Die Glaubenskriege, 1550 - 1618


Mittwoch, 25. April 2018

Bild oben: Schlacht von Moncontour gemeinfreies zeitgenössisches Gemälde; beachte den Tercio im Vordergrund, der an mehreren Seiten von verschiedenen Gegnern angegriffen wird


Die Schlacht von Moncontour gehört zu den sogenannten Hugenotten-Kriegen (1562-98) den Religionskriegen von Frankreich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Diese Auseinandersetzungen sind eigentlich eine Abfolge von 8 Kriegen, es kommt aber im Folge-Jahrhundert zu weiteren Auseinandersetzungen, die erst mit der Eroberung der Hochburg der Hugenotten, La Rochelle, 1628 aufhören. Ludwig XIV. hebt dann Ende des 17. Jahrhunderts das Edikt von Nantes wieder auf, woraufhin es zur Massenauswanderung der verbliebenen Hugenotten in die umliegenden protestantischen Länder kommt (weswegen man zum Beispiel im späteren Preußen noch heute viele französisch klingende Nachnamen antrifft).

Hugenotten nennt man damals von katholischer Seite alle Protestanten in Frankreich, streng genommen sind darunter aber nur die Calvinisten anzusehen, die Anhänger Calvins. Neben Luther sind in jener Zeit auch andere Religionsstifter hervorgetreten, Zwingli zum Beispiel den wir anläßlich der Kappeler Kriege kennengelernt haben. Nun, Calvin ist Franzose und entwickelt seine Lehre in den 30er Jahren des 16. Jahrhunderts. Als der – katholische – König anfängt, die Protestanten zu verfolgen, muß Calvin fliehen und setzt sich in die Schweiz ab (es gibt für ihn noch weitere Stationen, doch die spielen in diesem Zusammenhang keine Rolle). Es gibt mehrere Deutungsvorschläge für die Herkunft des Begriffes „Hugenotten“. Am wahrscheinlichsten halten wir diejenige, die auf die Verballhornung des Wortes „Eidgenossen“ (für die Schweizer) hinweist. Auf dem Weg zu den „Hugenotten“ ruft man diese Leute auch „Eugenotten“, und da wird die Abstammung von den Eidgenossen noch klarer.

 

Bild oben: Plünderung der Kirchen von Lyon durch Calvinisten gemeinfreies zeitgenössisches Gemälde, ursprünglich Pierre Caron zugeschrieben


Man nennt die Hugenottenkriege auch französische Religionskriege, so wie sie damals rund hundert Jahre lang die Innen- und Außenpolitik Europas bestimmt haben. Und wie in allen anderen Religionskriegen jener Zeit spielen ganz andere Interessen eine mindestens ebenso wichtige Rolle. Der französische Adel will sich gegen den König behaupten, der die Zentralmacht über das Land anstrebt; außenpolitisch mischen sich „Hinz und Kunz“ ein, natürlich, nein, nicht um die Menschenrechte in Frankreich zu bewahren, wie man es heute begründen würde, sondern um die jeweiligen Religionsbrüder vor Ungemach zu bewahren. Wie zu allen Zeiten rennen schwärmerische Jünglinge den in ihren Augen Bedrängten zu Hilfe, hier vor allem aus Norddeutschland den Hugenotten (und wie die Verrückten, die in unserer Gegenwart zum IS gelaufen sind, haben auch die damaligen Schwärmer hauptsächlich als Kanonenfutter gedient), aber auch Engländer mischen mit, obwohl sie Anglikaner sind, Hauptsache, es geht gegen die Spanier. Letztere sind natürlich auch dabei, führen zwar gerade Krieg gegen unbotmäßige Teile Hollands, müssen aber ihren Rücken schützen, weil im Süden Frankreich an ihr Territorium im heutigen Belgien grenzt – und sowohl katholische wie hugenottische Kräfte in Frankreich würden sich gern ein Stück aus dem spanischen Kuchen reißen.

 

Wie oben schon erwähnt, rüsten sich beide Seiten alle paar Jahre zu einem neuen Krieg – es gibt offiziell acht -, und die haben meist nur eine größere Schlacht zu bieten. Die einzelnen Kriege gehen mal für die eine mal für die andere Seite besser aus, der nachfolgende Unmut der unterlegenen Seite löst dann den nächsten Konflikt aus. Militärtaktisch verlaufen die Schlachten wie sonst auch zu dieser Zeit üblich, „Gevierte“ (Tercios) aus Pikenieren und Arkebusieren (im Verhältnis 4:1), ein paar Musketen sind auch dabei, wenig Artillerie, viele Kürassiere. Die Kugeln der Musketen, die damals auf- und zum Einsatz gekommen sind, haben alle Rüstungen durchschlagen. Man glaubt daher, auf Feldgeschütze verzichten zu können und behält nur die Belagerungsartillerie. – Ach, und noch eine Besonderheit: Für unsere Verhältnisse werden sehr viele Anführer von beiden Seiten heimtückisch oder durch ein Attentat ermordet; man scheut auch nicht davor zurück, einen gegnerischen Führer zu Verhandlungen zu bitten, um ihn dann im wahrsten Sinn des Wortes um die Ecke zu bringen. Nicht, daß die anderen europäischen Fürsten allesamt Tugendbolde gewesen sind, aber in Frankreich hat eine solche „Politik“ seit dem Mittelalter Tradition. Ein letzter Gedanke: der lange Bürgerkrieg schwächt Frankreich sehr, aber dafür hat sich das Königtum dann mit Ludwig XIV. endgültig durchgesetzt. Ganz im Gegensatz zum Dreißigjährigen Krieg, nach dem der deutsche Kaiser dem Adel sehr viele Zugeständnisse machen muß.

