Die Glaubenskriege, 1550 - 1618

Schlachten

Schlacht bei Nieuport, 1600

Schlachtaufstellung

Schlachtbericht


Sonntag, 21. Mai 2017

Bild oben: Die Schlacht bei Nieuport, Quelle Wikipedia

 

Die Schlacht

 

Die erste Linie der niederländischen Infanterie steht auf mehreren Dünen in einer starken Verteidigungsstellung mit Kanonen an den Flanken. Moritz von Oranien hat seine besten Regimenter unter dem Kommando des Francis Vere dort postiert. Der Engländer verzichtet darauf, eine Vorausabteilung auszusenden, und erwartet die Ankunft der spanischen Armee.

 

Die Spanier schicken 500 Arkebusiere voraus, um das weitere Vorrücken abzusichern. Die beiden Tercios an der Spitze, die sich aus meuternden Truppen mit zusammen etwa 2000 Mann zusammensetzen, beginnen den Angriff mit einem schnellen Vorstoß die Dünen hinauf. Trotz ihrer Meuterei, wollen sie nicht auf ihr Vorrecht verzichten, in der Schlacht den ersten Angriff führen zu dürfen. Sie werden zurückgeschlagen und verlieren darüber ihre Schlachtordnung, während sich die spanische zahlenmäßig schwächere Kavallerie, die die Flanke der Infanterie an den Dünen schützt, vom Gegenangriff der niederländischen Kürassiere in die Flucht schlagen läßt. Die niederländische Reiterei ist der spanischen durchweg um das Zweieinhalbfache überlegen und setzt sich größtenteils aus Kürassieren zusammen. Bei den Spaniern teilt sich die Reiterei in Lanzierer, Kürassiere und berittene Arkebusiere. Doch auch die niederländischen Kürassiere kommen nicht weit, geraten sie doch in das Feuer der spanischen Infanterie.

 

Bild links: berittene Arkebusiere


Nun rückt das zweite spanische Treffen gegen das friesische Regiment vor. Moritz von Oranien setzt sein gesamtes zweites Treffen in Marsch, um diesen Abschnitt zu schützen und die Front zu stabilisieren. Dann läßt er seine gesamte Kavallerie bis auf eine kleine Reserve die Flanke des Gegners angreifen. Die Kürassiere schlagen die dortige zahlenmäßig deutlich zahlenmäßig unterlegene spanische Kavallerie in die Flucht, und die aus Meuterern bestehenden Terzio-Kompanien fliehen vom Schlachtfeld. Die Niederländer werden jedoch vom dritten Treffen der spanischen Infanterie aufgehalten, die von ein paar Kanonen unterstützt wird. Die niederländische Kavallerie muß sich unter schweren Verlusten zurückziehen

 

Bild links: Laut Wikipedia-Artikel, die Enfilade


Währenddessen sehen sich die englischen Regimenter den Terzios von Monroy und Villar gegenüber. Die Engländer sind in der neuen Taktik der Enfilade ausgebildet und können deshalb fortlaufend auf die Spanier feuern, die, gedeckt durch Arkebusiere, langsam die Dünen heraufkommen. Eine Zeitlang bleibt der Kampf ausgeglichen, schließlich gelingt es den Spaniern aber, den Feind von der Spitze der Dünen zu vertreiben. Francis Vere ruft um Hilfe, aber Moritz hat im Moment andere Sorgen; die schließlich entsandten Verstärkungen kommen zu spät, und die Engländer rennen davon.  Vere wird um ein Haar gefangengenommen, seine Engländer verstecken sich zwischen den Dünen, und die restlichen Truppen (Niederländer, französische Hugenotten und Schotten) geraten in Panik.

Bei diesem Verfahren stellten sich die Schützen in geschlossenen Reihen bis zu zehn Mann hintereinander und bis zu zehn Mann nebeneinander auf, der Abstand zur benachbarten Abteilung betrug jeweils fast 2 m. Die Vordermänner der Reihen gingen bei Kampfbeginn ein kleines Stück nach vorne und feuerten ihre Arkebusen oder Musketen ab. Anschließend marschierten sie außen durch die Gassen nach hinten, während die zweiten in der Reihenfolge in die Feuerstellung gingen und alle anderen nachrückten. Dann stellten sich die zweiten hinten an, und die dritten feuerten, und so weiter. Wenn alle einmal geschossen hatten, hatten die ersten Schützen im Normalfall genug Zeit gehabt, ihren Vorderlader wieder schussbereit zu machen.

