrtgemacht haben und wieder in den Kampf eingreifen. Fast gelingt es den Polen, Gustav Adolph selbst in die Hand zu bekommen und gefangenzunehmen. Einer seiner Kürassiere schafft es gerade so eben noch, ihn zu retten und fortzubringen.

 

Bild links: Berittene kaiserliche Arkebusiere (Mars)

 

Beim Dorf Straszewo kommt es dann zur Entscheidung. Feldmarschall Wrangel steht hier mit der schwedischen Vorhut und leistet den Verfolgern genügend Widerstand, damit sein König einige der fliehenden Verbände in die Schlacht zurückführen kann. Auf sie trifft die volle Wucht des Angriffs der kaiserlichen Kürassiere und der polnischen Husaren. Die Schweden weichen und ziehen sich bis Pilkowitz zurück, wo die restliche schwedische Reiterei in Stellung gegangen ist, Die Infanterie und die Feldgeschütze stehen am Flußübergang bei Neudorf (etwa 7 Kilometer von Honigfelde entfernt). Als die Fliehenden und Verfolger Pilkowitz erreichen, greifen die berittenen Arkebusiere vom Regiment Johann Streiff von Lauenstein ein und verschaffen den Bedrängten eine Atempause.

 

Die Schlacht geht hin und her, bis von Arnims Kürassiere eintreffen (auf ihren schwereren Rössern sind sie langsamer als die anderen Reiter) und mit ihrem Angriff die Entscheidung bringen. Die Schweden können ihrem Ansturm nicht standhalten und ziehen sich nach Neudorf zurück. Die dortige Artillerie und Infanterie bringt die Kaiserlichen und Polen zum Stehen. Beide Seiten sind erschöpft, und bei Einbruch der Nacht enden die Kämpfe. Am nächsten Morgen eilt alles von den Schweden, was noch laufen kann, nach Marienburg zurück.

 

Die Polen haben etwa 300 Mann verloren, bei den Schweden sind es 600 (fast ausschließlich Reiter), zusätzlich dazu machen die Polen 200 Gefangene.

 

Natürlich verfolgen die Polen die Schweden weiter, und Hetman Koniecpolski läßt den Feind am 15. Juli noch einmal angreifen. Doch Male der Sieg will ihm nicht mehr gelingen.