 

Bild oben: Schlacht bei Moncontour gemeinfreier zeitgenössischer Stich; beachte die exakte Aufreihung der einzelnen Verbände.

 

Dritter Hugenottenkrieg (1568-70)

 

Nachdem der zweite Krieg mit einer Bestätigung der religiösen Freiheiten der Protestanten geendet hat, läßt das viele Katholiken nicht ruhen. Überall entstehen katholische Bruderschaften und Bünde, und die Anführer der Hugenotten fliehen vom Königshof. Etliche ihrer Anhänger werden erschlagen, und in einem neuen Edikt spricht man den Hugenotten das Recht zur freien Religionsausübung ab. Das läßt die bereits im Aufstand befindlichen ebenfalls großteils calvinistischen Holländer nicht ruhen und sie schicken eine Armee nach Frankreich. Diese ist aber so schlecht ausgerüstet, organisiert und mittellos, daß sie dankbar das Geldgeschenk des französischen Königs annimmt und wieder nach Hause marschiert.

 

Die geflohenen Hugenotten stellen im Süden des Landes, wo sie besonders stark sind, eine neue Armee auf. Zu den französischen Soldaten stoßen 16 000 mittlere Kürassiere und neu ausgehobene Landsknechte als Kriegsfreiwillige aus Deutschlands Norden (auch heute noch ist Niedersachsen für seine Pferdezucht berühmt) unter dem Befehl des calvinistischen Pfalzgrafen und Herzogs von Zweibrücken, dem vor einigen Jahren der katholische Kaiser Karl V. die Ländereien entzogen hat. Der Herzog kommt kurz darauf auf dem Schlachtfeld ums Leben, aber seine Kavallerie bleibt in Diensten der Hugenotten. Das nötige Kleingeld zum Unterhalt dieser nicht eben kleinen Truppe liefert die englische Königin Elisabeth I., die überhaupt größere Mittel schickt, um den Kampfwillen der Hugenotten frisch zu halten. Das kennen wir Heutigen ja auch alles irgendwie. Im März schlägt man sich bei Jarmac, wo der protestantische Oberbefehlshaber, Fürst Condé fällt. Danach führt Admiral Coligny die Streitkräfte der Hugenotten. Bei La Roche l’Abeille schlagen die Hugenotten die Katholiken in die Flucht, ohne den Sieg jedoch ausnutzen zu können, und im Oktober stehen sich beide Seite bei Moncontour gegenüber. Dazwischen wird von beiden Seiten mit meist mindergroßem Erfolg belagert, und man massakriert Anhänger der jeweils „falschen“ Religion.

 

Schlachtaufstellung (nach „The Perfect Captain“ http://perfectcaptain.50megs.com/PistoScens.pdf)

 

Bild oben: „Bartholomäusnacht“ Massaker an Protestanten gemeinfreies zeitgenössisches Gemälde von Francois Dubois

Katholiken

 

Reiterei:

Leibwache des OB

5x Schwadron Gendarmes, Lanzierer

2x Schwadron Chevaux-Leger, leichte Reiterei

2x Petronels, berittene Arkebusiere

2x Spanische Kürassier-Regimenter, m Reiterei

3x deutsche Kürassier-Regimenter, m Reiterei

 

Infanterie:

Schweizer IR Pfyffer

Schweizer IR Clery

Franz. Vieille Bande, IR Piedmont

Franz. Vieille Bande, IR Garde francaise

Franz. Legion, IR Martigues

Franz. Legion, IR Rieux

2x toskanische IR

2x neue franz. IR

2x „Ausschuß“, Aufgebots-IR

1x wallonisches Tercio

3x deutsche Landsknechte, IR

 

Artillerie:

2x m Geschütze
5x l Geschütze

 

Bild links: Massaker von Meridol gemeinfreier Stich von Gustave Doré, ca. 300 Jahre später entstanden

 

Hugenotten

 

Kavallerie:

3x „Müller“, franz. und holländische Panzerreiter-Schwadronen

1x s Kürassier-Regiment

1x Schwadron l Reiterei

2x Schwadron Petronels, berittene Arkebusiere

6x deutsche Kürassier-Regimenter, m Kav

 

Infanterie:

4x deutsche Landsknechts IR

3x hugenottische IR

3x hugenottische frisch ausgehobene IR

 

Artillerie:

1x m Geschütz

4x l Geschütz

 

Um die Vorgänge der eigentlichen Schlacht kümmern wir uns dann beim nächsten Mal.

 

 

 

 

 

Bild oben: Ermordung von König Heinrich III., gemeinfreier zeitgenössischer Stich