 

Bild links: schwere Kürassiere


Die Spanier sind nach dem anstrengenden Tag kaum in der Lage, diesen Vorteil zu nutzen. Außerdem ist ihre Kampfordnung durcheinandergeraten, Musketen und Piken haben sich vermischt. Moritz von Oranien schickt seine nur drei Schwadronen umfassende Kavalleriereserve gegen den Feind. Dieser Angriff zum rechten Zeitpunkt verläuft erfolgreich. Verwirrung macht sich unter den Spaniern breit, und sie ziehen sich langsam zurück. Vere, dem es inzwischen gelungen ist, einige englische Kompanien hinter einer Batterie zu sammeln, greift zusätzlich ins Kampfgeschehen ein, wobei er von den Einheiten des dritten Treffens unterstützt wird, die ihm ursprünglich zu Hilfe kommen sollten. Die Spanier stehen jetzt unter so starkem Druck, daß sie in Unordnung fliehen.

An der rechten Flanke der Niederländer hat Erzherzog Albrecht derweil sein drittes Treffen in den Kampf geschickt. Moritz von Oranien sieht seine Chance und schickt seine erschöpfte Kavallerie ein letztes Mal in die Schlacht. Unter dem Kommando seines Vetters Ludwig Günther von Nassau wird die spanische Reiterei endgültig vom Schlachtfeld vertrieben. Die spanische Infanterie, die schon frontal angegriffen wird, kann den Angriff in ihrer Flanke nicht mehr abwehren und weicht zurück. Nach einer Weile bricht ihre Front zusammen, und eine Einheit nach der anderen rennt davon und läßt sogar die Waffen zurück. Die Überlebenden zerstreuen sich, und es ist nur der Untätigkeit der niederländischen Garnison in Ostende zu verdanken, daß die spanische Armee nicht vollständig vernichtet wird.

Die Verluste der Spanier sind hoch, ungefähr 2500 Mann, darunter viele Offiziere und schwer zu ersetzende Veteranen. Die Artillerie fällt in Feindeshand. - Die Niederländer erleiden ebenfalls hohe Verluste. Zusammen mit den Verlusten bei Leffinghem verlieren sie etwa 2000 Mann, darunter ebenfalls viele Veteranen.

 

Bild links: Schützen und Pikeniere



Nachhall

 

Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, setzen die Niederländer hier zum ersten Mal ihre neue Taktik ein, die von allen anderen protestantischen und mit den Protestanten sympathisierenden Ländern (vor allem das sich ansonsten katholischer als er Papst gebende Frankreich) nach und nach übernommen werden, während vornehmlich Spanien (bis 1670) und abgestuft die katholischen Mächte bis zur zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges dem Terzio treu bleiben.

 

Nieuport gilt gleichzeitig als die erste Feldschlacht, in der die Holländer gegen die Spanier den Sieg davontragen konnten.

 

Genützt hat der Sieg Moritz wenig bis gar nichts. Sein eigentliches Ziel, Dünkirchen einzunehmen, steht außerhalb seiner Möglichkeiten. Der Ort bleibt weiterhin der Hauptsitz der Spanien-freundlichen Piraten, die damit fortfahren, die niederländischen Handelsschiffe zu überfallen. Moritz selbst hat seine Verbindungslinien zu sehr überzogen und muß schon nach wenigen Wochen Flamen wieder verlassen.

 

Bild links: Artillerie

 

Aber eines hat Moritz bewirkt: Die Feldherren erkennen nun (wieder), den Wert einer Reserve: Mit lediglich drei Schwadronen Reiterei (nur ein paar hundert Mann), die er bis zum Schluß zurückgehalten hat, greift er die erschöpften Spanier an, die über keinerlei Reserven verfügen und den Ansturm nicht abwehren können.

Ausklang

Wir drucken die zeitgenössische Karte hier nochmals ab, weil manche Phasen und Wendungen der Schlacht erst durch sie verständlich werden.